Kapitel 1.

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                             Emily
Der Wecker klingelte, was mich dazu verleitete diesen nervigen Krachmacher von dem Schrank zu stoßen.
Scheiß Ding...
Ich öffnete langsam meine lichtempfindlichen Augen. Mürrisch schritt ich zum Fenster und die zog Vorhänge zu.  Ich konnte schon förmlich spüren, wie mir dieser Tag alles abverlangen würde. Genervt tapste ich einen Raum weiter. »Hey. Wach auf. Wir müssen zur Schule«
Ich stupste meine noch immer schlafende Mitbewohnerin an, die noch vollkommen in ihrer Traumwelt war.
Nun ja sie war etwas mehr als eine Mitbewohnerin. Wir waren Weisen und seit wir denken konnte, hingen wir aufeinander. Dass sich nach all der Zeit eine geschwisterliche Beziehung entwickelte, war nicht wirklich verwunderlich. Sie brauchte mich und ich brauche sie, vielleicht einfach als Rettung vor der Einsamkeit.
Nach wenigen Sekunden stieß ich sie ein zweites Mal an, jedoch bewegte sie sich keinen Zentimeter.
»Komm Malia... ich hab auch kein Bock«
Ein grimmiger Ton erklang im Raum. »Du machst mich echt fertig« ,antwortete sie verschlafen.
Ich zuckte nur mit den Schultern und begab mich ins Badezimmer, wo ich meine morgendliche Routine antrat.
Müde bürstete ich mir meine langen braunen Haare, putzte die Zähne und trug etwas Mascara auf. Ein weißes Top und meine graue Weste rundeten meine Laune für den bevorstehenden Tag ab. Nachdem ich meine blaue Hose angezogen hatte, streifte ich mir noch schnell meinen Rucksack über und verließ den Raum.
Komplett fertig betrat ich die Küche. Malia saß am Esstisch und aß genüsslich zwei Toasts. Lange schien sie nicht gebraucht zu haben, denn der Tee war bereits gekocht. Ich schätzte 20 Minuten. Malia trug eine schwarze Hose und ein weißes eng anliegendes Oberteil. Ich erblickte eine dunkel graue Kappe auf dem Küchentisch. Ich wusste, sie wollte sich hinter dieser verschecken, ihre Anonymität wahren. Dadurch fühlte sie sich wohler. Doch ich wusste bereits, dass sie diese spätestens im Unterricht wieder absetzen musste. Ich seufzte laut und erhielt dadurch ihre Aufmerksamkeit. Ihre braunen Haare fielen ihr über den Rücken, als sie sich leicht zu mir drehte.
Plötzlich richtete Malia sich auf und kam direkt auf mich zu.
Gänsehaut machte sich bei mir breit und ich verspürte die aufkeimende Panik. Eine kleine Nachwirkung aus meiner Kindheit. Es bedeutete nie etwas Gutes, wenn jemand gezielt auf eine Person zu ging.
»Ganz ruhig. Ich will dir nur was zeigen« ,beruhigte Malia mich und übergab mir ihr Handy.

Massenschlägerei. 5 Jungen wurden schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert.
Sind die Gangs noch unter Kontrolle?

Frustration machte sich in mir breit. »Schon wieder?...Hören die jemals damit auf?«
»Bezweifle ich. Wenn man eine Regel bricht, riskiert man gleichzeitig sein Leben. Eigentlich ist es denen egal.. Es geht nur um Macht und wer das größte Territorium besitzt« ,erwiderte Malia und begab sich wieder zu ihrem Platz.
Es bereitete ihr Sorgen, auch wenn sie versuchte, gleichgültig zu wirken. Ich bemerkte sofort die kleine Veränderung in ihrem Gesicht.
»Woran denkst du?« ,fragte ich sie misstrauisch.
»Nur ob Ryan darin verwickelt war...«

Ryan...

Er war ein Person, der nicht jeder begegnen wollte. Jemand, der einem Menschen unglaublich viel Schaden zufügen konnte.
Jedoch blieben wir im Vergleich zu anderen verschont.
Unsere Beziehung zu Ryan war anders...

»Er könnte dabei gewesen sein und diese Jungs verletzt habe. Wir wissen nicht, wo er seine Finger im Spiel hatte«, teilte Malia mit und sank wieder auf ihren Stuhl.
»... Vor uns spielt er den großen Bruder, aber... «, ich hob die Hand, um sie zu stoppen.
Ich wusste, was sie sagen wollte.
Eine Stille kehrte ein.
Der Gedanke, dass Ryan diese zwei Facetten hatte, dieses Gute und dieses Böse in ihm. Wir durften nicht darüber reden, wir sollten es auch nicht. Ryan beschützte uns, versorgte uns und war der Grund, dass wir diese Art von Leben führen konnten. Unsere schlechte Vergangenheit konnten wir wegen ihm hinter uns lassen. Wer weiß, wie schlimm unsere Lage jetzt wäre, wenn er uns nicht geholfen hätte.
Wir sollten dankbar sein und seine Privatsphäre akzeptieren. Ryan hatte uns diesbezüglich schon genug Regeln aufgesetzt.

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