[transformation]

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sechs

Caraela hatte gedacht - beinahe sogar gehofft -, dass die anderen Landmenschen ein wenig mehr Respekt gegenüber einer Prinzessin hatten, als Sebastian. Es stellte sich heraus, dass das ganz und gar nicht der Fall war.

Natürlich hatte diese "Gelehrte" Grace nach Caraelas Enthüllung erst einmal ein wenig klein beigegeben, sich verbeugt und ihr endlich das entgegen gebracht, was Caraela auch verdiente. Danach ging es allerdings bloß weiter bergab.

"Ich denke noch immer, dass Ihr falsch liegt, Prinzessin", sagte Grace. Caraela funkelte sie wütend an. "Und warum, wenn ich fragen darf?", empörte sie sich beinahe schon knurrend. Es war eine Frechheit, dass ihr an Land niemals zugehört wurde. Andauernd dachten alle anderen, sie lägen richtig und auf sie wurde nie gehört.

"Warum sollte man uns ausspionieren?", fragte stattdessen Aiden und Caraela schenkte auch ihm einen todbringenden Blick. "Um den Plan herauszufinden, den Ihr habt", erklärte Caraela. "Wir haben einen Plan?", wunderte sich Liliana und Grace räusperte sich verlegen.

"Noch nicht", brummte sie. "Ihr seid verloren", murmelte Caraela kopfschüttelnd. Wie konnten diese törichten Jugendlichen nur glauben, dass es so einfach sei ein uraltes Volk zu besiegen? Besonders, wenn dieser Gruppe rachsüchtige Dämonen und Engel zugehörig waren.

"Was genau macht Ihr eigentlich hier, Prinzessin?", wollte Grace wissen und musterte Caraela misstrauisch. "Ich suche meinen Bruder", antwortete diese wahrheitsgemäß, "Ich brauche ihn, um mein Volk zu retten."

"Und danach geht sie wieder", merkte Sebastian an und die Sirene funkelte ihn an. Scheinbar war ihre Anwesenheit ziemlich unerwünscht. Allerdings war sie das gewohnt. Das letzte Mal, als jemand ihre Präsenz genossen hatte, war sie zehn Jahre alt gewesen. Inzwischen war es einfach egal.

"Dazu müsste ich ihn erstmal finden", beschwerte die Brünette sich nun, "Allerdings geht das ganze hier ja immer weiter nach hinten." Sie verdrehte die Augen und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust.

"Also, zurück zu meinem Vorschlag", sagte Liliana und unterbrach damit die kurze Unterhaltung von Grace und Caraela. "Machen wir das jetzt oder nicht?" Caraela schüttelte äußerst genervt den Kopf. Hörte ihr denn eigentlich niemand zu?

"Nein." Sebastian sah Liliana an und schüttelte den Kopf. "Machen wir nicht. Das Risiko ist zu groß. Ein paar wohlgesinnte Helfer könnten wir wahrscheinöich auftreiben, aber genauso gut wäre es möglich unser Geheimnis normalen Menschen zu enthüllen und die Falschen zu informieren."

Liliana nickte. Caraela grinste Grace triumphierend an, die aussah, als habe sie soeben in eine Zitrone gebissen. "Ich kenne jemanden, der uns trotzdem helfen kann", behauptete William und alle drehten sich zu Sebastians Onkel.

"Ach wirklich?", hakte Sebastian mit hochgezogenen Augenbrauen nach. Besonders überzeugt schien er nicht. "Ja", erwiderte der Mann nickend, "Allerdings werden sie nicht allzu begeistert sein." Er grinste leicht, ehe er sich von der Gruppe entfernte.

Einen Moment lang war es still. Jeder schien über die Konsequenzen nachzudenken, die jegliche Handlung mit sich ziehen würde. Sie alle könnten sterben und das Schicksal der Welt hing von ihnen ab. Doch trotzdem schien niemandem der Ernst der Lage wirklich bewusst zu sein. Niemand nahm die Situation wirklich ernst. Sie alle hatten einfach keine Ahnung zu was diese Gruppe fähig war.

In der Zeit, in der Caraela nicht bei dem Treffen gewesen war, hatte sie in die Bibliothek, die William ihr gezeigt hatte, gelesen. Sie hatte jedes Buch über die Verschleierten aufgetrieben und es gelesen. Und die Ziele und Mittel dieser Gruppe waren grausam und würden für die wenigsten gut aussehen.

Siren's SongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt