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Jemand polterte durch das Unterholz und stolperte direkt über mich, weshalb ich mir ein schmerzvolles Aufstöhnen nicht verkneifen konnte. Erschrocken blieb jemand stehen und beugte sich über mich. "W-wer ist denn daaa?" Jimin war eindeutig high.

Eine Grimasse ziehend richtete ich mich auf. "Ich bins. Irgendwo musste ich doch während der Nacht bleiben" Ich versuchte Kälte und Gleichgültigkeit auszustrahlen, aber ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme brach. Jimin strahlte mich an. "Hallo, Jungkoook", begrüßte er mich. "Komm doch mit ins Haus. Ich lade dich ein."

Vergebens versuchte ich abzulehnen. Jimin packte mich einfach an der Schulter und zerrte mich zu der großen Villa. "Verdammt Park Jimin! Du bist high. Morgen wirst du alles bereuen und mich hochkant rausschmeißen!", motzte ich los. Als wir dann im Eingangsbereich standen, blieb ich einfach breitbeinig stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Lass mich wenigstens hier bleiben. Ich schlafe auf dem Boden. Mach dir keine Mühe. Und hab bloß kein Mitleid mit mir", knurrte ich.

Jimin drehte sich zu mir um und sein Strahlen wich einem bettelnden Hundeblick. "Können wir bitte was zusammen essen?" Genervt nickte ich und folgte ihm in eine riesige Küche mit einer Kücheninsel in der Mitte. Jimin rief nach seiner Köchin, was mich dazu veranlasste die Augen zu verdrehen. Diese reichen Schnösel konnten nicht mal selber kochen.

Wenig später stand ein dampfender Teller mit Pasta Bolognese vor meiner Nase. Das Wasser lief mir im Mund zusammen und mein Magen knurrte. Dennoch lehnte ich ab. "Macht euch keine Mühe ich brauche nichts zu essen." Jimin knurrte mich sofort an. "Du. Isst. Das. Jetzt. Sofort." Seufzend schon ich mir eine Gabel voll in den Mund und schon war es um meine Beherrschung geschehen. Eilig Schaufelte ich das Essen in mich rein und vergaß sogar zu protestieren, als mein Teller ein weiteres Mal gefüllt wurde.

Als ich dann endlich satt war, lehnte ich mich beschämt zurück. "Bilde dir bloß nichts darauf ein, dass ich das Essen angenommen habe", fauchte ich Jimin an, der bloß mit den Schultern zuckte. Die Drogen schienen nachzulassen , denn er schien nicht mehr so übertrieben fröhlich zu sein. "Erzähl mal was über dich, Jungkook" Ich schreckte zurück. "Was gibt es da zu erzählen?", gab ich kalt zurück.

Jimin zuckte mit den Schultern. "Bist du wirklich obdachlos?" Ich lachte spöttisch auf. "Nee, ich tu nur so... Natürlich bin ich obdachlos. Es gibt viele Obdachlose in Busan. Da ist doch nichts neues dran." Jimin schaute unsicher weg. "Ja du weißt da nichts von, oder? Lebst in deiner protzigen Villa und setzt nur einen Fuß vor die Tür, um das perfekte Idol zu spielen", grinste ich spöttisch. Langsam schien mein Gegenüber gereizt zu werden. "Und warum bist du dann zu meiner 'protzigen Villa' gekommen, um da zu schlafen? Wenn es dir hier doch garnicht gefällt?" Ich seufzte. Dann stand ich auf und zog meinen zerrissenen Pulli soweit hoch, dass er die ganzen Blutergüsse und Wunden erkennen konnte." Deshalb"

Mit aufgerissenen Augen starrte der junge Sänger auf meinen hässlichen, abgemagerten Oberkörper und schluckte. "Fuck", gab er mit rauer Stimme von sich. "Wer hat dir das angetan?" Ich zuckte mit den Schultern. "Alltag für mich", erklärte ich bitter. Jimin schüttelte den Kopf. "Wie alt bist du? Du kannst nicht älter sein als sechzehn? Hast du denn keine Verwandtschaft?" Ich schluckte. "Ja, ich bin sechzehn und.... Ich hab keine Ahnung, wer meine Verwandtschaft ist." Dann wurde ich wütend. Was fiel diesem Typen ein, mich so auszufragen ? Aber vor allem: Was fiel mir ein, seine Fragen so bereitwillig zu beantworten? "Ich bin müde, ich gehe jetzt schlafen", meinte ich ruppig und stand auf.

Im Eingangsbereich bereitete ich mir ein kleines Lager auf einem flauschigen Teppich. Dann legte ich mich gähnend hin. Doch auf einmal hörte ich leise Schritte. Jimin trat dicht an mich heran und hob mich dann einfach hoch, wie ein kleines Kind. Genervt schlug ich die Augen auf. "Ach. Willst du mich jetzt im Schlaf vor die Tür setzen? Schon gut ich gehe freiwillig." Aber Jimin ließ mich nicht runter, sondern trug mich eine breite Wendeltreppe hinauf in den ersten Stock, wo er eine Tür öffnete. Erschrocken stellte ich fest, dass es sein Schlafzimmer war.

" B-bitte nicht", wimmerte ich und presste mich an seine Brust. "N-nicht schon w-wieder ." Eine Träne verließ meinen Augenwinkel und tropfte auf den Teppich. Verwirrt schaute Jimin mich an. "Was ist los, Jungkook? Was meinst du damit?" Aber ich lag nurin seinen Armen unfähig etwas zu sagen, oder mich zu rühren vor Angst.

Warum nutzten die Menschen mich immer aus? Warum wollten alle das Gleiche von mir? "K-kannst du e-es wenigstens schnell m-machen?", murmelte ich verzweifelt und wurde von heftigen Heulkrämpfen geschüttelt. Aber er machte keine Anstalten mich aufs Bett zu werfen und mir die Klamotten auszuziehen. Stattdessen presste er mich eng an seine Brust und wisperte in mein Haar:" Was ist los, Jungkook? Beruhigte dich! Ich habe nicht vor dir wehzutun. Das einzige was ich wollte ist, dass du mal wieder den Genuss hast in einem Bett zu schlafen."

Er legte mich sanft auf dem Boxspringbett ab und flüsterte: "Soll ich dir Schlafklamotten leihen?" Ich nickte und beruhigte mich langsam, als er sich entfernte. Er hatte nicht vor mich zu vergewaltigen. Noch nicht.

Wenig später kam er wieder mit einem T-Shirt und Shorts. Mit hochrotem Gesicht nahm ich beides entgegen und ließ mir das Bad zeigen, wo ich mich umziehen konnte. Mein Gefühlsausbruch war mir ziemlich peinlich, weshalb ich dementsprechend ziemlich schlechte Laune bekam.

Mit einem Grummeln öffnete ich die Tür zu Jimins Schlafzimmer. "Ich kann auf dem Boden schlafen, spar dir deine Mühe", knurrte ich, aber der Junge Mann ignorierte das und fasste mich am Arm. "Zier dich nicht so. Es macht mir nichts aus." Das war der Moment, wo ich mich fragte, wie es überhaupt zu dieser Situation kommen konnte . Und Jimin, der inzwischen wieder stocknüchtern schien, lud mich trotzdem auch noch ein in seinem Bett zu schlafen. Ich war sein verfickter Drogenlieferant.

"Nagut. Aber du wirst nicht auf der Couch schlafen, sondern auch im Bett. Ich will dich nicht daraus verdrängen", brummelte ich und wurde wieder rot, als mir bewusst wurde, was ich da gerade von mir gegeben hatte . Jimin grinste mich an, als wüsste er genau, was ich gerade dachte. Seine Hand streifte leicht über meinen Arm, als er sich gerade abwenden wollte und sofort verschwand sein Grinsen. Schnell versteckte ich den Arm hinter meinem Rücken.

"Jungkook". Seine Stimme klang dunkel und bedrohlich und ich wich zurück, bevor mir meine Position wieder bewusst wurde. Ich war nicht umsonst Drogendealer. Ich war sehr gut darin, wenn es darum ging den Stoff zu beschützen und meine Lieferungen kamen immer pünktlich an. Fest schaute ich ihm also in die Augen, aber meine Knie wurden bei seinem wütenden Blick wieder weich.

"Zeig deinen Arm." Ich schüttelte wie ein bockiges Kind den Kopf und biss mir auf die Unterlippe. "Bitte." Jimins Blick wurde weich, als er meine Angst sah. "Ich werde dich deswegen nicht verurteilen. Ich will nur wissen, ob das eine Behandlung braucht." Zögerlich hielt ich ihm meinen Arm hin und er saugte scharf die Luft ein, als er die Narben sah, die meinen Arm schon zu zieren begannen, als ich noch acht Jahre alt war.

Ohne etwas zu sagen, holte der junge Boygroup Member einen Verbandskasten aus dem Badezimmer und begann die beiden letzten Schnitte, die noch frisch waren, zu reinigen und zu verbinden. "Warum?", wollte er wissen. Ich zuckte nur mit den Schultern, da ich nicht die geringste Lust verspürte, ihm meinen ganzen Selbsthass vor Augen zu führen. "Ich bin müde" , sagte ich stattdessen und seufzend ließ er mich los. Schnell kroch ich in das Bett und genoss die weiche, warme Decke und die unglaublich weiche und federnde Matratze in meinem Rücken.

Neben mir senkte sich das Bett, als Jimin sich schweigend dazu legte. "Was meintest du vorhin damit, dass ich es schnell machen soll? Was sollte ich schnell machen?", wisperte er in mein Ohr und schlang die Arme um mich. In mir tobte ein Kampf. Sollte ich seine Arme wegschieben? Aber seine Nähe und seine Umarmung fühlten sich wundervoll an." Jungkook? ", fragte er besorgt nach. Ich seufzte." Jimin. Ich hatte Angst davor, dass du mich vergewaltigen würdest oke?" Schnell drehte ich mich von ihm weg, damit er nicht in meinem Gesicht lesen konnte, was für eine Überwindung es gewesen war, diesen Satz auszusprechen.

Der junge Sänger schwieg. Vermutlich war er geschockt, aber ich konnte sein Gesicht nicht sehen, da ich ihm den Rücken zuwandte. Als er wieder zu sprechen begann, klang seine Stimme rau und brüchig. "Ich werde dich niemals, nie und nimmer vergewaltigen, Kookie. Das verspreche ich dir." Bei diesem Spitznamen drehte ich mich um und zog eine Augenbraue hoch. "Kookie?" Er wurde rot, was mich dazu veranlasste schwach zu lächeln. "Danke, Jimin. Danke, dass du dich so um mich kümmerst, obwohl wir uns kaum kennen." Ich spürte, wie er mit den Schultern zuckte. "Schon ok." Dann zog er mich an seine Brust und umarmte mich fest. "Du solltest schlafen, mein kleiner Keks." Ich nickte müde und gähnte. Dann kuschelte ich mich noch enger an ihn und döste weg.

Try (Kookmin) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt