Kapitel 1

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Gesenkten Hauptes dem blauhaarigen Brillenträger die menschenleeren Straßen hinunter folgend linste die neunzehnjährige Teilzeit Barista wiederholt verstohlen auf ihren spärlich erleuchteten Bildschirm. Doch abermals entlockte es ihr ein resigniertes Aufstöhnen als ihr erleuchtetes Display das 'No new Messages' aufleuchtete. Den gefrusteten Blick der Abiturientin aus den Augenwinkeln folgend erfragte der blaue König, dessen Blick wieder voraus glitt: „Du musst mir nicht antworten, wenn dir es nicht möglich ist...Und an sich geht es mich auch nichts an, doch falls dir nach reden zu Mute sein sollte, würde ich mich dir gerne als ein erdenklicher Gesprächspartner anbieten...Nur, falls du darüber reden wollen würdest und dies nicht mit den Mitgliedern von Homra nicht möglich sein sollte." Ihr längst erloschenes Smartphone wieder zurück in ihre Hosentasche gleiten lassend strichen ihrer kühlen, gespreizten Glieder durch die langen taupebraunen Strähnen, während die Brünette mit einem Seufzen entgegnete: „Schon gut...Es hatte eine alte Freundin auf sich warten lassend, ehe sie wiederholt abgesagt hatte." Seine Mimik nur schwer unter Kontrolle behalten könnend ballte sich die bebende Hand des Blauschopfes zu einer gekrampften Faust, wobei angespannten Lippen verächtlich zischte: „Wohl keine besonders gute..." Auf den bissigen Kommentar des blauen Königs nur ein schief sitzendes Lächeln aufbringen könnend erwiderte die zittrig ausatmende Abiturientin achselzuckend: „Stimmt wohl...Doch solange die Bar und die anderen Chaoten mir als Rückzug beständig bleiben, steh ich es irgend möglich durch." Die Worte der neunzehnjährigen mit einem schweigsamen Nicken hinnehmend verließ ein kleinlautes resigniertes Seufzen die trockenen Lippen des Clananführers. Seine schmalen rissigen Lippen mit seinem Speichel benetzend erfragte Munakata, wobei auch seine langen dünnen Glieder die seidig blaufarbigen Strähnen durchkämmten: „Verstehe, auch wenn ich deinen Umgang mit der Situation nicht vollkommen nachvollziehen kann, so akzeptiere ich deine Entscheidung...Also wie ist sie sonst so, wenn sie nicht Ewigkeiten auf sich warten lässt?" Ihre Arme mit einem kurzatmigen Schnauben hinter ihrem steifen Rücken verschränkend und den Blick gen den Sternenbehangenen Himmel richtend, erwiderte die taupebraunhaarige Abiturientin trocken: „Sunako Kirai...sie trat in einer der wohl härtesten Zeit in mein Leben...Und zu einer Zeit, in der du jemanden an deiner Seite benötigst, einen Freund, sehen all die warnenden roten Flaggen aus wie ganz normale Flaggen...Je länger wir allerdings miteinander Zeit verbrachten, desto mehr wandelte sich ihr Verhalten. Sie wurde nahezu besessen...Zu etwa derselben Zeit traf ich Yata, welcher mich Homra und dem King vorstellte." Seinen Blick wieder der abgewandten Abiturientin widmen erfragte der blauhaarige Brillenträger mit gerunzelter Stirn: „Und, wie hat sie darauf reagiert?" Unterdrückt seufzend sackte der Kopf der neunzehnjährigen ein Stück nach vorn und ihre krampfhaften Finger sich zu zittrigen Fäusten ballten, ehe sie zögernd weiter erklärte: „Sie drohte mir...sie drohte, wenn ihr nicht meine vollkommene Aufmerksam innewohnen würde, sie die ihr unbekannte Person ausfindig und ihr per Text mitteilen würde, dass diese Person Abstand zu mir waren soll. Derweil sie durchgängig mittels Text mit anderen Leuten kommunizierte..." Mit einem nachdenklichen Nicken der Teilzeit Barista sein aufrichtiges Interesse demonstrierend, fuhr Rin mit brüchiger Stimme in ihrer Erklärung fort: „Wenn nicht die volle Aufmerksamkeit auf ihr ruhte, manipulierte sie einen so, dass dein Augenmerk wieder ausschließlich auf ihr liegt...Beispielsweiße verschwindet sie und behauptet, mit einigen nassen Flecken auf dem Shirt, dass sie sich übergeben hätte, da sie ja angeblich unter Bulimie leide." Eine dunkle Braue emporziehend fragte der vierundzwanzigjährige Brillenträger: „Angeblich?" Ihren glasigen Blick abwendend erläuterte Rin: „Die Selbstdiagnose erhielt sie über Nacht, nachdem sie sich einst nach dem Essen erbrochen hatte. Seitdem hat sie mehrfach zufällig vergessen ihre Einkäufe zu erledigen und muss man sie begleiten Cola und Chips zu besorgen, damit sie für ihre Bulimie am Abend etwas zum Auskotzen hat...Ihre Worte." Das Gesicht verziehend erfragte Munakata vorsichtig: „Hast du ihr jemals gesagt, was du in solch einem Moment empfindest?" Ein zittriges Seufzen ausstoßen erwiderte die Brünette: „Nein...Wenn man versucht ihr mitzuteilen, dass es einem nicht gut geht und einem etwas beschäftigt, schaltet sie automatisch auf Durchzug. Falls sie einem aber doch Gehör schenkt, so beginnt sie direkt von ihren Problemen zu erzählen und dass sie eine viel schlimmere Situation durchlebt. Aber auch im Beisein anderer kann ich es nicht ansprechen...denn bereits nur auf die Frage, wie es mir im Moment ergeht oder weswegen ich stiller als gewöhnlich bin, lenkt sie das Thema augenblicklich wieder zurück auf sich, nachdem sie kurz ein 'So ist die immer' eingeworfen hat. Teilweise nicht mal das...Teilweise zischt sie sogleich eingeschnappt von dannen...Und um möglichen Konflikten vorzubeugen akzeptiere ich den psychiatrischen Schmerz ohne viele Worte..." Sorgevoll seine Brauen zusammen ziehen erkundigte der blaue Clansführer, wobei er sachte nach den zittrigen Händen Rins griff: „Rin, sei bitte ehrlich zu mir, auch wenn du nicht Scepter 4 angehörst...Hast du jemals....Geht der Schmerz je über den rein psychischen Schmerz hinaus?...Hast du jemals versucht den psychiatrischen Schmerz auf deinen Körper zu projizieren?"

Der abgekehrte glasige Blick der Brünette schien für sich selbst zu sprechen. Die bebenden Schultern der neunzehnjährigen mit seinem zunehmend versteiften Griff umschließend, presste Munakata zwischen zusammen gerissenen Zähnen hervor: „Ist Suoh eingeweiht? Rin..." Es noch immer nicht über sich bringen können den beruflichen Blick des blauen Königs zu begegnen wand die Abiturientin ihren bebenden Korpus zunehmend weiter ab, was die kurzen Fingernägel sich weiter in die vernarbten Oberarme der Brünette graben ließ. Ihre eigenen spröden Lippen aufeinander pressen krümmte sich der bebende Körper der Teilzeit Barista in sich selbst zusammen, was den Brillenträger wieder zur Besinnung zu rufen schien, denn behutsam lösten die sorgfältig gekürzten Nägel sich von der geröteten Haut. Bevor die aufgewühlte Brünette sich hastig in Bewegung setzen konnte, schlangen sich behutsam zwei muskulöse Arme um den ihren Körper. Während die überrumpelte Rin den plötzlichen Körperkontakt verarbeitete, drang eine nicht ganz unvertraute Stimme zu den beiden eng umschlungenen: „Rin, da bist du...Der gesamte Clan sucht bereits nach dir. Es gab anscheinend einen erneuten Anschlag auf den King...glücklicherweise ist nichts Schlimmes passiert. Jedoch wurde er uns gerne jemanden bekannt machen, mit der er sich bereits seit einiger Zeit regelmäßig trif..." Angesichts der beiden eng umschlungenen, seine braunfunkelnde Augen zusammen kneifend zischte der kastanienhaarfarbige Skater zwischen aufeinander gepressten Lippen erzürnt: „Rin? Was hat das zu bedeuten?...Machst du mit den Blau Jacken gemeinsame Sache?! Erklär es mir, Rin...Weshalb fällst du dem King nun in den Rücken?..." Den erzürnten Blick des dazu getretenen Mitglieds des roten Clans begegnend löste die Teilzeit Barista sich aus der Umschlingung des Brillenträgers, wobei sie mir hochgezogener Braue erfragte: „Yata, mach halb lang...Wovon zum fick redest du? Was ist mit dem King?" Der Brünette keine Auskunft erteilend umschloss die bebende Hand des männlichen Mitglied Homras den Griff des metallischen Schläger, ehe er sich kraftvoll vom Asphalt ab stieß. Den schwungvollen Schlag der stumpfen Waffe um wenige Millimeter ausweichend, wich der blaue Clansführer von der Brünette zurück. Bevor der junge Skater erneut ausholen konnte, ertönte eine weitere bekannte Stimme des roten Clans: „Yata-chan, beruhige dich. Ich bin mir sicher, dass es eine Erklärung gibt...hierfür...Außerdem sollten wir den King und seine reizende Begleitung nicht weiter unnötig warten lassen." Dem blauhaarigen Brillenträger einen weiteren letzten Blick zu werfend, senkte Angesprochener den erhobenen Baseballschläger. Den Arm der noch immer reglosen Brünette ergreifen, welche er bereits im darauffolgenden Moment hinter sich her zerrte. Nur für einen kurzen Augenblick gelang es Rin mittels einem flüchtigen Blick über die Schulter den noch immer sorgevollen Augen des Blauschopfes zu begegnen, ehe sich Kusanagi dazwischen drängte.

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