4. Kapitel
Eve und Bella sind schon lange vor William an der Schule angekommen. Verängstigte, schreiende Kinder bevölkern den Schulhof. Keiner will in einem Zimmer mit den Leichen ihrer Lehrer sein.
Eve drückt Bellas Hand fester und bahnt sich mit einem eisernen Blick ihren Weg durch die Menge. Ihre Angst hat sie unter Kontrolle. Alles was jetzt zählt, ist ihre Schwester. Die suchenden Augen des Mädchens können William nicht entdecken. "Ist der Junge schon da?"fragt Bella, doch Eve schüttelt den Kopf. Vielleicht ist er noch unterwegs. "Wir gehen jetzt schnell in meinen Klassenraum, okay? Unsere Sachen sind noch da, vielleicht brauchen wir die noch." Sie wirft dem kleineren Mädchen ein ermutigendes Lächeln zu und klettert die Stufen nach oben.
Genau wie in Bellas Schule sind die Flure voll verängstigter Schüler. Sie sitzen auf dem Boden, weinen, haben Panikattacken. Ob sich auch schon rausgefunden haben, was alle Opfer gemeinsam haben? Aus Eves Klassenraum dringen laute Stimmen. Das ältere Mädchen runzelt die Stirn und geht vorsichtig näher, ihre Schwester hinter sich haltend.
Durch die offene Tür sieht sich Oliver auf dem Tisch stehen. Der ganze Lärm verhindert, dass sie auch nur ein einziges Wort versteht, aber sie hat ein schlechtes Gefühl. So unauffällig wie möglich rutscht sie nach drinnen und bleibt an die Wand gepresst stehen.
Bellas Gesicht ist so weiß, wie die Tapete hinter ihr und sie klammert sich haltsuchend an Eve. Sie versteht nicht, was der Junge auf dem Tisch meint, wenn er von "Revolution" und "Herrschaft der Kinder" spricht, aber sie mag es nicht, wie er ähnlich wie ein Fiebernder in die Menge seiner Klassenkameraden schaut.
Ihre Schwester hat inzwischen ihren eigenen Platz am Fenster erreicht. Ein Teil der Spannung fällt von ihr ab, als sie sich den Riemen ihres Rucksacks über die Schulter schwingt. Williams Tasche ist ein Problem. Warum muss der Streber immer vorne sitzen? Sein dickes Gehirn kann man sicherlich auch noch in der letzten Reihe sehen.
Sie will nicht in Olivers Blickfeld geraten. Noch weiß sie nicht genau, was sie von seinen wahnsinnigen Reden halten soll, aber ihre Nackenhaare stellen sich immer mehr auf. "Bella, versteck dich mal kurz unter dem Tisch, okay? Komm erst raus, wenn ich dich hole."sagt sie, ohne den Blick von dem glasäugigen Jungen zu wenden, der im Mittelpunkt steht.
Auffällig unauffällig rutscht sie immer näher an die Bank heran. Dabei beobachtet sie ihre Mitschüler. Einige sehen bewundernd zu dem eindeutig durchgeknallten Oliver auf, während andere ähnlich wie Eve ihn eher in die Klapsmühle einweisen würden. Langsam und möglichst ohne viel Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, pirscht sich Eve an den Tisch in der vordersten Reihe an. In Gedanken verflucht sie immer wieder den dummen Jungen, der sich ausgerechnet ganz nach vorne setzen musste.
Mit klopfendem Herzen greift sie vorsichtig, nach der kleinen Ledertasche, die selbst der eines Buisnessmannes das Wasser reichen könnte. Das Mädchen arbeitet einmal tief durch. Noch versteht sie nicht, warum sie sich instinktiv anspannt und ihre Augen immer wieder zum Ausgang huschen. Plötzlich hört sie ein Geräusch. Ganz leise, aber unverkennbar. Eve geht langsam zum Fenster. Das Auto kommt langsam zum Halten. Das muss William sein.
Eve lenkt Bellas Aufmerksamkeit unauffällig auf sich. Das Mädchen bedeutet ihrer kleinen Schwester mit einer Handbewegung sich vorsichtig in Richtung der Tür zu bewegen. Noch immer hält Oliver eine feurige Rede um den Gymnasiasten von der augenscheinlichen Freiheit zu begeistern. Galle steigt in Eves Kehle hoch. Irgendwie ist das krank.
Fast hätten sie es geschafft. "Ey, was machst du denn da?" Eve bleibt stehen und dreht sich um. Ihre kleine Schwester schiebt sie dabei schützend hinter sich. "Wonach sieht es denn aus. Ich gehe."sagte sie leicht gereizt und versucht den Augenkontakt zu erhalten. Oliver wirft einen Blick auf die Taschen. "Und was willst du damit?"fragt er dann und ein kleines Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. Ein Lächeln, dass Eve ganz und gar nicht gefällt. "Was ist das hier, ein Verhör? Ich will meine kleine Schwester von hier wegbringen." Dabei drängt Eve das kleinere Mädchen immer weiter nach hinten. Bella bekommt nun wirklich Angst. Sie mag diesen Jungen nicht.
DU LIEST GERADE
Der Roadtrip nach dem Licht
AdventureEs hätte ein ganz normaler Tag werden sollen. Doch das Schicksal hatte andere Pläne für William, Cassie, Freddy, Eve und Bella. Ein blendender Lichtstrahl und danach Panik. Als alle Erwachsenen auf mysteriöse Weise sterben müssen sich die fünf Kind...