1. Wie alles seinen Anfang nahm

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Loki konnte es einfach nicht glauben. Wie konnte sein eigentlich stabiles Leben so schnell aus den Fugen geraten?
In den letzten 2 Jahren, eine Zeitspanne, die für eine Person seiner Spezies kaum eine Rolle spielte, hatte alles eine 180° Wende gemacht und der einst so bewundernswerte zweite Prinz von Asgard fand sich in der frustrierendsten Lebenslage, in die er je geraten war, wieder.

In Selbstmitleid versunken kauerte er am Boden seiner ruinierten Zelle im tiefsten Kerker Asgards. Normalerweise wurden hier ausschließlich Kriegsgefangene oder Schwerstverbrecher gefangen gehalten. Loki war empört über Odins Entscheidung, ihn zu inhaftieren, gewesen. Jedoch nicht, weil er gehofft hatte, dass er ihn einfach so davonkommen lassen würde, eher im Gegenteil. Er hatte sich auf dem Weg von Mitgard zurück zu seinem Heimatplaneten bereits mit dem Gedanken abgefunden, dass man seine Taten mit dem Tode bestrafen würde und es hatte ihm eigentlich nicht besonders viel ausgemacht. Er wusste, er würde Odin nie erklären können, was seine wahre Motivation für den Angriff auf die Erdenbewohner war, genauso wie damals, während Thor nach Mitgard verbannt worden war. Mit seinem Adoptivvater ließ sich nicht reden, denn er wollte es nicht verstehen und das wusste Loki auch.

Loki hasste das Gefühl, von Odin belogen und missverstanden zu werden. Er kannte dies schon fast sein ganzes Leben lang, jedoch hätte er nie mit dem Ausmaß an Schmerz gerechnet, das die letzte Wahrheit verursacht hatte. Loki hatte sich diesmal nicht nur von seinem angeblichen Vater, sondern von seiner gesamten Familie verraten gefühlt. Es traf ihn wie einer von Thors Blitzen, als er erfuhr, dass er in Wahrheit ein Frostriese, also einer der Erzfeinde eines jeden Asgardianders, war, was für Loki auch die Frage klärte, wieso Odin Thor von klein auf bevorzugt hatte. Am meisten weh tat es, wenn er an seine einzig wahre Vertrauensperson, seine Adoptivmutter Frigga, dachte. Auch sie hatte ihn fast 1000 Jahre lang belogen und trotzdem war sie immer eine gute Mutter für ihn gewesen. Ihr hatte er fast sofort verziehen und seit er eingesperrt worden war, war sie die einzige Person gewesen, mit der er reden konnte, da von den anderen natürlich niemand aufgekreutzt war, um sich nach ihm zu erkundigen.
Umso mehr hatte es ihn getroffen, als er am vorigen Tag erfahren hatte, dass sie in ihren eigenen Gemächern von demselben Dunkelelfen getötet worden war, der nur wenige Momente zuvor ausgebrochen war und mit schadenfrohem Blick vor Lokis Zelle gestanden hatte. Obwohl Loki wusste, dass es sinnlos war, machte er sich dennoch Vorwürfe. Er hätte irgendwie versuchen sollen, ihn umzubringen, auch wenn er dabei möglicherweise selbst den Tod gefunden hätte. Seine Mutter hatte das Leben mehr verdient als er, dachte er sich immer wieder, Stunde für Stunde, Tag für Tag.

Loki verfluchte sich oft selbst für seinen Machthunger, gegen den er jedoch meist nichts unternehmen konnte. Es lag nun einmal in seiner Natur, Dinge für sich beanspruchen zu wollen, was ihm meistens auch problemlos gelang. Trotzdem bereute er es mittlerweile zutiefst, während Thor auf Mitgard gefangen war, Asgard unter seinen Hut bringen zu wollen und somit Macht gegenüber Thor und Odin, die er zuvor nie gehabt hatte, zu bekommen. Dies würde er seiner Familie gegenüber jedoch niemals zugeben, genauso wie die Schuldgefühle, die ihn, seit er sich auf die Jagt nach dem Tesserakt begeben hatte, plagten. Ihm war in beiden Fällen klar, dass Macht nicht sein eigentliches Hauptmotiv gewesen war. Nachdem er seine wahre Herkunft erfahren hatte, wollte er die Ungerechtigkeiten, die zwischen ihm, seinem Bruder und seinem Vater herrschten, beseitigen, indem er versuchte, Odin auf Umwegen dazu zu bringen, stolz auf ihn zu sein. Dies hatte jedoch weniger gut geklappt, als Loki sich erhofft hatte und am Ende war er in eine verzwickte Lage geraten, aus der der einzige halbwegs ehrenhafte Ausweg der Tod zu sein schien.

Kurz, nachdem er von dem Bifröst in ein Wurmloch gefallen war, verlor er das Bewusstsein und als er wieder erwachte, war das erste, das er wahrnahm, die Stimme eines seltsamen Wesens, das ihm sagte, er habe das Zurückerlangen seines Lebens seinem neuen lilafarbenen Herren zu verdanken.
Bis Loki von dem sogenannten Hulk kurz und klein geschlagen wurde, erlebte er alles, wie in Trance. Verschwommen konnte er sich noch daran erinnern, wie sein neuer Herr ihn mit Hilfe eines Zepters, in welchem ein blauer Infinity-Stein enthalten war, am Brustkorb berührte, ehe er ihm den Stab selbst übergab und ihn zur Erde schickte. Was darauf folgte, wusste ganz Mitgard sehr genau und Loki würde diese, wie auch viele andere Erinnerungen, am liebsten für immer aus seinem Gedächtnis löschen. Noch immer verfolgten ihn die Momente, in denen er brutal gefoltert wurde, um ihn dem Willen seines Herren zu beugen, oder als Loki angedroht wurde, man würde ihn finden und töten, sollte er seinen Auftrag nicht ausführen.

In seiner Gefangenschaft hatte Loki genug Zeit, sich über diese Dinge den Kopf zu zerbrechen, jedoch linderte es seinen Schmerz, den er dabei empfand, kein bisschen.

The Secret Pain of Loki Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt