Cayden

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Mein Magen grummelte. Das war das Erste, was ich an diesem Morgen vernahm. Langsam blinzelte, öffnete die Augen und sah mich in meinem Zimmer um. Alles war normal, nur meine Gedanken waren noch nicht wirklich klar. Das Gefühl, dass ich etwas geträumt hatte, beschlich mich, aber ich konnte mich nicht mehr wirklich daran erinnern, was es genau gewesen war. Nur eins wusste ich noch: der junge Mann war in meinem Traum vorgekommen. Er kam mir bekannt vor und jetzt träumte ich sogar noch von ihm, da war doch was seltsam. Ich sollte mich vielleicht später mal daran machen, das wichtigste über ihn herauszufinden. 

Obwohl ich eigentlich eher ein Morgenmuffel war, zwang ich mich dazu, meinen Arsch vom Bett zu nehmen. Ich stand direkt vor dem kleinen Käfig und nachdem ich mich kurz noch gestreckt hatte, ging ich in die Hocke und sah rein. Mein Gefangener hatte es nicht geschafft, sich in irgendeiner Weise von den Fesseln zu befreien und schlief nun. Das sollte er ruhig tun, solange er es konnte. Also beschloss ich, ihn für den Moment in Ruhe zu lassen und zog mich an, da es für den Herbst recht warm war, entschied ich mich für ein grösstenteils graues T-Shirt und eine gewöhnliche Jeans. Ich hörte, wie auch Leyla vom Bett sprang und drehte mich lächelnd zu ihr um. Eigentlich war ich ja froh darüber, dass der Junge ihr nicht mehr angetan hatte, das reichte vollkommen.

Zusammen mit Leyla ging ich nach unten und wir beide frühstückten zusammen. Es amüsierte mich jedes Mal, wie meine Hündin ihr Futter so gierig hinunterschlang, als ob sie die vorherigen Tage nichts zu essen bekommen hätte. Während ich selbst noch fertig ass, kontrollierte ich meine Nachrichten auf dem Handy. Wie es so oft der Fall war, hatte mir niemand geschrieben. Wer hätte das auch tun sollen? 

Nachdem ich alles wieder verräumt hatte, schnappte ich mir noch mein Portemonnaie und putzte mir anschliessend kurz die Zähne. Bevor ich dann mit Leyla das Haus verliess, hatte ich auch noch nach meinem Gefangenen geschaut, aber der schlief noch immer.  Mit Leyla lief ich dann in Richtung Innenstadt, wir wohnten am Stadtrand, so war es doch ein Weg, aber das war auch gut so, Hunde brauchten ja Auslauf, auch wenn ein Spaziergang durch die abgasverpestete Stadt natürlich nicht dasselbe wie ein Besuch im Park war. Erst vor dem Einkaufszentrum leinte ich meine schwarze Hündin an. Eigentlich gehorchte sie mir ja, aber ich wusste, dass viele Leute nicht sonderlich begeistert davon wären, wenn ein Schäferhund frei herumlaufen würde. Ich scherte mich an und für sich zwar nicht um die Meinung dieser Leute, nur war es sehr nervig, wenn diese mich ansprachen. Ich mochte Leute generell nicht, aber Leute, die wegen so einer Kleinigkeit meckerten und mich belehren wollten, konnte ich nicht ausstehen.

Brot, Fleisch, Nudeln, Hundefutter, Milch, Seile, Panzertape, Nägel und Zahnpasta, jetzt hatte ich wohl alles. Oder eher zu viel. Ich lief mit Leyla, obwohl ich sie eigentlich hätte draussen lassen sollen, aber seitdem einer da verletzt hatte, machte ich das nicht mehr, und dem Einkaufswagen Richtung Kasse und fragte mich, wie ich das alles den ganzen Weg nach Hause tragen sollte, ich brauchte ja noch mehr. Da aber hörte ich eine weibliche Stimme sagen: "Man nimmt so grosse Hunde nicht in einen Supermarkt mit." Augenblicklich fuhr ich herum und wollte schon was erwidern, biss mir dann aber auf die Lippe. Vor mir stand eine Frau um die dreissig mit langen, dunkelbraunen Haaren, die sie aber wie immer in einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, mit ihren dunkelgrünen Augen musterte sie mich durch ihre Brille, ihre Mundwinkel zuckten dabei leicht. Meine Chefin war sichtlich amüsiert.

"Hallo, Samantha. Verfolgst du mich schon etwa jetzt auch in meiner Freizeit?", begrüsste ich sie lächelnd. "Nein, Cayden, aber wenn ich einen schwarzen Schäferhund innerhalb eines Ladens herumwuseln sehe, kann ich mir ziemlich sein, dass du auch in der Nähe bist", kam als Antwort und ich grinste leicht. Meine Chefin zählte zu den wenigen Menschen, die ich mochte.

Wir redeten eine Weile miteinander, bis Samantha vorschlug, in ein Café zu gehen. Ich überlegte kurz und willigte dann ein. Nachdem wir beide unsere Einkäufe bezahlt hatten, erklärte Samanatha mir, dass sie die ihren zuerst in ihr Auto bringen wollte und fragte mich gleich auch, ob ich zu Fuss hier wäre. Ich bejahte dies und nahm ihr Angebot, dass sie mich nach Hause brachte, dankend an. Also brachten wir zuerst unsere Sachen zu ihrem Auto und luden sie ein, ehe wir mit Leyla zu besagtem Café liefen. Ich kannte dieses nicht und liess mich einfach von Samantha überraschen.

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