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Zwei Wochen. 

Zwei Wochen ignorierten wir uns schon gegenseitig. Das war also seine "Konsequenz", und ich zog mit. Ich fand das garkeine so schlechte Idee. Er dachte wahrscheinlich ich würde an seinen Arsch kriechen und ihn flehend um Vergebung bitten. Aber nein. Falsch gedacht. Schließlich ließ das meine Selbstachtung nicht zu. 

Er hatte mich auch verletzt mit seiner Bemerkung, und das wusste er genau. Er wusste verdammt noch mal genau, was meine Schwachstelle war. Er wusste, dass ich früher nie ernst genommen wurde, oder ausgelacht wurde, weil die meisten mich für unfähig und kindisch hielten. Anscheinend war ich zu albern für sie. Egal was ich gesagt habe, es war unnötig, es wurde abwertend über mich geredet, oder kichernd über meine "Dummheit" diskutiert.  Er wusste es ganz genau, und hat es trotzdem gesagt.  Gebrüllt wohl eher. 

Eines musste man ihm lassen: Er hatte es noch nie so lange ohne Abschleppen und Party ausgehalten. Tatsächlich war er mal an den zwei Wochenende zuhause, und ich begegnete am Wochenende keiner hysterischen Tussi. Zwischendurch hörte ich Gespräche mit einer anderen männlichen Stimme, habe mir aber Mühe gegeben, weder seinem Besuch, noch ihm zu begegnet, und war erfolgreich.

Aber heute war Schluss.

Seufzend stand ich auf. Es war Samstag morgen um 16 Uhr. Ich bin gerade aufgewacht. Ja. Lasst mich. 

Irgendwie vermisste ich ihn ja schon. Ich meine jetzt hatte ich ihn grade wieder, und schon ging alles den Bach runter. Wow Neece, wäre deine Klappe bloß nur halb so groß. Jaa suuupeer...  Seufzend öffnete ich die Schublade unter meiner Werkbank und holte den USB-Stick raus.

DEN USB-Stick.

Ich vermisste ihn einfach. Ich meine er war immerhin mal mein bester Freund und irgendwie auch die Person auf die ich mich jedes mal gefreut hatte, wenn ich zuhause war. Wir haben uns zwar jeden Tag gesehen, aber nicht ansatzweise miteinander interagiert. Nicht mal geschrieben. Jeder verkroch sich in seinem Zimmer, bzw. ich bei Tony und er sonst irgendwo. 

Und ich merkte auch wie es ihm in Wirklichkeit zusetzte. Immer wenn wir ein Paar Minuten alleine in der Küche morgens verbrachten, um uns was zu essen zu machen, hörte oder spürte ich wie er sich manchmal zu mir umgedreht hatte und mich traurig musterte. Aber immer als ich hinsah, schaute er schnell weg und setzte wieder sein "Resting-Bitch-Face" auf. 

Lange würde ich es auch nicht mehr durchziehen. Und so entschloss ich die Scheiße endlich aufzulösen. Ich kannte ihn zu gut und wusste, dass seine Geduld sein Limit erreicht hatte. Er war nur zu trotzig um den ersten Schritt zu machen. Wie bei allem brauchte er einen kräftigen Tritt in seinen Fuckboy - Hintern. 

Ich nahm den USB-Stick und machte mich auf den Weg zu seinem Zimmer. Angekommen drückte ich die Türklinke runter. 

Verschlossen. Natürlich. Er war drin, aber es war verschlossen, damit ich bloß nicht auf die Idee kam sein Fengshui mit Neecigkeit zu beschmutzen. Oder sowas. Naja diesesmal würde mich das nicht aufhalten. 

Ich ging nun wieder in mein Zimmer, holte meinen Zimmerschlüssel und einen dünnen Schraubenzieher und lief wieder zurück. Den USB- Stick steckte ich in die Tasche meiner Weißen Baumwoll-Shorts und zog sie etwas nach oben, damit ich mich nun besser bücken konnte. Ich begann nun mit meinem Zimmerschlüssel und dem Schraubenzieher sein Schloss zu knacken. Es war zum Glück nicht einer dieser moderneren Schlösser, sondern eines aus den 80er mit einem Bartschlüssel. Deshalb war es ein ziemliches Kinderspiel es zu knacken.

Zack. Mit einem Klack ging die Tür auf. 

Ich richtete mich auf und nahm Schlüssel und Schraubenzieher in meine linke Hand. Nun betrat ich den Raum und Jacob drehte sich auf seinem Drehstuhl in meine Richtung und schaute mich etwas verwundert an. Dann fiel sein Blick auf meinen Bauch, der wegen meines blasslilanen CropTops frei stand. Sein Blick entspannte sich etwas, als er mein Sixpack fixierte. Es fiel mir garnicht auf, dass ich ziemlich angespannt war, bis ich kurz runterblickte und nun ebenfalls einen verwunderten Blick auf meinen Bauch erhaschte. 

Dann entspannte ich mich wieder, atmete tief ein und aus und Griff in meine rechte Hosentasche. Ich holte den USB-Stick hervor, hielt ihn einmal vor mich, um ihm zu zeigen was es war, und warf es auf sein Bett. Kurz schaute ich ihn noch an, doch er blieb regungslos. Anschließend drehte ich mich um und ging gelassen die Tür heraus. 

Wieder in meinem Zimmer verstaute ich alles und setzte mich auf mein Bett, mit dem Rücken zur Tür. Ich war erleichtert, dass ich es geschaffte hatte. Die Aufnahmen hatte ich ja nur aus Spaß (,und auch einbisschen Trotz,) gemacht und brauchte sie ja nicht wirklich für irgendwas. Wie es dann jetzt weitergeht, würde an ihm hängen. Zumindest habe ich es versucht.

Ich kramte mein Laptop heraus und fing an weiter in Photoshop an meinem Entwurf für mein Kunstprojekt zu arbeiten. 

Meine Tür blieb wie immer offen. 

Ich hasse es meine Tür zu schließen oder zuzusperren, außer wenn ich Besuch hatte. Meistens ließ ich die einfach offen um das nervige "Ja?" oder "Herein?" nach dem klopfen zu sparen. Das warf mich oft aus dem Konzept. Denn sobald ich anfing zu sprechen, hatte ich das Gefühl alle Hirnzellen würden sich in meinem Kopf ausschalten. Außer die fürs Sprechen. Legit konnte ich nichts anderes machen, während ich sprach und auch vergaß ich meistens die letzen 2 Sekunden bevor ich angefangen habe zu sprechen.  Außerdem machte ich eh nie irgendetwas großartig privates, was eine geschlossene Tür erforderte. Bei mir früher zuhause waren auch immer alle Türe offen. Mein Vater war Amerikaner, bei ihm war das schon seit der Kindheit mit den offenen Türen so und bei meiner Mutter gab es garkeine Türen in ihrer Kindheit außer der Haustür. Und die war auch meistens offen für die Nachbarschaft. 

Nicht mal fünf Minuten später hörte ich schnelle Schritte hinter mir im Gang auf mich zukommen, und musste grinsen. Ich wurde schließlich von hinten in eine wohlige Wärme geschlossen. Nach dem ersten Schockmoment entspannte sich mein Körper, und ich lehnte mich nach hinten in die Umarmung hinein. Ich fragte mich nicht wer das war, denn seine Hände, welche nun auf meinem nackten Bauch lagen und in mir ein Kribbeln auslösten, kannte ich nur zu gut. "Es tut mir leid", hauchte er in meinen Nacken. Dann lehnte er sich vor und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich drehte mich daraufhin in seine Richtung. 

"Ist jetzt alles wieder gut?", fragte ich während ich ihm ein warmes Lächeln schenkte.  Er nickte eifrig. "Haben wir uns wieder lieb?", hakte ich nun nochmals nach. Wieder eifriges Nicken. Ich drückte ihm jetzt auch einen Kuss auf die Wange. Er grinste nur so vor sich hin. 

Ich sagte doch, länger hätte er es nicht ausgehalten. 

Neece. ✔️ | #WaveAward2019 #GlamBookAward2019 #iceSplinters19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt