Immer die Wahrheit

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Am nächsten Tag war Edward wieder nicht da. Und auch am Tag darauf war er noch nicht zurück. Langsam wurde es schon etwas seltsam. Ich entdeckte ihn erst wieder am Tag darauf, als ich auf der Ladefläche von Bellas Transporter auf meine Schwester wartete. Er stand auf der anderen Seite vom Parkplatz an seinen Volvo gelehnt. Endlich kam Bella und wühlte etwas in ihrem Rucksack. ,,Hey, beeil dich mal Bella", sagte ich grinsend zu ihr und stieß sie spielerisch an der Schulter an. Aber sie schien mich nicht zu hören. Okay, sie hatte ja auch Kopfhörer an. Sie war nicht die einzige, die das schlitternde Auto nicht bemerkte. Ich realisierte es erst, als plötzlich meine Schwester von Edward Cullen im Arm gehalten wurde und Tylors Auto eine riesige Delle in der Seite hatte. ,,Bella!", rief ich dann erschrocken aus, als Edward wieder weg war, ,,Hey, alles okay?" Nicht ein Kratzer. ,,Mir geht's gut", nuschelte Bella vor sich hin. Verständlicher Weise war sie ziemlich verwirrt, sie wusste ja nichts von Edwards übermenschlicher Seite. Bis jetzt. Aber jetzt würde sie versuchen, hinter die Wahrheit zu kommen, schließlich kannte ich meinen Zwilling so ein bisschen und sie war schon als kleines Kind so. Sie wollte immer die Wahrheit kennen. Nur diese Wahrheit wäre gefährlich für sie. Sie dürfte es niemals raus finden. 

Natürlich brachten wir Bella und Tylor ins Krankenhaus, wo nur kurze Zeit später Charlie angerauscht kam. ,,Wo ist Bella?", fragte er mich natürlich sofort. ,,Erste Tür links", erwiderte ich, als ich Edward entdeckte, ,,Edward!" Während dad also zu Bella ging, rannte ich auf Edward zu und fiel ihm aus einer spontanen Entscheidung heraus um den Hals. ,,Danke, dass du meine Schwester gerettet hast", schniefte ich und musste mich bemühen, nicht zu heulen, ,,Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet." ,,Ich kann deine Gedanken lesen, also ich hab eine gute Vorstellung davon", gab er zurück, ,,Und wieso überlegst du, deine Schwester in eurem Zimmer einzuschließen?" Ich ließ ihn wieder los und während auch Carlisle und Rosalie dazu kamen erklärte ich: ,,Bella will immer die Wahrheit und sie wird versuchen, euer Geheimnis aufzudecken." ,,Wenn du ihr etwas erzählst...", fuhr Rosalie mich da auch schon an. ,,Das würde ich niemals tun!", entgegnete ich empört, ,,Ich verspreche dir, ich werde alles tun, damit sie es nie erfährt. Ich weiß ja, wie gefährlich es sein kann, dass Geheimnis zu kennen. Wenn die Volturi das erfahren würden, dann wäre nicht nur ich tot. Und mir liegt sehr viel an meinem Zwilling." ,,Schon gut Elisa", sagte Carlisle nur sanft, ,,Ich weiß, dass du nie jemandem etwas erzählen würdest." ,,Kann ich mal mit dir reden?", hörte ich dann Bella hinter der Ecke sagen. Damit meinte sie natürlich Edward. ,,Ich fahre deinen Transporter nach Hause, du fährst lieber mit dad", rief ich ihr dann zu. ,,Okay", kam es noch zurück. Damit machte ich mich dann aus dem Staub und in Bellas Transporter legte ich erstmal die Stirn ans Lenkrad. Es hätte so viel passieren können. Wenn Edward nicht gewesen wäre, hätte Bella jetzt tot sein können! Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich den Motor startete und los fuhr. Alleine zu Hause zu sein, war nichts neues. Aber ich erschrack ein bisschen, als mein Handy plötzlich klingelte. ,,Hallo?", fragte ich etwas verwirrt, denn ich kannte die Nummer nicht. ,,Eli, geht es dir gut?", fragte dann schon mom besorgt, ,,Und geht es Bella gut? Was ist überhaupt genau passiert? Bitte sag mir, dass es euch gut geht!" ,,Uns geht es gut, beruhige dich mom", gab ich zurück, ,,Es war nur ein beinahe Unfall. Der Transporter hat ne Schramme, Bella und ich haben nicht einen einzigen Kratzer. Wieso rufst du überhaupt mich an und nicht Bella?" ,,Erstens mach ich mir auch um dich Sorgen und zweitens weiß ich, dass deine Schwester gerne die Dinge beschönigt, ich wollte die Wahrheit hören." Da hatte mom schon recht. ,,Aber erzähl mal was von dir Eli", meinte mom dann, ,,Ich höre ja nie was von dir." ,,Naja, Bella hat sich schon relativ gut in Forks eingelebt", fing ich dann an, zu erzählen, ,,Wenn ich Bella wäre, ich glaube, ich hätte Arizona niemals verlassen. Hier scheint zwar auch hin und wieder mal die Sonne, aber das ist sehr selten. Bevor du fragen kannst, ich hab noch keinen Freund und ich hab auch so schnell nicht vor, mich zu verlieben." ,,Wieso?", kam es darauf von mom, ,,Die Liebe ist doch was wunderschönes! Ich weiß, dass sagt dir eine geschiedene Mutter, die zum zweiten mal verheiratet ist. Aber wenn dir der richtige begegnet, dann wirst auch du dich verlieben. Vielleicht ist es ja ein attraktiver Sportler." ,,Ne, ich steh nicht so auf diese Sportleridioten", gab ich zurück, während ich mir aus dem Kühlschrank einen Joghurt raus fischte und durchs Küchenfenster dad und Bella kommen sah, ,,Ich kenne ein paar sehr nette und attraktive Typen, aber die sind alle vergeben oder wollen keine Freundin." ,,Oh, mein armer Schatz", kam es noch von mom, als es an einer anderen Leitung klopfte. ,,Mom, ich muss auflegen, da ruft noch jemand an", sagte ich noch, drückte mom weg und nahm den anderen Anruf an. ,,Hallo?", fragte ich. ,,Hallo Eli", erklang die Stimme von Jasper am anderen Ende, ,,Edward ist heute beim Baseball abgesprungen, willst du einspringen?" ,,Klar, bin dabei", sagte ich noch und legte auf. ,,Wo bist du dabei?", fragte dad, ganz der überbesorgte Vater. ,,Ich geh mit den Cullens ne Runde Baseball spielen", erwiderte ich nur und schnappte mir meine Cap vom Hacken an der Tür. ,,Aber wenn das Gewitter los geht, dann verschwindest du in das nächste Haus!", rief dad mir noch nach. ,,Ich bin 17, nicht 7!", rief ich noch empört zurück. Natürlich hatte Alice gesehen, dass ich zusagen würde, denn Emmet wartete schon in seinem Geländewagen vor der Tür auf mich. ,,Hey Süße", begrüßte er mich freundlich. ,,Hey", gab ich zurück, ,,Soll ich euch wieder gewinnen lassen?" ,,Entschuldige mal, wir lassen dich doch jedes mal gewinnen", empörte sich Emmet, während er den Motor startete, ,,Immerhin sind wir dir sonst weit überlegen." ,,Ja, träum weiter", erwiderte ich, während ich mich anschnallte. Es stimmte. Als Vampire waren die Cullens mir an Geschwindigkeit und Stärke weit überlegen, aber ich liebte es, mit ihnen Baseball zu spielen. Und obwohl ich das Spiel genoss (ich wurde auf meinen Wunsch hin so wenig wie möglich verschont), machte ich mir auch Sorgen um Bella. Und auch um Edward. Ich sah meiner Schwester an, wie sehr sie hinter sein Geheimnis kommen wollte und das durfte ich nicht zulassen.

Bis(s) zum Morgengrauen What If...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt