Ode an den Tchibomat

42 1 1
                                    


Die Kanne sorgsam ausgespült,
Dann frisches Wasser eingefüllt,
Zuvor den Filter mit Bedacht
Mit Kaffeepulver vollgemacht,
So sollt' es eigentlich gelingen,
Guten Kaffee hervorzubringen.

Doch dies verhindert in der Tat
Erfolgreich unser Tchibomat,
Denn er besitzt - man ahnt es schon -
auch eine Warmhaltefunktion.
Das ist im Grunde eine Platte,
Wie mein Elektroherd sie hatte,
Bevor er (man ist fortschrittlich)
Einer Ceran-Kochfläche wich.
Und weil die nicht mit Hitze geizt,
Wird der Kaffee alsbald verheizt.

Die ersten Tassen, die da fließen,
Kann man zwar durchaus noch genießen.
Doch spätestens der vierte Becher
Taugt nur noch für verweg'ne Zecher,
Denn er erreicht an Stärke locker
Espresso oder Türkisch Mocca.
Und solchen Trunk auch noch zu bleichen,
Kann nur Alpina Weiß erreichen.

Doch - abhängig vom Koffein -
Lässt mancher ihn noch etwas zieh'n,
Bis er, wenn man am Glase klopft,
Wie Honig in die Tasse tropft
Und, wer im Tiefbau angestellt,
Ihn für Bitumenanstrich hält.

Jedoch den Junkies, den ganz Harten,
Macht es nichts aus, noch mehr zu warten,
Denn diese wollen eigentlich
Nicht Kaffee, sondern Brotaufstrich.

Was dann der Kanne ich entnehme,
taugt höchstens noch als Bräunungscreme,
Und zehn Minuten später dann
Muss man schon mit dem Meißel ran,
Um vorsichtig die Reste dessen,
Was ein Aroma einst besessen,
Vom Glas der Kanne abzuschlagen
Und auf den Sondermüll zu tragen.

So schließt des Kaffees Kreislauf sich.
Zum Ende kommt er jedoch nicht,
Denn bald schon kommt die Frage auf:
Wer schüttet frischen Kaffee auf?


Belämmerte BalladenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt