Kapitel 14 Das Angebot

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Kapitel 14

Das Angebot

Zu meinem Glück war Handwerk an der Außenmauer und ich erreichte die Schmiede grade noch rechtzeitig.

Das war schon das zweite Mal heute, dass ich es fast nicht zum Unterricht geschafft hatte. Ich sollte wirklich besser darauf achten.

Völlig außer Atem stellte ich mich neben meine Mitschüler. Meister Vakew erklärte gerade wie man den Blasebalg richtig bediente.

Ich war noch keine 5 Minuten hier, schwitzte aber schon des Todes. Die Feuer brannten immer.

Unser heutiges Ziel war es, Eisen zum schmelzen zu bringen. Das hörte sich eigentlich gar nicht so schwer an, fand ich.

Dieser Unterricht war Stufe eins. Wir waren alle beinahe nur aus den Königreichen der Devai und der Bagur. Kinder aus den Königreichen der Sawan oder der Onda, also aus den Wäldern und Steppen hatten dafür wohl eine natürliche Begabung.

Wir bildeten wieder zweiergruppen. Einer sollte den Blasebalg betätigen und der andere das Feuer schüren.

Mir wurde ein junger Devai zugeteilt. Das Blau seiner Klamotten biss sich mit seinem roten Schopf.

Er war blass und sein Gesicht war mit Sommersprossen überzogen. Er stellte sich mit Davide vor.

Wir bekamen alle eine Feuerstelle zugeteilt und außerdem schwere lederne Schürzen und Handschuhe.

„Ok Davide, möchtest du lieber den Blasebalg oder das Feuer?" er schaute mich so an, als ob er am liebsten wieder aus der Schmiede verschwinden wollte.

„Gut, dann bekommst du das Feuer." Ich war nach Shirins Prophezeiung nämlich nicht besonders erpicht darauf, in die Nähe von flammen zu gelangen.

Der Blasebalg bestand aus zwei Brettern. Großen Brettern. Diese waren in ein metallisches Gerüst eingelassen. Es sah aus wie ein umgekipptes V von der Seite. Unten lagen die Bretter aufeinander und oben waren sie geöffnet. Wie ein Maul. Das ganze wurde mit Leder verkleidet. Auf dem oberen Brett waren zwei Löcher gebohrt. In dem Unteren steckte ein Schlauch, der die Luft zur Feuerstelle brachte. Das obere Loch fungierte als Ventil. Drückte man den Blasebalg zusammen wurde die Luft durch den Schlauch gepresst. Ließ man dann wieder los, öffnete sich das Ventil und zog wieder Luft in den Blasebalg. Am unteren Ende, an dem die Bretter aufeinanderlagen, War das Metallgerüst mit Stahlfedern versehen. Das Metallgerüst ragte über die Bretter und war so gemacht, dass man den Blasebalg mit dem Fuß bedienen konnte.

Davide hatte die Esse schon auf die Feuerstelle geschaufelt und entzündet.

Ich trat den Blasebalg und versuchte, so gleichmäßig wie möglich, die Luftzufuhr zu halten. Vielleicht hätte ich doch das Feuer wählen sollen. Während ich mich mit dem Blasebalg abmühte, stocherte Davide nur ab und zu in der Glut herum oder legte nochmal Esse nach.

Meister Vakew lief zwischen den Gruppen hin und her und kritisierte alles was ihm unter die Nase kam.

Er war ein alter Mann. Sicher schon an die 60 aber immer noch Topfit.

Seine weißen Haare waren meistens vom Ruß verdreckt und sahen eher dunkel Grau aus.

Als er bei uns ankam meckerte er Davide in einer Tour an.

„Jungchen wie soll denn hier etwas Schmelzen? Ihr Devais seid wirklich nicht zum Schmieden gemacht. Du musst die Asche wegschaufeln und deine Esse besser aufeinander schichten. Du brauchst doch eine gute Glut! So werdet ihr nicht bestehen Jungchen!"

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