Wir betreten das Zimmer und ich schaue mich um. Ein Bett, ein Schrank, ein Tisch und ein Stuhl. „Darf ich mein Handy wenigstens behalten oder muss ich das angeben?", frage ich unsicher. „Auf dieser Station darfst du es behalten", sagt Julia. Ich nicke und stelle die Reisetasche auf dem Bett ab. Als ich mich wieder umdrehe, sind alle anderen verschwunden. Ich packe meine Klamotten in den Schrank und baue meinen Laptop auf. Dann stecke ich mein Handy ein und lege mich aufs Bett. Einige Minuten später klopft es an der Tür. Ich schaue auf und sehe Paula. „Ich mache mich dann auf den Weg. Mach keine Dummheiten und rede mit Julia offen und ehrlich, über alles. Verstanden?", fragt sie. Ich nicke und umarme Paula. Dann macht sie sich auf den Weg und ich bin wieder alleine.
„Lisa? Kann ich reinkommen?", fragt Julia an der Tür. „Ja, komm rein", murmele ich. „Ich möchte dir sagen, dass es sehr mutig und toll ist, dass du gekommen bist und so einsichtig warst", meint sie. „Danke. Wo sind Yule und Claudia?", frage ich. „Weg. Die brauchst du nicht. Und ich auch nicht", meint Julia. „Okay", murmele ich und lege mich hin. „Ich weiß, dass es dir nicht sonderlich in den Kram passt. Mir auch nicht, wenn ich ehrlich bin. Aber zusammen schaffen wir das, okay?", fragt sie. Ich nicke und umarme Julia. „Du musst mich auch wieder loslassen", meint sie. „Will ich aber nicht", sage ich und schließe meine Augen. Ich fühle Liebe und Wärme. Anders, als seit Tagen. „Lisa, ich muss noch arbeiten. Tut mir echt leid, aber du musst mich loslassen", sagt sie. Ich löse mich von ihr und schaue sie erwartungsvoll an. „Ich komme später wieder", meint Julia und verlässt das Zimmer. Ich lasse mich aufs Kopfkissen fallen und bleibe mit dem Gesicht nach unten liegen. Habe ja nichts anderes zu tun.
,,Lisa, schläfst du schon?", fragt mich jemand. Ich hebe den Kopf ein kleines Stück an. ,,Nein, mir ist nur ziemlich langweilig", murmele ich und lasse mein Gesicht mit voller Wucht auf das Bett knallen. ,,Aua", gebe ich von mir. ,,Hast du dir weh getan?", fragt diese Person. ,,Ne", sage ich. Dann höre ich die Tür wieder, die zugeht und drehe mich auf den Rücken. Ich starre an die makellose Decke und überlege, was ich jetzt anstellen soll. Da mir leider nichts einfällt, starre ich weiterhin gelangweilt die Decke an. Nach einer Weile klopft es an der Tür und ich hebe den Kopf ein Stück an. Eine Schwester bringt das Abendessen. Wie schnell die Zeit jetzt vergangen ist. ,,Ich habe keinen Hunger. Ich möchte nur so schnell wie möglich nach Hause", sage ich. ,,Dann musst du Essen. Sonst kann ich dich nicht entlassen", sagt Julia von der Tür aus. ,,Bitte, nimm mich mit nach Hause. Ich sterbe noch vor langer Weile", bettele ich. ,,Wenn ich das mache, killen mich die anderen. Ich weiß, wie du dich fühlst. Und ich kenne dich doch und möchte dir sehr gerne helfen, Maus. Aber du kennst doch die anderen ...", seufzt sie. ,,Bitte, Julia. Bitteeeeeeeee", jammere ich. ,,Ich rufe mal Paula an. Vielleicht hat sie eine Lösung", meint sie und verlässt fluchtartig mein Zimmer. Ich lege mich wieder schmollend hin und wische mir ein paar Tränen weg. Warum möchte mir niemand helfen? Ich fühle mich so wahnsinnig alleine. Allein gelassen von den anderen.
Ich wische mir ständig meine Tränen weg. ,,Lisa? Ich habe eine Idee. Du bleibst noch bis morgen hier. Und dann gehst du jeden Tag zu einer Psychologin. Sie kennt dich ganz genau und schon etwas länger. Weißt du, wen ich meine?", fragt Julia. ,,Nein, wer?", frage ich überrascht. ,,Mich, du Dummerchen. Paula findet es auch in Ordnung", meint sie. ,,Ich habe dich lieb", sage ich und springe ihr um den Hals. ,,Lass mich wieder los. Ich muss auch mal nach Hause. Jemand holt dich morgen ab und solange bleibst du ganz brav hier", sagt sie. ,,Okay. Und was mache ich so lange?", frage ich gequält. ,,Lesen. Lies etwas über dein Lieblingsthema", schlägt Julia vor. ,,Über Traurigkeit und meine Eltern?", frage ich überrascht. ,,Nein, dann vergiss es wieder", seufzt sie. Ich atme geräuschvoll aus. „Schlaf ein bisschen. Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus", sagt Julia und geht. „Versprochen, dass ich morgen gehen darf?", frage ich. Sie nickt. „Natürlich. Wenn du solange brav bist", meint Julia und verschwindet. Lächelnd fahre ich meinen Laptop hoch und rufe Paula per Videochat an.
Aus irgendeinem Grund nimmt Cem an und er sieht furchtbar aus. „Lisa ... wie geht es dir?", fragt er und muss sofort nießen. „Es geht. Und wie geht es dir? Du siehst schlimm aus", sage ich. „Nur ein bisschen erkältet und sehr besorgt um dich. Aber ich darf das Haus nicht verlassen weil ich ne Grippe hatte", sagt er und wischt sich die Nase. „Du armer. Kommst du mich morgen abholen?", frage ich erwartungsvoll. „Mal sehen", murmelt er. „Wie geht es Paul und Franco und allen anderen?", frage ich. „Super. Aber wir vermissen dich. Aber morgen abholen? Das war nicht so abgemacht oder?", fragt er. „Paula und Julia regeln das", sage ich. „So so", lacht er. „Doch. Julia kommt gleich, dann kannst du sie selbst fragen", antworte ich schnippisch. „Wenn man vom Teufel spricht", meint er und grinst. „Julia, kommst du mal?", ruft Cem. Sie kommt ins Bild gelaufen. „Lisa. Es ist ja süß, dass du und vermisst aber du musst ja nicht gleich anrufen", sagt Julia, als sie mich im Bild sieht. „Ich wollte mit Paula reden", antworte ich.
„Ihr wollt sie morgen entlassen", fragt Cem. „Ja. Lisa, wir melden uns nochmal", sagt sie und legt auf. Ich wittere Streit. Warum weiß ich jetzt schon, dass alle sauer sind und sich niemand mehr bei mir meldet? Egal. Ich mache das Licht aus und schließe meine Augen. Ich träume von meinem Zimmer und Cem und den anderen, die ich total vermisse. Am Morgen weckt mich eine Schwester, als sie mir mein Frühstück bringt. Ich esse die Hälfte und packt nebenbei meine Sachen. Julia steht auf einmal neben mir und ich lasse vor Schreck mein Brot fallen. „Entschuldige", sagt sie und hebt es wieder auf. „Ich war eh fertig. „Wann kommt Cem?", frage ich. „Cem? Der liegt krank im Bett und da bleibt der gnädige Herr auch. Claudia holt dich um halb zehn ab", sagt Julia streng. „Okay. Darf ich solange mit dir mit?", frage ich. „Wohin denn? Aber ja, musst du sogar, wegen den Akten", meint sie grinsend. ,,Ich hasse Akten", seufze ich und schlurfe hinter ihr her.
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Died in your Arms 2 (Fortsetzung)
FanfictionBitte unbedingt Teil 1 lesen, sonst versteht man es eventuell nicht. Hoffentlich gefällt es euch. Dieses Buch schreibe ich auf Wunsch eines Kommentars im 1. Teil. Viel Spaß beim Lesen. Eure Jacqui1709