Kleine Erinnerung

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Direkt hatte ich ein bisschen Angst, mein Vater könnte mich eventuell hören. Vielleicht sollte ich einfach doch draußen bleiben, in der Hoffnung er schläft später, wenn ich dann nach Hause komme. Allerdings könnte es auch passieren, das er stinksauer ist, wenn der Abwasch noch steht.

Ich seufzte. Er wird eh etwas finden, um mich runterzumachen, dafür braucht es bei ihm keinen bestimmten Grund.

Also wusch ich ab, versuchte dabei aber möglichst leise zu sein und hatte sogar ausnahmsweise mal Glück, dass er mich nicht hörte. Fast geräuschlos räumte ich noch das Wohnzimmer auf und ging leise in mein Räumchen. Dort ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte an die Decke. Um schlafen zu gehen ist es eigentlich noch zu früh. Sollte ich vielleicht etwas lesen?

Zu meinem Regal gegangen, schaute ich mir durch, ob ich noch etwas habe, das nicht bereits durchgelesen ist. Eigentlich wusste ich, dass dies nicht der Fall ist und ich mir schon seit bestimmt einem Jahr kein Buch mehr gekauft habe. Trotzdem tat ich es irgendwie immer wieder und fand mich vor meinem Bücherregal wieder.

Mich am Hinterkopf kratzend, überlegte ich was ich tun soll. Gitarre spielen darf ich ja nicht mehr, obwohl ich das für mein Leben gern mache. Direkt wurde ich auch wieder traurig, als ich den gebrochenen Gitarrenhals sah. Wieder eine Sache, die mir mein Vater genommen hatte. Mit ihr konnte ich wenigstens immer draußen sitzen, spielen und träumen, irgendwann ein erfolgreicher Sänger, oder Gitarrist zu werden. Heute wage ich nicht einmal mehr mir das irgendwie vorzustellen. Dieser Traum war eben nur ein Traum, mehr nicht.

Mich ein bisschen traurig an meinen Schreibtisch gesetzt, zog ich eine Schublade auf. Dort wollte ich mir Stift und Papier herausholen und ein bisschen zeichnen. Beim Herausnehmen des Blockes, fiel mir wieder ein besonderes Blatt ins Auge.

"Träume werden wahr."

Es war ein Bild, von mir gezeichnet. Auf dem Bild habe ich Flügel und eine Gitarre neben mir hatte auch welche. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, das Gras ist grün... Wie ein Kind eben so unschuldig die Welt empfindet. Aber sie ist nicht so. Die Welt ist düster und grausam.

Wütend knallte ich die Schublade wieder zu, bereute es aber sofort. Hoffentlich hat mein Vater das nicht gehört... Zum Glück schien ich es lauter empfunden zu haben, als es wirklich war. ,,Träume werden wahr." murmelt ich vor mich hin, während ich an das Bild dachte. Ich hasse es, kann es aber nicht entsorgen. Dafür verband ich zu viel mit diesem Stück papier.

Meine Mutter hat mir damals immer gesagt, dass jeder Traum wahr werden würde, woran ich fest geglaubt habe. Immer dachte ich, es könnte alles besser werden. Sie hat gesagt die Hoffnung stirbt zu letzt, aber ganz im Ernst? Es ist doch egal wann sie stirbt, sie tut es trotzdem.

Meinen Kopf auf den Tisch gelegt, versuchte ich bei dem Gedanken an das Gesicht meiner Mutter meine Tränen zu unterdrücken. Sie fehlt mir unendlich dolle, obwohl ich ihr nicht verzeihen kann, dass sie mich alleine gelassen hat. Hatte sie mich denn gar nicht lieb? War ich ihr nicht wichtig? Hat sie mich vielleicht sogar gehasst?

Diese Fragen stelle ich mir schon seit dem Tag an dem sie gegangen ist und nie finde ich eine Antwort darauf.

Jetzt würde ich auch keine bekommen und nur Trübsal blasen soll ich nicht. Also fing ich an zu malen.

Träume werden wahr / HwitaeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt