Kapitel 3

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Ihre glasig grauen Seelenspiegel hastig mittels ihrer ausgefranzten Ärmelenden trocken tupfend wand sich die neunzehnjährige zu dem älteren aufgestützten Herrn um, ein erzwungen mattes Lächeln auf den geschwungenen Lippen. Den rustikal geschnitzten Griff seiner schweren Gehilfe fest von seinen knochigen Gliedern umschlungen beäugten die matten eisgrünen Seelenspiegel des alten Vermieters die von Gezeiten verwitterte Kluft der jungen Heranwachende. Sichtlich unbehaglich den fransigen Saum ihres weitgeschnittenen Longsleeves zurecht zupfend nuschelte die Teilzeit Barista kleinlaut: „I-ich bitte um Verzeihung, Herr Takashi. Dabei war ich mir sicher, dass er den Mietbetrag beisammen hätte...Ich bitte sie Herr Takashi, gewähren sie uns abermalig einen kurzen Aufschub des Mietbetrags. Ich werde augenblicklich mit meinen Vater bezüglich des ausstehenden Geldbetrags sprechen, sodass sie ihn möglichst noch die kommende Tage erhalten." Hörbar resigniert ausatmend ersuchte der gestützt gehende Vermieter den abgewandten Blick seiner Untermieterin, welche unter den trüben Augen des Alten zunehmend in sich zusammen zu sinken schien. Ein erneutes hörbares Ausatmen verlauten lassend krächzte die halblaute Stimme des älteren Herrn, die buschig grauen Brauen teilnahmsvoll zusammengezogen: „In Ordnung, Miss Kanashii...Allerdings müssen sie verstehen, dass dies keineswegs zu einem Dauerzustand ausarten darf. Ungeachtet der Tatsache, dass diese überaus beschauliche Wohneinheit ihre Familie bereits seit geraumer Zeit beherbergt, werde ich bei weiteren Mietrückständen zukünftig vermutlich durchgreifen müssen. Es tut mir wirklich leid Miss Kanashii. Doch wenn sich diese beständigen Rückstände des Mitbetrags aufrecht erhalten, werde ich ihnen den Mietvertrag kündigen müssen...Ich hoffe sie können verstehen, dass nun mal auch ich von etwas leben muss." Ausschließlich für einige wenige Sekunden war es möglich einen kurzen Blick hinter die errichteten Fassaden der Teilzeit Barista zu erhaschen, ehemals sie sich mit einigen tiefen Atemzügen wieder sammelte und ihre berechnete Maskerade wieder aufnahm. Ihre feinen Lippen verzogen sich zu einer reservierten Grimasse, welche einem Lächeln nur bedingt nahekam. Nahezu mechanisch schlossen sich die schweren Augenlider der neunzehnjährigen, während sie mit geübt süßer Stimme äußerte: „Keine Sorge Herr Takashi. Sie können sich darauf verlassen, dass ich mich drum kümmern werde, sodass sie die nächsten Mietzahlungen pünktlich erhalten...Wenn sie mich allerdings nun entschuldigen würden, ich würde mich unverzüglich wegen des fälligen Mietbetrags mit meinem...Vater...zusammensetzen wollen." Ohne eine Entgegnung auszuharren, wand das junge Mädchen sich unter den durchdringenden Blicken des Alten ab und eilte den spärlich beleuchteten Hausflur hinunter. Kaum dessen, dass sich das schwere Holz mittels einem dumpfen Lauts ins Schloss gedrückt hatte, sackte der hagere Korpus der neunzehnjährigen in sich zusammen. Erstmalig an diesen Abend aktiv den frischen Sauerstoff ihre brennenden Bronchen durchfluten lassend, drängte die neunzehnjährige ihr gekrümmtes Rückgrat weiter dem kühlen Holz der Wohnungstür entgegen. Das betäubende Rauschen ihres Blutes dröhnte in ihren Ohren schallend nach, unterdessen Rin mittels gezielt tiefen Atemzügen versuchte ihren Korpus eine gewisse Ruhe aufzuzwängen. Es benötigte der jungen Heranwachsenden einige Anläufe ehemals die scheinbar zunehmend näher rückenden Wände nicht länger auf die kopflose Rin einzustürzen schienen und ihr pochender Kopf ermattet gegen das kühle Holz der Wohnungstür zurück sackte. Weiterhin bedacht tief durchatmend schlossen die schlagartig bleischweren Lider sich flatternd über den grauen Seelenspiegeln, derweil die neunzehnjährige ihrem entkräfteten Korpus das Minimum des dringendst benötigten Seelenfrieden entgegenbrachte. Dessen ungeachtet friemelten Rins zittrigen Glieder nur einige wenige tiefe Atemzüge darauf ihr stummgeschaltetes Handy aus ihrer abgewetzten Hose hervor. Ihre zuvor verkrampfte Posture schlagartig merklich aufrechter. Weiterhin auf eine ruhige gleichmäßige Atmung bedacht klickte die junge Heranwachsende dutzend eingegangene Benachrichtigungen weg. Nicht das, wer sich über grundsätzlich verspätete Reaktionen wundern würde, einzig dem roten Clanführer und Totsuka gegenüber bemühte sich Rin um zeitnahe Antworten. Gegenwärtig verspürte Rin jedoch selbst den beiden Homra-Mitgliedern gegenüber keinerlei Anreiz Kontakt aufzunehmen, woraufhin sie Totsukas eingehenden Anruf kurzerhand ebenfalls an die Mailbox verwies. Nahezu augenblicklich setzte das erneute Klingeln eines Anrufes ein, doch auch diesen nahm die Abiturientin nicht entgegen. Ungerührt dessen, dass sie sich in näherer Zukunft höchstwahrscheinlich für ihre derzeitigen Entscheidungen rechtfertigen müsse. Diese Brücke würde sie überschreiten, wenn sie vor ihr stünde. Vorerst würde sie sich wichtigerem annehmen müssen. Unruhig ihre fransigen Ärmelenden zurecht zupfend rief die neunzehnjährige Teilzeit Barista ihre gespeicherten Kontaktdaten und unmittelbar einen der obersten Namen auf, nicht dass zu Beginn sonderlich viele aufgezeigt wurden. Nicht dass abgesehen von ihren verbleibenden Blutverwandten, den wichtigsten roten Clanmitgliedern und dem Weißschopf sonderlich viele Kontaktdaten verblieben, Ausnahmen bildeten nur der alte Vermieter der Familie Kanashii und ein weiterer, der neunzehnjährigen nur allzu vertrauter Name. Kōhī Junpei bildete die zweite Ausnahme in Rins Adressbuch. Auch bei Herr Kōhī handelte es sich um einen angesehen älteren Herrn, welcher mit seiner korpulenten Struktur kaum seine neunzehnjährige Angestellte überragte. Der ältere Cafebesitzer hatte etwas beinahe Heimisches an sich, in dessen Gegenwart augenblicklich jede Last von einem abzufallen schien und man einfach im Moment angelangen konnte. Sicherlich rührte dies auch durch das breite zuvorkommende Lächeln hervor, welches Herr Kōhī einem jeden schenkte, der sein kleines Café betrat oder dem er auf offener Straße begegnete. Umso schwerer erschien Rin der bevorstehende Anruf, der ihr Schier die Brust zuzuschnüren drohte. Dennoch betätigte die junge Teilzeit Barista den unaufschiebbaren Anruf. Mit gebannten Atem horchte Rin auf das gleichmäßige Tuten des signalisierenden Hörtons, welches das laute Rauschen in ihren Ohren schier noch ums doppelte zu übertönen schien.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 26, 2023 ⏰

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