Thor schloss, wütend über seine eigene Tat, die Tür seines Gemaches, sodass der Knall im gesamten Stockwerk zu hören war. Er presste sein Gesicht gegen seinen Kopfpolster und schrie, so laut es ihm möglich war, in den weichen, schalldämmenden Stoff. Wie konnte er es bloß so weit kommen lassen? Er hatte einen Mann getötet und es war nicht nur irgendeine namenlose Gestalt im Kampf gegen eine gesamte Armee gewesen. Nein, ganz Asgard wusste, dass der Magier sich lebendig im Kerker befinden sollte und es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand herausfand, was vorgefallen war und eins und eins zusammenzählte. Es konnte sich maximal um wenige Stunden handeln, bis Thor selbst in der kalten, leeren Zelle saß. Er wusste, dass seine Tat Loki nicht zurückbringen konnte und es war ihm auch im Augenblick des Geschehens klar gewesen, doch die Macht des Zorns war zu groß gewesen. Was würde seine Familie wohl von ihm denken? Thors Eltern wären bitter enttäuscht, vor allem, da sie gedacht hatten, Thors Verbannung auf die Erde hätte ihn ins positive verändert. Was wäre, wenn Thor erneut verbannt werden würde, aber diesmal nicht nach Midgard, sondern an einen viel zwielichtigeren Ort... wie Svartalfheim oder Muspelheim...
Jane würde sofort zur Erde zurückkehren und nie mehr wieder etwas von Thor hören wollen, wenn sie nicht vorher an den Folgen des Aether sterben würde. Alle würden sich von ihm abwenden auch wenn es nur ein elendiger Verbrecher war, der Thor zum Mörder gemacht hatte.
Thor hatte Loki so viele weitere Chancen gegeben, doch der Magier hatte keine einzige bekommen. War das fair?Plötzlich hörte Thor Schritte, welche immer näher kamen und ihn aus seinen Gedanken rissen. Waren es bereits die Wachen, welche ihn wegsperren wollten? Thor spürte eine Mischung aus Scham und Angst, welche seine Wirbelsäule unangenehm langsam hinablief und ihn für einen Moment erzittern ließ. Er könnte sich locker gegen die Wachen wehren, doch würde dies seine Lage nicht verbessern, sondern nur noch weiter verschlimmern. Thor fühlte sich, als befände er sich in einer unendlich tiefen Abwertsspirale, aus der es kein Entkommen gab. Thors Finger zitterten vor Nervosität und Wut über sich selbst während er den Schritten lauschte. Sie wurden nur noch minimal lauter, bevor sie langsam leiser wurden und Thor nichts mehr vernehmen konnte. Wer auch immer gerade hier gewesen war, war an Thors Gemächern vorbeigegangen und stellte offenbar keine Gefahr für ihn dar. Seit wann müsste Thor seine eigenen Leute so sehr fürchten? Vielleicht fürchtete er nur sich selbst oder die Reaktionen derer, die er Liebte.
~~~
Fünfeinhalb Stockwerke tiefer wagte sich eine vermummte Gestalt vorsichtig die Treppe hinunter, um zum Kerker Asgards zu gelangen. Was hatte der Prinz dort unten wohl gewollt? Hatte er wirklich getan, was die verhüllte Person vermutete?
Vorsichtig setzte die Person einen Fuß vor den anderen und lugte in die erste Zelle. Diese war jedoch nicht mehr so weiß, wie sie einst gewesen war. Blutspritzer bedeckten die Wände und in mitten der zerstörten Möbel lag ein lebloser Körper. Es war eindeutig, dass es sich um den Magier handelte, obwohl man sein Gesicht kaum erkennen konnte. Kalter Schweiß trat der vermummten Person auf die Stirn, sie war der Grund für diese Tat und jemand anderer befand sich nun deswegen in ernsthaften Schwierigkeiten.
Noch war jedoch kein Tumult im Palast ausgebrochen... Thors Fehler schien noch unentdeckt und die Konsequenzen konnten noch verhindert werden. Es lag in den Händen der verhüllten Gestalt, ob sich das Leben Prinzes ins Negative verändern soll oder nicht und noch gab es die Chance, alles ungeschehen zu machen. Sie war es ihm schuldig, ihm zu helfen nach allem, was sie getan hatte. Langsam wandte sich die Person von der Zelle ab und schlich wieder die Treppe hinauf und weiter in eines der privaten Stockwerke der Königsfamilie.~~~
Thor hockte, sein Gesicht in den Händen vergraben, auf seinem Bett, als er plötzlich wieder Schritte vernahm. Diesmal jedoch nur ganz leise, als befände sich die Person bereits vor der Tür zu seinem Gemach. Sonst herrschte vollkommene Stille in dem Raum, es wirkte fast gespenstisch. Thors Herz klopfte wild, während er das Kissen, das er vorhin in seinen Händen gehalten hatte, fest an seinen Körper drückte. Er sah, wie sich die Türklinke langsam nach unten drückte und, obwohl er es nie zugeben würde, verspürte er in jenem Moment panische Angst. "Wer ist da? Wer wagt es...", versuchte Thor mit fester Stimme zu sagen, doch als er die Gestalt sah, die durch die Tür trat, entglitt ihm sowohl sein Kissen als auch die Kraft weiterzusprechen.
Nach all den Jahren des Zusammenlebens erkannte Thor die Person sofort anhand ihrer Statur und Bewegungen und in seiner Sprachlosigkeit klappte sein Kiefer nach unten. Thor glaubte, auf den schmalen Lippen, die unter der dunklen Kapuze hervorschauten, ein überlegenes Lächeln zu erblicken, was ihm half, seine Stimme wiederzufinden. "Loki, was tust du hier", rief er zugleich erbost und erleichtert aus. "Ich dachte, du seist tot", fügte er etwas leiser hinzu. Oder war er das etwa? War Thor dem Wahnsinn verfallen und bildete sich seinen Bruder bloß ein, bekam er Besuch von Lokis Geist oder war doch alles nur ein riesen Missverständnis gewesen? Bevor Thor sich weiter den Kopf zerbrechen konnte, unterbrach Loki ihn, indem er den Finger auf die Lippen legte und psssst zischte. "Nicht so laut, nur du darfst davon wissen", flüsterte er.
"Wissen, wovon? Dass du lebst? Vater wird bestimmt hocherfreut sein", antwortete Thor in leichter Verwirrung.
"Nein, nein, nein! Das würde meinen Plan zerstören", erklärte Loki energisch, während er die Tür hinter sich abschloss und die Kapuze vom Kopf streifte. Thor erblickte eine fast verheilte Wunde auf seiner Stirn. Er war also wirklich im Kampf verletzt worden, doch wie er überlebt hat, war Thor nach wie vor ein Rätsel.
"Welcher Plan denn?", fragte Thor,der gerade versuchte, alles zu begreifen."Hör mal", begann Loki und setzte
sich zu dem völlig aufgelösten Thor auf sein Bett. "Ich weiß, was du getan hast und dass man es nicht mehr rückgängig machen kann und ich habe realisiert, dass ich wohl der Hauptauslöser dieser Tat gewesen sein könnte und naja... Ich möchte dir dabei helfen, alles zu vertuschen, aber dafür darfst du niemandem, wirklich niemandem von meiner Wiederkehr erzählen, sonst funktioniert es nicht. Hast du mich verstanden, Bruder?"
Thor nickte bloß weggetreten. Eigentlich sollte er wütend auf Loki sein, dass dieser seinen Tod vorgetäuscht hatte und Thor, im Glauben sein Adoptivbruder sei tot, seinen vermeintlichen Mörder getötet und sich somit in Schwierigkeiten gebracht hatte, doch Thor war durch all die Wut und Trauer, die er an diesem Tag bereits verspürt hatte, zu emotional ausgelaugt, um Loki mit etwas anderem als Dankbarkeit zu begegnen. Er mag vielleicht der Auslöser gewesen sein, aber solange er alles wieder irgendwie gerade biegen wollte, beschloss Thor, sich darauf einzulassen.
"Und wie lautet dein Plan? Er sollte besser gut sein, sonst wird nichts mehr so wie früher", stammelte Thor.
"Beruhig dich. Ich habe alles durchdacht, solange du machst was ich dir sage, kommen die anderen nie dahinter. Das erste, was ich tun werde ist, dass ich den Magier, oder was noch von ihm übrig ist, verschwinden lasse. Dann nutze ich meine Zauberkräfte, um mich als ihn auszugeben und ich schätze, dass Odin mit der Hinrichtung nicht lange auf sich warten lässt, das bedeutet ich warte bis maximal übermorgen im Kerker, während du so tust, als wäre alles so, wie die anderen denken, wie es ist. Dann am Tag der Hinrichtung kommst du ins Spiel. Ich möchte, dass du, während ich auf meinen Tod warte, Einhalt gebietest, eine ergreifende Rede hältst, wie ich nicht gewollt hätte, dass jemand für mich hingerichtet wird, und dann verkündest, dass du den Magier lieber ins hinterste Eck der 9 Welten verbannen möchtest. Daraufhin schleuderst du einen hellen Lichtstrahl auf mich, der mit genug Zeit gibt, mich unsichtbar zu machen und alle werden, beeindruckt von der Darbietung, den Platz verlassen und nie wieder darüber nachdenken"
Loki beendete seine Erklärung mit einem zufrieden Grinsen, doch er sah Thor an, dass dieser nicht ganz überzeugt war. "Ich bin mir sicher, du hättest gewollt, dass der Magier für dich hingerichtet wird", sagte der Donnergott nur mit hochgezogener Augenbraue. "Natürlich, aber das interessiert niemanden. Heimdall wird übrigens von mir durch Magie und Trugbilder getäuscht. Vielleicht wird er irgendwann mal etwas ahnen, aber dann ist unser Plan sowieso schon durchgeführt"
"Außerdem hat der Magier mehrere Schwestern und ich weiß nicht, ob die sein Schicksal so einfach hinnehmen würden", konterte Thor erneut.
"Hör auf andauernd Schwachstellen in meinem Plan zu suchen, ich hatte gerade mal 5 Minuten Zeit, um ihn mir auszudenken. Des Weiteren glaube ich, dass sie glücklicher sind, wenn ihr Bruder in einer anderen Welt" weiterlebt", als dass er vor ihren Augen getötet wird"
Lokis Blick schweifte für einen Moment in die Ferne. Er dachte daran, was sie Ylvi da antaten, doch es war besser, wenn sie nicht die Wahrheit erfahren würde."Gut, bist du also dabei, Thor?", fragte Loki, sich die Hände reibend.
"Nur, weil es keinen anderen Ausweg gibt", antwortete Thor mit steinerner Miene.
Loki stand auf, um sich umgehen auf den Weg in den Kerker zu machen, als er plötzlich wieder etwas Schweres unter seinem Umhang spürte. "Ach ja, fast hätte ich es vergessen", sagte er und wuchtete das verloren geglaubte Zauberbuch auf einen Tisch neben Thors Bett. Der Donnergott sah zuerst verblüfft Loki und dann das Buch an und entschloss sich dazu, einfach nichts zu sagen. Loki steckte voller Überraschungen.
"Um deine Freundin Jane kümmere ich mich, wenn wir hiermit fertig sind. Sie sollte die paar Tage noch ohne Probleme überleben können und ich habe in diesem Buch eine alte Zauberformel gefunden, die sie von ihrem Leiden entbinden kann"
Dann verhüllte er sein Gesicht wieder unter seiner Kapuze und verließ mit rauschendem Mantel Thors Gemach, den er erstaunt und mit vielen unausgesprochenen Fragen zurückließ.
DU LIEST GERADE
The Secret Pain of Loki
Fiksi PenggemarLokis Leben verlief bislang eher eintönig, bis sich die Ereignisse überschlagen und er kaum noch damit zurecht kommt. Natürlich möchte er, um seinen Stolz zu bewahren, all seine innere Unruhe vor seinem Umfeld verstecken, was ihm, obwohl er als der...