3. Lost in the Dream

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Nach zwei Meetings, fünfzehn Telefonaten und über dreißig Seiten bearbeitetem Papierkram, neigte sich Kihyuns Arbeitstag dem Ende. Es war 19:30 Uhr. In nicht mal einer halben Stunde stand das Treffen mit seinen Freunden an, doch davor musste er auch noch nach Hause, sein Auto wegbringen, um in der Bar auch etwas trinken zu können. Außerdem hatte Kihyun geplant, sich vor ihrem Treffen noch umzuziehen.

Gehetzt kam er an der Bar an. Er trug noch immer seinen Anzug, den er auch schon den ganzen Tag auf der Arbeit trug. Seine Frisur saß überhaupt nicht und er musste sogar mit der U-Bahn zur Bar fahren. Seine Laune befand sich auf einem Rekordtief.

„Kihyun!" Überrascht wandte er seinen Kopf zur Seite und erkannte seine Freunde an ihrem Stammtisch sitzen. „Hey." Kihyun lächelte aufgesetzt und setzte sich zu den fünf dazu. Diese fünf waren Changkyun, Minhyuk, Wonho, Shownu und Hyungwon.
Alle tranken bereits ihr erstes Bier, außer Hyungwon, er beließ es bei Wasser. „Du bist zu spät." Changkyun grinste Kihyun herausfordernd an.

„Hart arbeitende Menschen müssen eben auch mal länger als nur bis ein Uhr arbeiten.", war Kihyuns schwacher Konter. Es wunderte ihn wirklich, wie sie alle so gute Freunde sein konnten, denn sie alle waren so verschieden. Vielleicht lag es ja genau daran? Während Kihyun seinen Blick durch die Runde schweifen ließ, wurde er irgendwie schon wieder glücklicher.

Zwei Stunden voller Sticheleien von Changkyun, schlechten Witzen von Minhyuk und Alkohol vergingen wie im Flug. Ab 21 Uhr begann in der Bar ein Karaokeabend. Das war eine Gelegenheit, die sich die fünf natürlich nicht entgehen lassen wollten. Angetrunken sangen sie diverse koreanische Popsongs, bis Changkyun auch die englischen Lieder ins Sortiment mischte und sie sich für den Song „Shoot Out" entschieden. Ein Lied, welches ihnen überraschend bekannt vorkam. Nur irgendwie war Changkyun ziemlich überfordert damit, gleich für zwei zu rappen.

Die Gäste waren begeistert und die Jungs hatten ihren Spaß. Nach vier Songs setzten sie sich wieder an ihren Platz. Die nächsten probierten sich an der Karaokemaschine und die Fünf konnten vor Fremdscham nur den Blick abwenden. „Also, wie läufts bei euch so privat?", fragte Wonho plötzlich, der seit neustem bei jedem Wetter Tshirts trug. Kihyun wollte ihm natürlich nichts vorwerfen, aber er war sich ziemlich sicher, dass er es nur tat, um seine Muskeln zu zeigen. Hyungwon seufzte theatralisch. „Stressig.", beantwortete er Wonhos Frage. Kihyun konnte sich nicht vorstellen, wie das Leben als Model, Hyungwons Hauptberuf, wohl ablief. Und wie stark er trainieren musste, um sich an dem Punkt zu befinden, wo er heute war.

Wonhos Blick fiel auf Minhyuk, der daraufhin in einen Redefluss verfiel und viel zu detailliert seine letzten Wochen beschrieb. Minhyuk war der Moderator einer erfolgreichen südkoreanischen Game-Show und Kihyun hätte sich nie einen passenderen Job für ihn vorstellen können. Er war ein Energiebündel, der genau richtig bei dem übertriebenen Humor solcher Serien war. So gesehen waren Hyungwon und Minhyuk nationale Berühmtheiten. Wonho dagegen war eher eine lokale Berühmtheit. Er war einer der Personal Trainer des bekanntesten Seouler Fitnessstudios. Dann gab es noch Shownu und Changkyun. Shownu arbeitete in einer der Primary Schools in Seoul. Er war aus ihrer Gruppe wohl derjenige, der am schlechtesten verdiente, aber mit Sicherheit auch am glücklichsten mit seinem Job war. Changkyun war Englischlehrer an der Highschool. Er war definitiv das Sprachtalent hier.

Alle fünf fassten die vergangene Zeit seit ihrem letzten Treffen zusammen. Changkyun schüttete Wonho sein Herz aus, Shownu versuchte aufbauende Worte für den gestressten Hyungwon zu finden und Kihyun saß die meiste Zeit stumm da, während er sein mittlerweile siebtes Bier trank und Minhyuks Kindheitsanekdoten zuhörte. „Wie läuft es eigentlich bei dir so... Liebesmäßig? Schon den Partner fürs Leben gefunden?" Überrascht hob Kihyun den Kopf. Er konnte sich zunächst nicht erklären, was die Frage sollte, aber soweit er wusste, war er der einzige in der Gruppe, der sich noch nicht geprägt hatte. Es wunderte ihn daher auch gar nicht, dass Shownu, der andere Alpha neben Kihyun, diese Frage stellte. Vielleicht lag es auch an dem ganzen Alkohol, dass er eine so intime Frage so offen ansprach. Kihyun wusste zunächst gar nicht, wie er darauf antworten sollte. Er zuckte nur mit den Schultern. „Wie solls laufen? Wenn ich nicht gerade arbeite, hänge ich ja nur mit euch ab. Da ist keine Zeit für eine Singlebörse." Shownu hob eine Augenbraue an. „Ich wette es gibt zumindest wen, der dich interessiert." Kihyun seufzte innerlich. Wie Recht er doch damit hatte, aber er würde es mit Sicherheit nicht einfach so ausplaudern. „Jetzt setz ihn doch nicht so unter Druck!", warf Minhyuk ein und glücklicherweise. „Aber er sieht total unglücklich aus, ihm fehlt offensichtlich etwas.", murmelte Shownu dem Anderen zu. Vermutlich dachte er, Kihyun würde ihn nicht hören, doch er tat es. Wenn er so darüber nachdachte, fehlte ihm tatsächlich irgendetwas. Irgendetwas, was seinem Leben mehr Abwechslung verlieh.

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