Und so verliebte sich ein Tollpatsch in einen Blutsauger

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Am Morgen nachdem Bella das Geheimnis aufgedeckt hatte, fuhr ich das erste mal nicht mit ihr im Transporter mit zur Schule, sondern ich holte mein Motorrad wieder aus der Garage. Ich verließ noch vor Bella ohne ein Wort das Haus. Ich wollte im Moment nicht mit ihr reden. Sie wusste ohnehin, was ich dachte. Zwillingsnachteil. Allerdings hatte Bella mich relativ schnell eingeholt. Und sie ging nicht zum Unterricht als Edward zu uns rüber kam (ich konnte mich dazu durchringen, neben ihr zu parken), sie ging ihm voraus in den Wald. Natürlich ging er ihr nach. Oh scheiße. Als ich mein Motorrad abgeschlossen und alles verstaut hatte, machte ich mich daran, den beiden zu folgen. Es dauerte eine Weile bis ich sie fand und dann sagte Edward gerade: ,,Du sollst wissen, wie ich im Sonnenlicht aussehe." Schon rannte er mit seiner Vampirgeschwindigkeit los. Natürlich den Berg hoch! ,,Wieso?", fluchte ich kurz und rannte ihnen dann hinterher. Edward war mit Bella wahrscheinlich nach zwei Sekunden schon oben angekommen, aber mit meiner menschlichen Kondition, die nicht sehr hoch war, brauchte ich fast 10 Minuten. Bis dahin waren sie schon wieder verschwunden. ,,Ich gebs auf", schnaufte ich und ließ mich auf einem der Steine nieder. An diesem Tag kamen die beiden nicht zurück zur Schule. Zugegeben, obwohl ich Edward kannte, machte ich mir Sorgen um sie. 

In Italienisch schob Jasper mir einen Zettel zu, auf dem stand: Alles okay? Du bist so besorgt und hast gleichzeitig Angst, dass ist verwirrend. Ich zögerte einen Moment, bevor ich zurück schrieb: Mein Zwilling kennt das Geheimnis. Zurück kam: Oh shit. Ich hatte noch nie mitbekommen, dass Jasper flucht. Dann musste es ihm ebenfalls richtig ernst sein. Wie wäre es mit Unterrichtsverkürzung?, kam dann ein weiterer Zettel rüber. Da fragst du noch?, schrieb ich zurück und schob ihm den Zettel mit einem etwas empörten Grinsen zurück. Und tatsächlich, nach Italienisch machten Jasper und ich uns aus dem Staub. Alice hatte das abgesegnet und die anderen auch. Ich musste raus aus der Schule und Jasper schien zu spüren, dass ich seine Gabe jetzt brauchte, um nicht völlig durchzudrehen. 

Das riesige Haus der Cullens war natürlich noch verlassen. Carlisle arbeitete im Krankenhaus und Esme war die Denalis besuchen. Verwandte der Cullens. Mehr oder weniger. Ich wusste, wie schwer es Jasper fiel, so nah bei mir zu sein. Der Duft meines Blutes war bestimmt eine Verlockung für hin. Deshalb schätzte ich es um so mehr. ,,Willst du mir erzählen, was dich bedrückt?", fragte er, als wir uns auf der riesigen Couch oben im Wohnzimmer nieder gelassen hatten, ,,Du kennst das Geheimnis auch, aber du scheinst dir keine Sorgen um dein eigenes Leben zu machen." ,,Ich komme mit sowas klar", fing ich dann an, ,,Ich hab es aus Versehen raus gefunden. Aber Bella wollte es wissen. Ihre Neugier ist gefährlich für sie, genau wie ihre Tollpatschigkeit. Ich hab einfach Angst, dass sie irgendwas dummes tun wird. Wie sich verwandeln zu lassen. Nicht böse gemeint, aber ich würde niemals wollen, dass meine Schwester ein Vampir wird." ,,Ich verstehe dich", meinte Jasper dann sanft und die Ruhe die er ausstrahlte, beruhigte so langsam meine armen Nerven und mein Herz, dass bestimmt so schnell schlug, wie die Flügel eines Kolibris, ,,Ich hätte es für mich selbst nie gewählt, aber Maria hat mich als ihren Soldaten ausgewählt. Aber das hat Alice zu mir gebracht. Und stell dir mal vor, wären wir keine Vampire, dann hätte ich auch dich niemals kennen gelernt und unsere Freundschaft bedeutet mir sehr viel." ,,Schleimer", grummelte ich vor mich hin, ließ mich aber von ihm in den Arm nehmen.

Ich musste eingeschlafen sein, denn plötzlich lag eine Decke über mir und aus der Küche strömte ein betörender Duft. Moment: Küche? Aber mit dem Duft, dass der aus der Küche kam, wurden mir noch drei andere Dinge klar. Erstens: Mein Zwilling hatte sich in einen Vampir verliebt. Zweitens: Ich würde alles tun, um diese Liebe zu verteidigen. Und drittens: Ich hatte einen Bärenhunger. ,,Ich rieche Essen", sagte ich nur, als ich rüber in die Küche kam. ,,Emmet versucht sich daran, dir ein Spiegelei zu braten, damit du was zum Frühstück hast", meinte Esme belustigt. ,,Es ist ein amüsantes Schauspiel", meinte Alice fröhlich, ,,Aber deine Haare sehen furchtbar aus." Damit rannte sie auch schon los in ihr Zimmer und kam mit einer Haarbürste zurück, während Emmet mir einen Teller mit einem... etwas... seltsam geformten Spiegelei drauf hin stellte. ,,Danke Emmet", sagte ich noch, bevor Alice anfing, meine Haare zu bürsten und ich vorsichtig das Spiegelei probierte. Ein "Yummy" konnte ich nicht unterdrücken, was alle umstehenden zum lachen brachte, als plötzlich ein ziemlich hektischer Edward an uns vorbei stürmte. ,,Wohin so früh?", fragte Emmet, immer noch den Pfannenwender in der Hand. ,,Ich fahr Bella abholen", kam es zurück, ,,Ja Esme, ihr werdet sie auch bald kennen lernen." ,,Hey, kannst du meiner Schwester sagen, sie soll mir meine Lederjacke mitbringen?" ,,Klar, mach ich", kam es noch zurück und weg war er." ,,So glücklich war er schon lange nicht mehr", meinte Jasper neben mir und wirkte ebenfalls erheitert. ,,Tja, ich glaube ein Mensch namens Bella, der rein zufällig meine Zwillingsschwester ist, hat ihm ordentlich den Kopf verdreht." Und wieder brachen wir alle in Gelächter aus. Es war schön, morgens mal nicht von Charlie angeschwiegen zu werden. Anders als er und Bella war ich eigentlich mehr ein gesprächiger Mensch, wie mom. Und es war schön, Edward endlich glücklich zu sehen. 

Alice hatte mir ein frisches Oberteil geliehen. Eine bordeaux-rote, einfache Bluse. Die würde gut zu meiner Lederjacke passen. In der Schule angekommen fand ich vor den Treppen zum Glück direkt meine Schwester und rief ihr entgegen: ,,Bella, hast du meine Jacke?" Alle anderen gafften nur verwirrt, während ich auf die glücklich verliebten zu joggte. ,,Jap", erwiderte Bella und hielt mir die Jacke hin. Die Bluse passte wirklich perfekt dazu. Alice hatte eben ein Händchen für Mode. ,,Dad fand es übrigens nicht so toll, dass du heute Nacht nicht zu Hause warst. Er hat sich tierisch aufgeregt, nachdem er das Gespräch mit Jasper beendet hatte", erzählte Bella mir dann, ,,Er hat seine Waffe überprüft." ,,Oh, gut zu wissen", meinte ich noch, bevor ich zu Spanisch verschwand. Man konnte an der Forks High School zwischen den Sprachen Italienisch und Spanisch und den Naturwissenschaften Physik und Chemie wählen und da ich Sprachen liebte (ich sprach mittlerweile Englisch, ein bisschen Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch), hatte ich die Naturwissenschaften verbannt und die Sprachen gewählt. Trotz unserer fiesen Leherin ging ich mit einem Lächeln in die Klasse. Mein Zwilling war glücklich, dass konnte ich spüren. Und das machte mich glücklich.

Bis(s) zum Morgengrauen What If...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt