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Kapitel VIII

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Mein erster Gedanke, als der Wecker auf meinem Nachtkästchen läutete, war, dass ich mich für die Schule fertig machen musst. Erst als ich mich erinnerte, dass Sommerferien waren, sank ich erleichtert wieder zurück in die Kissen. 07:59, blinkte mich mein Wecker in roten Leuchtziffern an, als wollte er mich am liebsten persönlich aus dem Bett schubsen.

„Jaja", murmelte ich nur und schlug mit der Handfläche dagegen, sodass der Wecker vornüberfiel und mich die Leuchtziffern nicht mehr nerven konnten. Dann krabbelte ich langsam aus dem Bett, suchte mir frische Socken aus dem Schrank und schlurfte ins Bad. Nachdem ich geduscht und Zähne geputzt hatte, verharrte ich vor dem Spiegel, um mein Aussehen zu prüfen. Ich griff nach der Bürste, um die dicken, dunkelblonden Strähnen zu bändigen und mich für den kommenden Ausflug herzurichten. Von dem kürzlichen Fieber war mir nichts mehr anzumerken; trotzdem legte ich etwas mehr Make-Up auf als gewöhnlich.

Was sehen Mary und Victoria überhaupt in mir? Die meiste Zeit über konnte ich nur halbherzig an ihren Gesprächen teilnehmen, da ihre Themen sich um Dinge drehten, für die man entweder Geld, einen Freundeskreis oder ein stabiles Leben brauchte, und ich hatte nichts davon gehabt, bevor ich hierhergekommen war.

Die Zeit im Hinterkopf begann ich mich zu beeilen, damit ich noch passende Kleidung einpacken könnte. Die sommerlichen Temperaturen schränkte meine Auswahl auf einige luftige Sommerkleider ein, was mir eine Menge Zeit ersparte, und so konnte ich noch gemütlich frühstücken, bis mein Handy vibrierte.

Dash steht neben dem Haupthaus, schrieb Mary. Dash? Ich wunderte mich ein wenig, da ich den Namen noch nie gehört hatte, aber doch von irgendwoher kannte ... Egal, wenn ich ihn sehe, wird es mir schon wieder einfallen. Ursprünglich hatte Victoria uns fahren wollen, aber nach einem kleinen Ausweichmanöver stand ihr Auto als Totalschaden in einer überteuerten Werkstatt, die ihre Eltern ausgesucht hatten, und würde bis zu einem unbestimmten Zeitpunkt auch nicht mehr das Tageslicht sehen.

Auf dem Weg nach draußen schnappte ich mir meine dunkelbraune Umhängetasche und stopfte sicherheitshalber noch meinen dicken wollenen Cardigan hinein. Ich hatte gelernt, auf alles vorbereitet zu sein. Dann war ich auch schon auf dem Weg nach vorne, Sally hatte ich eine Notiz hinterlassen: Bin bis morgen Abend unterwegs. Der blitzblaue Himmel über mir versprach das perfekte Wetter für den Ausflug zu bieten.

„Catalina!"

Als ich Marys Stimme von Weitem erkannte, beschleunigte ich meine Schritte. In leichtem Trab kam ich bei ihnen an, wo mir die um einen Kopf kleinere Brünette auch schon um den Hals fiel. Lachend befreite mich, um auch Victoria ein Handzeichen zur Begrüßung zu geben, bevor ich, ohne weitere Verzögerung, meine Sachen in den offenen Kofferraum warf und mich ins Innere des Autos schwang. Was ich nicht erwartet hatte, war, dass schon jemand auf der tiefgelegenen Rückbank Platz genommen hatte und ich mitten auf seinem Schoß landete. Erschrocken fuhr ich wieder auf und schlug mir den Kopf an der Decke des zwar angenehm geräumigen, aber niedrigen Autos an.

Im Auto brach Gelächter aus, während ich mit hochrotem Gesicht um mein Gleichgewicht kämpfte, aber erst, als ich sicher auf dem mittleren Sitz der Rückbank saß, erkannte ich, wer aller im Auto auf mich wartete. Vor dem Lenkrad saß ein blonder Typ in lässiger Haltung, auf jeden Fall älter als wir; das musste Dash sein. Seine geraden Zähne blitzten, als er sie beim Lachen zur Schau stellte und die Markenklamotten schmiegten sich eng an seine trainierte Figur. Eindeutig Victorias Typ, stellte ich ohne Überraschung fest. Geschmeidig ließ sich die rotblonde 17-Jährige neben ihn auf den Beifahrersitz fallen. Wir tauschten Blicke aus und sie grinste zufrieden, wie eine Katze, die gerade eine besonders fette Maus erlegt hatte. Victorias seidige Strandwellen nahmen ihrem schmalen Gesicht dabei jede Schärfe; dagegen waren die Wellen meiner eigenen Haare nach wenigen Schritten über das Gelände bereits ähnlich verheddert, als wäre ich durch einen Hurrikan gelaufen. Auch an der Kleidung hätte ich Victoria auf einen Blick erkannt. Das blau-weiß-gestreifte Strandkleid warb über der rechten Brust mit irgendeiner Marke, die mir nichts sagte, aber bestimmt sehr teuer war. Mary und ich sahen neben ihr aus, als hätten wir im Park geschlafen, aber wenn man mit Victoria befreundet sein wollte, musste man eben lernen, die Nummer Zwei zu sein - und zu bleiben.

Finding CaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt