Der erste Eindruck zählt

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Ich führe die Pferde hinter mir her. Der Schlamm auf der Strasse verdreckt ein wenig meinen Umhang. Ein Stallgebäude und auch dessen Geruch machen sich erkennbar. Festen Schrittes gehe ich auf eine junge Frau zu, welche ich für Carla halte. Ein blonder Zopf liegt über ihren Rücken. Die Pferde schnauben hinter mir. Ohne sich umzusehen erkundigte Sie sich was ich brauchte und füllte den Wassertrog. "Na? So spät noch Kundschaft? Ich bin gerade etwas in Eile also wenn Ihr die Pferde verkaufen wollt bindet sie da drüben ruhig schonmal an ich werde sie mir gleich ansehen." Der Wassertrog ist voll und sie geht über zum Füllen des Futtertrogs, was zu einem aufgeregten und appetitreichem Schnauben der Tiere führt. Das Anbinden fällt somit etwas schwer und ich mache mich etwas daran zu schaffen die unruhigen hungrigen Tiere fest zu binden. Eine helfende Hand streift die meine und bindet Sie selbst fest. Nach getanem Werk verschwindet Sie nach hinten um schnell ein großes, altes, in Leder gebundenes Buch zu holen. Sie schlägt es auf und darin sind Listen der Käufe und Verkäufe von Pferden. "So ... Wie ist euer Name?" ich zögere" Mein Name ... Ist Ullrich Mühlherr." Carla reichte mir das Buch und eine Feder. Das war das erste Mal das sie mich ansah. Ihr Zopf fiel ihre Schulter hinunter. Sie trug ein hellblaues Kleid und darüber eine Lederschärpe. Ihre Haut war sehr hell und das obwohl sie den Tag über oft draußen sein musste. Ihr Blick strahlte eine so unglaubliche Wärme aus. Ihre dunkelblauen Augen erinnerten mich an starken Regen welcher über Schieferplatten rinnt. Es schien eine Weile zu sein das ich ihr so direkt in die Augen starrte und sie in meine, doch sie wandte sich schnell ab. Ich bilde mir ein, ein Lächeln gesehen zu haben.

Sie begutachtet die Pferde. Erst mein Reitpferd und dann die 3 anderen die ich mitgeführt hatte. "Nun diese 3 hier sind nicht in bester Form. Woher habt Ihr sie?" fragt mich Carla und sieht mich an. "Ein paar Söldner haben uns ... überfallen. Sie waren somit herrenlos.". Carla sieht mich erschrocken an doch sagt dann "Ich frag besser nicht nach. Je weniger Ich weiß desto besser.". Ich dachte mir nur "Verdammt!" jetzt hält sie mich für genauso einen Raubritter und Söldner wie diejenigen die möglicherweise dieses Dorf tyrannisieren. Nicht darauf eingehen, denke ich mir. "Wie dem auch sei diese 3 Pferde würde ich gern verkaufen, Ihr könnt sie sicher besser gebrauchen als ihre vorherigen Besitzer!" und ich versuche zu lachen doch merke sofort das dieser Kommentar ziemlich dumm war. Carla blickt mich diesmal nicht einmal mehr an und schlägt nur das Buch zu. Sie verlässt mich mit dem Buch und kommt mit einer kleinen Metallkassette zurück. Warum habe Ich das gesagt? Warum nur?! Jetzt ist aller guter Eindruck dahin. "15 Goldstücke für euch, Söldner!" blafft sie mir entgegen und reicht mir das Gold. Das Wort Söldner voller Abscheu ausgesprochen schmerzt. Die 15 Goldstücke waren viel zu wenig selbst für solche alten Gaul aber ich schäme mich noch mehr zu verlangen. "Ich danke euch." sage Ich und verbeuge mich tief vor Ihr. Im Verbeugen drehe ich mich um und gehe zügigen Schrittes mit meinem Reitpferd wieder raus auf die Straßen.

Ich wage es nicht mich umzusehen. Vorwürfe plagen mich und der Gedanke das Sie einen falschen Eindruck von mir hat bringen mich halb um den Verstand. Auf dem Rückweg über den Marktplatz kaufe ich noch schnell die Vorräte für unsere Truppe. Alles in Allem eine Anschaffung von 12 Goldstücken. Der weitere Weg aus Merringen gestaltete sich ereignislos, nur Tommen die Wache strahlte mich an und stand sogar stramm als ich mich vor dem Tor auf mein Ross schwang. Ich strahlte zurück und ritt los, es wurde bereits Nacht und der Wald lag dunkel in weiter Entfernung. Ich muss immerzu an Carla denken.

Was hätte ich anders sagen können? Was sollte ich tun? Kann ich mich bei Ihr wieder sehen lassen? Meine innere Stimme hatte auf alle Fragen nur eine Antwort: "Ich weiß es nicht" und das in einem Tonfall, als würde Sie mit hängenden Schultern den Kopf schütteln. Im Großen und Ganzen hatte ich dennoch heute gute Geschäfte gemacht. Insgesamt hatte ich mir eine Bilanz von plus 93 Goldstücken erwirtschaftet. Alles hat einen Käufer gefunden und mein Proviant für unsere Gruppe war auch schon dabei. Zum Glück haben wir einen Schmied und einen hervorragenden Jäger bei uns, denn sonst müsste ich die Reparaturen als auch unser Fleisch ebenfalls noch im Dorf holen beziehungsweise machen lassen. Sowas geht schon sehr ins Geld.

Das Leben eines SöldnersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt