1: don't die

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Sicht Cem:
Lisa schaut mich an und kippt dann vollends weg. „Nein. Macht was", brülle ich und renne auf sie zu. Jemand zieht mich von hinten weg und versucht, mich zu beruhigen. Ich schaue zu, wie Franco, Julia und einige anderen sich um Lisa kümmern und versuchen, sie zu reanimieren. Mir laufen Tränen über die Wangen, obwohl ich sonst nie weine oder mir etwas anmerken lasse. Das geht mir unglaublich nahe, ich hab sie so lieb und hoffe, dass sie es überlebt.

Sicht Lisa:
Ich gehe auf meine Eltern und Paula zu. Aber auf einmal sind sie und das Licht weg und ich schwebe in Schwärze. Was ist passiert? Wo bin ich und warum? Ich will doch zu meinen Eltern, auch, wenn ich dadurch Cem und einige andere verletzen werde.

Sicht Cem:
Nach einiger Zeit packen sie Lisa auf eine Trage und in den RTW. „Was ist los?", frage ich sofort. „Bleib ruhig, wir bringen sie ins Krankenhaus", sagt Dustin und schaut mich mitleidig an. „Kann ich mir?", frage ich sofort. „Nein, das geht nicht gut. Geh nach Hause und ruhe dich aus", meint Phil neben mir und führt mich zum Auto. „Aber ich will zu Lisa", protestiere ich. Beide schütteln den Kopf und mit hängenden Kopf lasse ich mich nach Hause fahren. Dort finde ich jedoch keine ruhige Minute und laufe nur nervös auf und ab. „Setz dich hin, Cem. So hilfst du ihr auch nicht", sagt Paul nach einer Weile und ich starre ihn nur an. Dann setze ich mich neben ihn. Eine halbe Minute später springe ich jedoch wieder auf. „Ich bin im Garten", sage ich und hole mir im Schuppen eine Axt. Ich schlage damit auf einen hohlen Baumstumpf ein und brülle dabei wild. „Ich hasse das Leben. Warum ist alles so ungerecht?", rufe ich ständig. „Cem, leg die Axt weg", ruft jemand aber ich blende es komplett aus und mache weiter. „Cem, leg die Axt weg oder wir müssen dich dazu zwingen", höre ich es plötzlich. Ich drehe mich um und sehe Tom und Heidi in Uniform. Anscheinend hat jemand die Polizei bzw. meine Kollegen informiert. Ich schmeiße die Axt weg und lasse mich auf den Boden fallen. „Wie geht es Lisa? Lebt sie noch?", frage ich. „Ja aber sie liegt im Koma", meint Julia. Wo kommt die denn so schnell her? Ich raufe mir durch die Haare. ,,Wird sie wieder aufwachen?", frage ich. ,,Keine Ahnung, aber die Chancen stehen aktuell ganz gut. Cem, was machst du denn hier draußen mit der Axt?" fragt sie einfühlsam. ,,Ich ertrage es nicht, dass es Lisa so schlecht geht oder dass sie sterben könnte", jammere ich. ,,Die Situation ist für alle nicht schön, aber reiß dich ein bisschen zusammen. Wir möchten nicht ständig hier antanzen müssen", sagt Tom und verschwindet mit Heidi wieder.

Ich räume die Axt wieder in den Schuppen und gehe mit meinen Kollegen/Mitbewohnern ins Haus. ,,Cem, du darfst jetzt nicht durchdrehen. Lisa braucht dich doch, wenn sie aufwacht", meint Franco. ,,Falls sie aufwacht", murmele ich. ,,So denken wir überhaupt nicht, dass das mal klar ist", herrscht Julia mich an. ,,Paula ist draufgegangen und Lisa auch fast", sage ich. ,,Paula? Ne, die war nur ohnmächtig. Sie lebt und liegt im Krankenhaus. Ihr geht es schon wieder besser", meint Phil. ,,Wirklich? Paula lebt noch?", frage ich hoffnungsvoll. ,,Natürlich. Sie ist eine Kämpfernatur", sagt Julia und nimmt mich in den Arm. Oh mein Gott. Paula lebt und Lisa irgendwie auch. Hoffentlich schaffen sie es beide. Dann wäre wieder alles perfekt. Für mich auf jeden Fall.

Sicht Lisa:
Langsam wird alles etwas klarer um mich herum. Ich merke, dass öfter die selbe Person um mich herum ist.
Irgendwann kann ich meine Augenlider wieder bewegen und öffne sie schließlich. Ich liege in einem Bett in einem weißen großen Raum. Ich sehe einen Mann, ungefähr 30 Jahre alt und gutaussehend.
„Lisa, schön dass du wach bist", sagt er und kommt auf mich zu. „Wer ist Lisa?", frage ich vorsichtig und schaue mich panisch in dem Raum um. „Du bist Lisa. Erinnerst du dich nicht? Kennst du mich nicht? Ich bin Cem und du wohnst bei mir", sagt er. Ich schaue ihn verständnislos an und schaue mich panisch um, ob ich irgendwie flüchten könnte. Aber ich habe keine Möglichkeit. Dann klopft es irgendwo und durch eine Tür kommt eine junge Frau im weißen Kittel herein. „Hallo, Lisa", sagt sie. „Kennen wir uns? Was ... was wollt ihr von mir?", frage ich panisch und krieche in meinem Bett ganz nach hinten. „Amnesie?", fragt der Typ. „Möglich. Lisa hat schlimmes erlebt und wurde vergewaltigt. Dadurch kann eine Amnesie entstehen", erklärt die Ärztin aber ich verstehe nur Bahnhof. „Was soll das sein? Wo bin ich hier überhaupt und was ist passiert?", frage ich. „Du bist im Krankenhaus in Sicherheit. Du wurdest entführt und leider ... vergewaltigt. Und dadurch hast du alles vergessen und verdrängt", erklärt sie. „Und ... woher kenne ich euch?", frage ich unsicher.

„Ich bin Cem. Du wohnst bei mir in der WG", sagt er. „Und ich bin Paula. Wir wurden zusammen entführt und ich wurde ebenfalls angeschossen. Ich habe es überlebt und lag zwei Wochen im Krankenhaus. Du lagst vier Wochen im Koma", erklärt sie. „Und das soll ich euch glauben?", frage ich spottend. „Es ist die Wahrheit. Bitte glaube uns", sagt Paula. „Raus hier. Ich möchte alleine sein", rufe ich und lege mich hin. „Ruh dich ein bisschen aus", meint sie und verlässt mich Cem das Zimmer. Jetzt liege ich alleine da und versuche, mich zu erinnern was vorher war und wie ich heiße und überhaupt. Aber keine Chance: ich weiß nichts mehr. Verdammt, was ist denn nur passiert? Ich muss ganz dringend herausfinden, was passiert ist und ob ich diese Leute überhaupt kenne. Wenn ich sie wirklich kenne und mich nicht mehr erinnern kann ... vielleicht hatte ich sogar einen Freund und weiß es nicht mehr. Die Geschichte, ob ich einen Freund habe, lässt mir keine Ruhe. Also tapse ich Barfuß durchs Zimmer und suche diese Ärztin auf dem Flur. Ich finde sie im Schwesternzimmer. „Lisa, was kann ich für dich tun?", fragt sie. „Ich habe noch ein paar Fragen", sage ich. „Okay. Ich bin in einer Minute bei dir im Zimmer. Warte dort auf mich", sagt sie und ich ziehe wieder ab. Ich mache es mir auf meinem Bett gemütlich und warte.

Zwei Minuten später kommt Paula herein und setzt sich neben mich. „Also?", fragt sie. „Habe ich einen Freund?", schießt es aus mir heraus. „Nein. Aber du hast eine sehr enge und freundschaftliche Beziehung zu Cem", erzählt sie mir. Immerhin habe ich keinen Freund. Sonst könnte es schwierig werden, mit ihm eine Beziehung zu führen. Man verliert ja mal nicht eben so sein Gedächtnis. „Und ... was ist mit meinen Eltern? Cem wird wohl kaum mein Vater sein", sage ich. „Komplizierte Geschichte. Dein Vater ... hat dich nicht so gut behandelt und dann bist du bei uns eingezogen", erklärt mir Paula. „Und meine Mutter?", frage ich weiter. Aber bevor sie antworten kann, klingelt ihr Telefon und sie geht raus. Klasse, jetzt bin ich wieder alleine.

Died in your Arms 2 (Fortsetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt