06 Better Now - Post Malone

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William, 22 J.

Die Glut der Zigarette sieht aus, als würde sie zu den kleinen Lichtern der Mile High City gehören, die sich vor mir erstreckt. Dennoch fühle ich mich, als würde ich hier nirgends hineinpassen, ausser...

Doch diesen Hoffnungsschimmer hat sie mir heute zunichte gemacht.

I was so broken over you

Life it goes on, what can you do?

Die Zigarette glüht noch einmal schwach auf, bevor ich sie im Aschenbecher zerdrücke. Seit unserer Begegnung vor ein paar Stunden ist das bereits die Dritte. Ich habe gehofft, dass mich das Nikotin wie an anderen Tagen beruhigen könnte, doch sogar die Kippen lassen mich im Stich. Da ich diesen Abend dadurch scheinbar nicht ungeschehen machen kann, beschliesse ich, eine Dusche zu nehmen. Vielleicht fliessen die Gedanken an sie mit dem Abwasser fort.

Fluchend trete ich gegen die Balkontüre des Raucherplatzes, welche schon wieder klemmt. Scheiss Dorms.

In meinem Zimmer angekommen, lasse ich die Türe hinter mir laut ins Schloss krachen. Mein Mitbewohner George sieht verärgert von seinem Skript auf und weist mich darauf hin, dass er am Lernen sei und Ruhe sehr schätzen würde und dass ich ausserdem nicht der einzige Bewohner der Dorms wäre und mich daher rücksichtsvoller verhalten solle. Ohne diesen armseligen Spiesser eines Blickes zu würdigen, greife ich nach einem Frotteetuch und frischer Wäsche und knalle die Türe beim Herausgehen nochmals richtig zu. Eigentlich sollte ich mich für mein kindisches Verhalten schämen, doch es ist mir egal. Alles ist mir egal.

In den Duschräumen ist um diese Zeit niemand mehr – die meisten Studenten lernen oder schlafen normalerweise um ein Uhr morgens. Ich drehe die Hitze ganz auf und schliesse die Augen, während das heisse Wasser meinen Körper hinunterrinnt. Doch selbst mit geschlossenen Augen sehe ich sie noch vor mir, wie sie lacht, wie sie sich bewegt. Und diese glücklicheArt, wie sie von ihrem neuen Leben gesprochen hat.

Das bist nicht du,wollte ich schreien, und das ist nicht, was du willst. Er ist nicht ich, siehst du das denn nicht?

You probably think that you are better now, better now

You only say that 'cause I'm not around, not around

Ich verfluche sie wieder einmal dafür, dass ich sie nicht ebenso aus dem Sinn spülen kann wie dies mit Dreck auf meiner Haut funktioniert. Irgendwann, als ich die Augen wieder öffne und mir meine gerötete Haut auffällt, frage ich mich, wie viel Zeit eben verstrichen ist.

Es muss eine ganze Weile gewesen sein, da kurz darauf das Licht ausgeht. Verdammte Scheisse!

Ich schlage auf den Duschknauf, damit dieser das Wasser endlich abwürgt und verlasse die Duschkabine. Als der bescheuerte Bewegungsmelder freundlicherweise wieder für Licht sorgt, fällt mir ein, dass ich mein Frotteetuch in der Kabine liegen gelassen und ausserdem nicht einmal Duschgel benutzt habe. Automatisch krame ich in meiner Hose, die achtlos über einen Stuhl geworfen da hängt, nach den Glimmstängeln. Doch auch diese scheinen nicht mehr hier zu sein. Trockne dich doch erst mal ab, bevor du noch deine gesamten Kleider durchnässt, Mann, weist mich irgendeine leise Stimme der Vernunft an, und vergiss die scheiss Kippen.

«Halt den Mund, Arschloch!»

Erst als das Echo im Duschraum wiederhallt, wird mir bewusst, dass ich eben die Wand angeschrien habe.

Ich lange nach dem Badetuch, welches aus irgendeinem Grund feucht ist, und trockne meinen Körper ab. Meine Haut ist noch immer gerötet von der Hitze und ich fluche leise, da die Dusche alles andere als die gewünschte Wirkung erzeugt hat. Als ob mir die gesamte verdammte Welt eins auswischen will. Als ich schliesslich halbwegs trocken bin, greife ich nach meinen Kleidern. Und beim Betrachten meines Hoodies kommt mir ein vergessen geglaubtes Bild vor Augen. Wie sie mich neckisch angrinst, sich in den Stoff schmiegt und die neidischen Blicke der anderen Mädchen geniesst.

You know I never meant to let you down, let you down

Woulda gave you anything, woulda gave you everything

Ich presse diesen bescheuerten Kapuzenpullover zu einem Knäuel zusammen und werfe ihn mit gesamter Kraft durch den Duschsaal. Ich bin drauf und dran noch einmal durch den leeren Raum diese Stimme anzuschreien, die sich ebenfalls wie Skye angehört hat. 

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