Sie rasteten am Rande eines tiefen Waldes. Celioné schruppte gerade seine Schüssel mit Sand aus, als Juliné den Kopf hob und warnend knurrte. Er fuhr herum, die Hand am Gürtel und auf dem Knauf seines Dolches. Am Waldrand stand ein Mann. Er war groß, schlank und wirkte doch sehr stark. Er hatte einen Bogen in der Hand und einen Pfeil in der anderen. Seine Kleidung bestand aus einem langen blauen Umhang, einer Lederrüstung die verwoben zu sein schien und schwarzen Stiefeln. Langes blondes Haar wallte unter seinem Helm hervor, der ein schmales aber schönes Gesicht einrahmte.
"Taubra!" keuchte der Mann und schien unschlüssig ob er näher kommen oder fliehen sollte. Weder der Greif noch sein Reiter rührte sich. Die Luft war zum zerreisen gespannt.
Dann kam er doch heran und das so schnell und fließend, das Celioné meinte, er müsste einfach fliegen.
"Sanya bha, tala!" sagte er mit melodischer Stimme, doch der Reiter starrte nur verständnislos zurück.
" Was hat er gesagt?" fragte er Juliné doch der Greif wusste es auch nicht. Der Mann lauschte seiner Stimme und nickte dann verstehend. Er winkte und ein weiterer Mann kam aus dem Unterholz. Er war etwas kleiner und sein Haar Schwarz, ansonsten sah er seinem Freund nicht unähnlich. Beide hatten so sanfte und zarte Gesichtszüge, das Celioné nichts anders einfiel als sie als " Schön" zu beschreiben. Der Blonde sagte etwas zu seinem Begleiter und der wandte sich an Celioné.
" Wir grüßen dich Mensch. Was tust du hier?" Seine Stimme war akzentbehaftet aber rein und klar wie ein Gebirgsbach im Winter.
" Was wir...? Wir sind auf der Flucht. Mein Greif und ich. Wir suchen den Schutz der Hochlandelben."
Der Schwarzhaarige übersetzte seinem Begleiter die Worte und wandte sich dann wieder an Celioné: " Seit über 200 Jahren gab es keinen Reiter eines Greifen mehr! Wem hast du das Tier gestohlen?" Er zog sein Schwert so schnell das Celioné keine Reaktion zu Stande brachte. Erschrocken starrte er auf die Spitze an seinem Hals. Juliné knurrte böse, doch die Hand seines Reiters sagte ihm, das er abwarten sollte.
" Ich habe ihn nicht gestohlen! Er ist bei mir geschlüpft! Ich schwöre es!" keuchte er und rutschte etwas nach hinten. Der Elb hinderte ihn nicht daran. Er sah zu seinem Begleiter und beide begannen sich rasch in der melodischen Sprache zu unterhalten. Celioné lauschte und sie kam ihm vertraut vor. So als würde er sie kennen aber verlernt haben. Dann spürte er, das sie über ihn sprachen und sie klangen nicht freundlich dabei. Er stand auf und fauchte gereizt:" Telordha Celioné!"
Verdutzt sahen die beiden ihn an, während Celioné erschrocken die Hand vor den Mund schlug. Er hatte keine Ahnung was er gesagt hatte, aber es musste mächtig Eindruck gemacht haben. Die Mundwinkel des Blonden verzogen sich zu einem Grinsen. Dann lachte er und verneigte sich.
" Feydha Oniel." Er richtete sich wieder auf und Celioné wurde klar, das er sich gerade vorgestellt hatte.
Dann winkte er und bedeutete ihm mit zu kommen. Der Schwarzhaarige hatte die Lippen zusammen gepresst, beleidigte Celioné aber nicht weiter. Greif und Reiter folgten den beiden Männern in den Wald. Sie liefen eine ganze Weile bis der Wald lichter wurde und der Weg merklich anstieg. Es wurde steiniger und die Bäume machten bald darauf Büschen und Kletterpflanzen Platz. Celioné schwitze und band sein langes weißblondes Haar zusammen. Es nervte ihn das die beiden Elben viel schneller waren als er und auf ihn warten mussten. Sie erreichten eine Felswand und die beiden blieben stehen. Der Schwarzhaarige summte irgendetwas und unter den staunenden Augen des Reiters verschwand die Wand einfach. Oniel grinste und winkte ihn voran zu gehen. Sie betraten eine Höhle. Sie war riesig, so groß das Juliné ohne Probleme darin aufrecht gehen konnte. Ein Fluss bahnte sich rechts neben ihnen seinen Weg durch den Stein. Moos und Flechten hatten sich an den Wänden breit gemacht. In regelmäßigen Abständen erleuchteten Fackeln den Weg ins Innere des Berges. Celioné folgte dem Kleineren der beiden. Hinter ihm klackerten die Krallen seines Greifen auf den Stein. Den Schluss bildete Oniel. Er war aufgeregt und panisch zugleich. Was wenn er ins Verderben lief? Oniel schob sich an ihm vorbei und sagte etwas zu seinem Begleiter. Dieser nickte und verschwand einfach im Schatten. Oniel winkte ab und führte die Beiden weiter.
Celioné kniff die Augen zusammen als er plötzlich Sonnenlicht ausgesetzt war. Hinter seinen Lieder flackerte es, dann machte er die Augen wieder auf und stieß einen leisen Schrei aus. Sie standen am Rande einer Stadt die sich tief in den Berg gegraben hatte. Die Häuser zeugten vom Handwerklichen Geschick der Bewohner und von ihrem Sinn für Estetik. Eine gepflasterte Straße führte von ihrem Standpunkt aus Schnurgerade in die Stadt. Der Fluss schillerte wie reines Silber im Licht der Sonne. Über ihn spannten sich Brücken die genauso fein gearbeitet waren wie die Häuser.
"Sanyaza, feyra!" rief plötzlich jemand und zeigte auf Celioné. Der seufzte, entschied sich aber bei Oniel zu bleiben. Der erschien ihm als die einzige freundliche Seele hier. Der Elb führte sie den Hang hinab auf einen Platz der ziemlich mittig lag. Tuschelnd sammelten sich die Bewohner um sie. Frauen, Männer und Kinder. Sie waren alle wunderschön und wirkten unnahbar. Wenig später stieß der schwarzhaarige Krieger wieder zu ihnen und begann zu sprechen. Wieder lauschte Celioné den fremden lauten, beobachtete die Reaktionen der Elben und schloss seine Schlüsse aus dem Gesehenen. Bald begann er zu verstehen was der Elb sagte.
" Er möchte uns nicht böses und er hat geschworen, das der Greif bei ihm geschlüpft ist. Ich verstehe eure Sorge, aber seht ihn euch an. Er ist ein Halbling." Celione starrte ihn an. das Gleiche hatte Ragnar auch gesagt.
" Er kann bei uns bleiben, die Königin ist einverstanden. Sie wird ihn bald empfangen und ein Urteil fällen. Oniel wird auf ihn aufpassen und ihn das wichtigste lehren."
Oniel warf sich in die Brust und bedeutete Celioné und Juliné ihm zu folgen. Erfreut wandte der junge Reiter sich ab und folgte dem Elben.
"Ama, jama." sagte Celioné leise. Oniel starrte ihn an, dann lächelte er. Er hatte verstanden was der junge Mann meinte.
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Greifenreiter Band 1
AdventureCelioné könnte sich nicht vorstellen, je etwas anders zu tun als Bauer zu sein. Doch wie es das Schicksal vorsieht, stolpert er in eine Reihe Ereignisse, die sein Leben komplett umkrempeln. Er muss lernen zu vertrauen und zu kämpfen. Und er muss ent...