Pandämonium

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Hier mal der Prototyp eines Teiles der "Chroniken der Amnesien". Aus dieser Idee habe ich später ganz viele tolle Konzepte -darunter auch das System der "Bildung"- entwickelt. _^-^_ 

Nicht, dass ich jetzt irgendetwas verraten würde... Aber der ein oder andere fleißige Leser wird sich in ein/ zwei Jahren beim Lesend er Chroniken an diese Geschichte erinnern können ;)

~kritikfindiges Lesen und viel Spaß! :D

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„Wenn es wehtut, dann schrei", riet Syroch ihr, „sogar manche Dämonen mit fehlendem Horn machen das. Bereit?"

Zylae drückte ihr Gesicht an den nur schwammig erkennbaren Körper des Schemen und bemerkte, wie er sie in eine Umarmung völliger Dunkelheit zog. Schwarzer Dunst kroch unter ihre Kleidung und ihre Haut, drang durch jede Pore tief in ihren Körper ein.

Dann sprengte der Rauch hervor, zerriss jedes noch so kleine Stück Haut und versengte die Wunde gleichzeitig soweit, dass sie nicht sofort verblutete.

Von einem Schmerz getrieben, der sie eigentlich hätte umbringen müssen, dachte sie, schrie sie. Nicht, dass er aufhören sollte, nicht, dass sie irgendetwas bereute, einfach nur, weil sie ein Ventil für das Leid brauchte. Innerhalb von Sekunden, die ihr unfassbar lang vorkamen, hatte die Blutung völlig aufgehört und über den freiliegenden Muskeln lag eine Schicht versengten Blutes.

Es dauerte Wochen, bis ihre Haut die Dicke der Dämonen bekommen hatte.

-Vorgeschichte-Ende-

Schleifenden Schrittes ging der Dämon auf sie zu. Seine Augen, die in einem verwesten Totenschädel lagen, ruhten auf der Tür am anderen Ende des Raumes, hinter der die Versammlung der Völker stattfand.

Xara fand diese Wesen eher interessant und für ihre Stärke und ihr Wissen bewundernswert, als dass sie Angst vor den Nichtmenschen hatte. Noch war sie zu jung, um an der Seite ihrer Mutter an der Versammlung teilnehmen zu dürfen, doch schon zuzusehen, wie all die Nichtmenschen hier eintrafen, ließ sie kribbelig werden.

Jede Art hatte einen eigenen Ausdruck.

Als letztes Versammlungsmitglied kamen die Dämongewordenen- Menschen, die aus dem ein oder anderen Grund zu Dämonen geworden waren. Grenzüberschreiter, wenn man so wollte. Der erste und berühmteste Fall dieser Grenzüberschreitung war die Führsprecherin der Art, Zylae von Hirhohen. Früher eine Adelstochter, wie Xara selbst, die sich jedoch in den Prinzen der Schemen verliebt hatte und, um in deren bizarren Welt und mit einem derart mächtigen Liebhaber überleben zu können, selbst zu einem Schemen wurde. Xara kannte sie aus ihrer frühen Kindheit. Zylaes Geschichte hätte sehr leicht aus irgendeinem Buch stammen können, so tragisch und schmerzvoll, wie sie war.

Xaras Blick wandte sich von dem verwesten Schädel ab, als Zylae auf ihrem Schattenpferd im Stechtrab den Raum betrat. Kein Laut schallte durch den hohen Raum, obwohl das große Tier wahrlich hereinhetzte.

Xara suchte in der schmächtigen, vermummten Gestalt einen Hinweis auf Zylaes früheres Ich. Ein Schleier verdeckte ihr Gesicht, bis auf die Dämonenaugen, die hell durch den Stoff leuchteten. Ihr Haar war zu dem grau-weiß der Grenzüberschreiter verblichen, einzig die Haut an ihren Fingern war sichtbar. Sie war dick, gräulich und merkwürdig vernarbt.

Hinter Zylae, die bereits abgestiegen war, kam Syroch herein, ihr Schemengatte. Wenn er unter Menschen war, bemühte er sich stets, möglichst menschlich und freundlich auszusehen. Das gelang ihm auch recht gut, nur die dicke graue Haut, die beinahe gänzlich fehlende Mimik, sein verschwimmender Schatten und die glimmenden Augen wiesen ihn als Nichtmenschen aus. Xara wurde instinktiv einen Kopf kleiner, als seine Präsenz den Raum betrat. Wie konnten die Wachleute nur so still da stehen bleiben?

Während das Pferd allmählich in Schattenstreifen zerfiel, ging das Paar Seite an Seite durch die Flügeltür.

Xara, in Gedanken wieder bei ihrer Kindheitsfreundin, schritt an dem Pferd vorbei in den Flur und sah in den riesigen Mittelhof des fünfstöckigen Versammlungshauses

Die bizarren Gestalten, die dort unten in Gruppen zusammenstanden oder auf Bänken saßen, waren allesamt hochrangige Grenzüberschreiter, direkt aus Pandämonium.

Pandämonium, so hoch,

Pandämonium, so tief,

sodass niemand, nicht mal ein Dieb

daran denke bloß,

diesen Ort aufzusuchen.


Dunkel, düster und wüst,

dunstig, prunkvoll und schimmernd,

So sagt jemand, der aus Pandämonium grüßt,

der ein Mensch ist, klein und glimmernd.


Das Lied drang bis zu ihr hinauf.


Keine Ahnung werden die Menschen je haben,

Was in der heiligen Stadt schlummert,

Blind sie sind, dumm und verkümmert,

sehen keinen Funken, bloß einen Graben.


Keine Ahnung werden sie je haben von der Pein, von den Gründen, von dem Wissen,

Welches wir haben,

Keine Ahnung werden sie je haben, zu was wir fähig sind.

Angst, die sollten sie haben.


Denn Pandämonium ist so hoch...


Auch sie interessierte sich für Pandämonium- der Hauptstadt des Reiches, die, so hieß es, von keinem Menschen betreten werden konnte. Der Wegtribut, den es für den Eintritt brauchte, war die Menschlichkeit, der Verstand, war das hoffnungsvolle Glitzern in den Augen eines Menschen. Denn in Pandämonium schlummerte Wissen, dass die Hoffnung als Gegenleistung für Teilhabe forderte.

So sehr sehnte sie sich nach dem Tag, wenn sie dort hingehen würde, als Oberhaupt der Menschen, wenn sie Zylae wiedertreffen könnte und mit ihr über all das reden würde, was geschehen war. Dann drang ein Schrei aus dem Versammlungsraum, übermenschlich und wutentbrannt.

Er vernichtet alle ihre Hoffnungen mit einem Schlag.

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(Autorin outet sich: Ich hoffe inständig, dass ich diese Geschichte bald ausbauen kann, ich bin nämlich unfassbarer Fan von Zylae und der Geschichte hinter Pandämonium. Wirklich Leute, es ist schlimm, so viele Ideen zu haben XD)

KurzgeschichtensammlungWhere stories live. Discover now