1. kapitel - Nidolins PoV

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Als ich die Tür hinter mir schloss musste ich einmal kräftig durchatmen. Verdammt! Was hatte ich da gerade nur getan! Wieso hatte ich mich so hinreißen lassen? Ich hätte nie auch nur dem ersten Kuss nachgeben dürfen. Und jetzt habe ich sie sogar mehr als nur geküsst!

Ob ich ihr Erster wäre?

Die Frage kam mir ganz plötzlich in den Sinn, doch ich verscheuchte sie schnell wieder. Selbst wenn ich ihr Erster wäre, was bestimmt nicht der Fall war, würde es nichts ändern. Ich durfte nicht einmal daran denken, mehr als nur einen Kuss von ihr zu wollen. Selbst das war schon zu viel. Entnervt fuhr ich mir durch meine dunklen Haare. Sie waren schon wieder länger geworden.

Aber andererseits hatte es den Anschein als hätten ihr meine Haare gut gefallen.

Sofort verscheuchte ich den Gedanken, verdammt, konnte ich denn an gar nichts anderes mehr denken?! Aber die Bilder wollten nicht weichen. Ihre Hände, die über meinen Körper gewandert waren. Hände, die wussten was sie taten. Und ihre Lippen. Nie würde ich das Gefühl ihrer Lippen auf meinen vergessen können. Alalea war wie eine Sonne in mir. Seit ich denken konnte, lebte ich ihn Dunkelheit. Immer umgeben von einer Leere, immer auf der Suche, nie zufrieden. Das erste Mal im Leben wirklich zufrieden war ich, als ich Lilia dazu überreden konnte mich zum Botschafter auszubilden. Aber selbst Lilia, die bis jetzt immer so etwas wie ein Anker für mich war, eine Art Mutter und doch immer auch eine strenge Meisterin, die mir den Weg in dieser Dunkelheit gezeigt hat, konnte nie auch nur ein Fünkchen Helligkeit in mir streuen. Und Alalea? Seit ich ihr das erste Mal begegnet war, hatte etwas in mir angefangen zu leben. Es war als würde ich endlich Licht sehen, die meine Dunkelheit bekämpft.

Aber auch sie hat genug Dunkelheit in sich.

Ja ich hatte die Dunkelheit gesehen, die sich an Alalea geklammert hatte. Seit ihr Vater tot war, war die Dunkelheit ein ständiger Begleiter für sie geworden. Ich hatte sie gesehen, wenn Alalea dachte niemand würde sie gerade beobachten. Dann hatte sich ihr Gesichtsausdruck verfinstert und selbst ihre Aura war immer leicht dunkel geworden. Trotzdem war ich mir sicher das ihre Dunkelheit bekämpft werden konnte,  viel davon war Trauer und diese würde besser werden mit der Zeit.

Kopfschüttelnd ging ich wieder hinunter in den ersten Stock. Ihre Familie war sehr großzügig zu mir, sie hatten mir ein eigenes Zimmer mit Badezimmer gegeben, doch ich hatte von Anfang an das Dach bevorzugt. Schon weil mein Zimmer direkt neben Alaleas wäre und in den Nächten konnte ich es nicht ertragen ihr so nah zu sein.

„Nidolin, ist alles in Ordnung?“ Malîe war in der Küche und sah besorgt aus. Niemand der nicht wusste, dass sie auch eine Elfe war, würde sagen, dass sie älter als 25 war. Aber in ihren eisblauen Augen konnte ich sehen, dass sie bestimmt schon an die hundert Jahre zählte. 

AlaleaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt