Bis(s) zum Morgengrauen What If...

Die Cullens

In Italienisch waren wir endlich mal wieder komplett mit unseren zehn Leuten. Dementsprechend hatten wir auch einen kleinen Klassenraum. Ich saß neben Jasper Cullen. Wie auch die übrigen Cullens war er sehr schweigsam gegenüber anderen. Aber er war wirklich der schweigsamste von allen. Und er hatte immer so einen leidenden Gesichtsausdruck. Vielleicht lag das einfach an dem Blutduft in der Schule. Ich wusste als einzige in Forks vom Geheimnis der Cullens. Sie waren Vampire. Ich hatte das raus gefunden, als ich mich bei Gewitter im Wald verfahren hatte. Da hatte ich sie auf dieser großen Lichtung Baseball spielen gesehen und war ausgestiegen, um zu fragen, wie es aus dem Wald wieder raus geht, als einer von ihnen schneller los gerannt war, als ich gucken konnte. Carlisle, sozusagen der Vater der Kids hatte mich beruhigt und seit dem mieden wir uns zwar immer noch, wie sie auch alle anderen mieden, aber hin und wieder kam es mal zu einem Plausch. Nur Rosalie mochte mich nicht sonderlich. Sie war nicht sehr aufgeschlossen Menschen gegenüber. Jasper war wie immer schon da, als ich den Klassenraum betrat, aber wie immer kein Hallo oder sonst was. Deshalb ließ ich mich wie immer auf meinen Platz neben ihm fallen, rupfte einen Zettel aus meinem Notizblock und kritzelte da drauf: Hallo : ) Zwei Sekunden später wurde der Zettel wieder zurück geschoben und unter meinem Hallo stand: Hallo Eli : ) Jasper Cullen war vielleicht sehr schweigsam gegenüber den Menschen, aber so langsam taute das Eis zwischen uns. Er schnappte sich wieder den Zettel, während unsere Lehrerin ihr Versprechen einlöste und Titanic auf Italienisch abspielte und wenig später stand auf dem Zettel in seiner kleinen sauberen Schrift: Schon von der neuen Schülerin gehört? Das machte scheinbar schnell die Runde. Die Neue ist meine Zwillingsschwester Bella, schrieb ich zurück. Du hast eine Zwillingsschwester?, stand wenig später drunter. Jap und ich mach mir ein bisschen Sorgen um den kleinen Tollpatsch..., schrieb ich noch zurück, folgte dann aber wieder dem Unterricht. Beziehungsweise Titanic auf Italienisch. Mittlerweile stand Jack schon am Bug und rief in die Welt hinaus: ,,Sono il re del mondo!" Also: Ich bin der König der Welt! Ich glaube Bella hatte Sport. Oh Gott. Bella und Sport. Diese zwei Wörter waren nicht mal in meinen Gedanken kompartibel. Hoffentlich würde niemand mit blutiger Nase raus kommen...

Als ich zur Mittagspause in die Mensa kam, hatte Bella sich gerade schon gesetzt und ich hörte Eric sagen: ,,Hey Mike, wie ich sehe hast du meine Freundin Bella schon kennen gelernt." ,,Oh, dei... deine Freundin", stammelte Mike zurück. Dann kam plötzlich Tylor angeschossen, gab Bella einen Kuss auf de Wange und sagte: ,,Meine Freundin." Dann zog er Mike den Stuhl weg und die beiden jagten sich durch die Mensa. ,,Kinder", meinte ich dazu nur kopfschüttelnd und ließ mich neben ihr nieder. Sonst saß ich gelegentlich bei den Cullens, aber an Bellas erstem Tag wollte ich lieber bei ihr sitzen. ,,Ist wieder wie in der ersten Klasse", meinte Jessica belustigt, ,,Du bist das schöne neue Spielzeug. Ihr zwei kennt euch schon?" ,,Bella ist mein Zwilling erwiderte ich darauf nur und biss ein großes Stück von meinem Apfel ab. ,,Bitte lächeln", ertönten dann die Stimme von Angela und der Blitz einer Kamera, ,,Entschuldige, nur ein Schnappschuss für das Feature." Bella wollte etwas sagen, doch Eric kam ihr zuvor und meinte: ,,Vergiss es Angela, es wird kein Feature geben. Ich steh voll hinter dir Baby." Und damit verschwand auch Eric. ,,Dann schreiben wir eben wieder über Jugendliche und Alkohol", meinte Angela etwas betrübt. ,,Oder ihr bringt mal einen Artikel über Essstörungen", schlug Bella vor, ,,Oder ausgepolsterte Badehosen im Schwimmteam." ,,Gar keine schlechte Idee", meinte Angela bemüht freundlich, als ich aus dem Augenwinkel schon die Cullens entdeckte. ,,Wer ist das?", fragte Bella etwas verwirrt. ,,Die Cullens", antwortete ich. ,,Das sind Doktor und Mrs Cullens Pflegekinder. Sie sind ursprünglich aus Alaska und vor zwei Jahren hier her gezogen. Deine Schwester hängt gerne mit denen rum. Aber sonst bleiben sie immer unter sich. Weil sie alle zusammen gehören. Ich meine, so richtig zusammen." ,,Die blonde ist Rosalie", fuhr ich fort, ,,Und der große dunkelhaarige ist Emmet. Die kleine schwarzhaarige ist Alice. Sie ist ein bisschen crazy und gehört zu Jasper, der Blonde. Und das ist Edward. Niemand hier kann bestreiten, dass er wahnsinnig gutaussehend ist, aber bisher war noch niemand gut genug für ihn. Naja, ist ja auch egal. Aber du solltest deine Zeit nicht verschwenden." ,,Hatte ich nicht vor", gab Bella zurück, sah aber noch einmal zu ihnen rüber. Irgendwie hatte ich da ein mieses Gefühl. 

Als wir am Abend zu Hause waren, auf dem Bett saßen und lernten, rief mom an. ,,Hey mom", sagten wir gleichzeitig. ,,Sind da beide Zwillinge?", fragte mom aufgeregt. Ich musste kichern und erwiderte: ,,Ja mom, Bella ist hier nicht allein. Dad wacht mit Argusaugen über uns beide." Mom lachte und Bella fragte: ,,Mom, wo ist dein Handy?" ,,Okay, ich hab mein Ladekabel nicht verloren, es ist davon gelaufen", kam es zurück. Natürlich mussten wir alle beide lachen. ,,Schreit nur", meinte mom etwas beleidigt, ,,Ich schlage neuerdings jede Technologie in die Flucht. Hey Bella, wie war dein erster Tag in der Schule? Wie sind die Leute da? Muss ich irgendwas wissen? Sind sie nett zu dir?" ,,Ja", erwiderte Bella etwas sarkastisch, ,,Sie sind alle sehr freundlich." ,,Ach, Angela, Jessica, Eric und Mike sind eigentlich schwer in Ordnung, aber wenn jemand neues in die Stadt zieht, ist das für und hier so aufregend, wie das Konzert einer Boyband." Darauf lachten sie alle beide. ,,Mom, wir müssen noch lernen", meinte Bella dann. ,,Okay", kam es von mom zurück, ,,Hab euch lieb." ,,Wir dich auch", erwiderten wir gleichzeitig und legten auf. ,,Etwas ist merkwürdig an Edward", meinte Bella dann, ,,Er ist so abweisend. Und wieso hängst du manchmal mit denen rum?" ,,Ach, Edward hatte nur einen schlechten Tag", erwiderte ich darauf (eigentlich hatte er es dringend nötig, zu jagen), ,,Die sind echt cool, eigentlich. Aber sie sind eben lieber für sich." ,,Hm", meinte Bella dazu nur und räumte ihren Ordner wieder vom Bett runter. 

Am nächsten Morgen in der Schule schien Bella auf Edward zu warten, aber er kam nicht. Wahrscheinlich folgte er der Vernunft und dem Durst und war jagen gegangen. Ich hatte mich da mittlerweile dran gewöhnt, aber für Bella war das neu. Neu und seltsam...