[grauen]

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vier

Caraela hatte die Schule allemal satt. Nicht nur der Unterricht war sterbenslangweilig und lieferte ihr bloß Informationen, die ihr bereits bekannt waren, auch die vier Jungen verfolgten sie bereits den ganzen Tag und ließen die Sirene nicht in Ruhe. Egal was sie sagte.

Und ziemlich nervenzehrend war auch die Tatsache, dass sie während des Unterrichts von dem Mädchen namens Cora angestarrt wurde, wie ein Kaninchen von einem hungrigen Fuchs. Das war ziemlich gruselig und störte sie außerdem beim Denken.

Der Blake-Junge allerdings kümmerte sich nicht um sie, sondern kritzelte bloß die ganze Zeit auf ein Blatt und warf Gideon hin und wieder neugierige Blicke zu.

Caraela fand es ziemlich merkwürdig, dass seine Schwester die ganze Zeit zu ihr sah, während Blake sich nicht im geringsten für sie zu interessieren schien. Aber das konnte Caraela auch eigentlich ganz recht sein. Solange er nicht auch anfing ihr Todesblicke zu zuwerfen oder ihr zu folgen und die komischsten Fragen zu stellen,konnte er ruhig machen, was er wollte.

Die Klingel unterbrach Caraelas misstrauischen Blick in Richtung von Cora, während sie innerlich die Schule verfluchte. Wie auch die Male davor zuckte sie zusammen und rammte ihre Fingernägel vor lauter Schreck in ihre Handfläche.

Irgendwann würde sie bei dieser Klingel noch einmal ausrasten. Und dabei war das der erste Tag in einer Abfolge von vielen.

"Schulschluss!", kreischte irgendwer im hinteren Teil der Klasse und Caraela verdrehte die Augen. Ihr war bereits nach der ersten Unterrichtsstunde aufgefallen, dass die Schüler keinen sehr freundlichen und manierlichen Umgang pflegten und mit Worten um sich warfen, von denen sie bloß die Hälfte verstand, obwohl sie alle ihre Sprache sprachen. Netflix, Basketball und Hockey schienen einer anderen Sprache zu entspringen und Caraela konnte sich nicht an ihre Bedeutung erinnern.

"Willst du vielleicht aufstehen?", fragte eine Stimme, nach der die Sirene den ganzen Tag schon gesucht hatte. Ihre Augen lagen nun auf Sebastian, der sich grinsend an den Türrahmen lehnte, die schwarzen Haare hingen ihm im Gesicht.

"Warum sollte ich?", fragte sie und lehnte sich provokant nach hinten.„Weil ich nicht ewig Zeit habe", begründete Sebastian knapp und achselzuckend, "Außerdem möchtest du Master Johnson doch sicher nicht enttäuschen." Er kicherte leise und Caraela runzelte die Stirn.

Sie nickte bedacht und stand auf. "Das ist richtig",murmelte sie und packte ihre Sachen zusammen. "Wo genau hast du dich eigentlich aufgehalten?", wollte sie wissen, als sie die merkwürdige Tasche nahm, die man als Rucksack bezeichnete, und in Sebastians Richtung ging.

"Du willst also wissen wo ich war",korrigierte dieser und die Sirene nickte ungeduldig wie immer. "Während du von Damien, Gideon, Ethan und Aiden belästigt wurdest und gegessen hast?" Sie knirschte mit den Zähnen und warf dem Werwolf einen wütenden Blick zu, den dieser jedoch nur mit einem  Grinsen quittierte.

"Ich saß bei Liliana und Jordan und habe mit meinen Freunden zu Mittag gegessen. Wie so gut wie jeder andere auch, meine liebe Nixe", erklärte er. Als er das Wort mit N gesagt hatte, fauchte Caraela wütend und drückte ihn an den Schultern gegen die Wand hinter ihm.

"Ich bin keine Nixe", zischte sie."Dieser billige Abklatsch von einer Sirene ist so groß wie mein Daumen und verdient es nicht auf dem Angesicht dieser Erde leben zu dürfen und bekannt zu sein." Caraela ließ den Jungen wieder los und ging kopfschüttelnd den Flur entlang.

"Raste doch nicht immer gleich so aus", brummte Sebastian hinter ihr, ehe er zu ihr aufholte und neben ihr entlang lief. "Nur, wenn irgendwer etwas niveauloses sagt", rechtfertigte sie sich und Sebastian runzelte die Stirn. "Dann muss ich wohl durchgehend etwas niveauloses sagen."

Siren's SongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt