[misstrauen]

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zwei

"Und warum darf ich nicht vorne sitzen?", wollte Caraela wissen und Lily und Sebastian seufzten gleichzeitig. Lily drehte sich zu Caraela um.

"Weil du hier keine Prinzessin bist und wir wollen, dass du dich daran gewöhnst. Abgesehen davon sitze ich einfach lieber vorne."

Die Sirene schnaubte. "Sind wir denn wenigstens bald angekommen?", fragte sie. "Da." Caraela runzelte die Stirn. "Entschuldige", sagte sie. "Na, du musst da sagen", erklärte Lily, "Das ist moderner."

"Aha", machte Caraela, "Sind wir denn bald da?" Lily nickte stolz. "Jup. Nur noch zwei kurze Minütchen", stellte sie klar und Caraela nickte. "Das werde ich wohl noch aushalten", überlegte sie. Lily grinste und drehte sich wieder in Richtung Straße.

Caraela biss sich auf die Unterlippe. Das würde sie ganz sicher nicht mehr aushalten.

Das Gefährt, in das sie hatte einsteigen müssen, bewegte sich auf eine furchtbare Weise und sorgte dafür, dass Caraelas Frühstück wieder hochkam. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass das sogenannte Auto nichts als Ärger mit sich bringen würde. Doch als sie sich geweigert hatte einzusteigen, hatte Sebastian sie auf den Arm genommen und sehr unsanft auf einen der wiederlich verdreckten Rücksitze gesetzt.

Caraela hasste diesen Jungen aus ganzem Herzen. Und wie sie das tat. Er konnte nichts als nerven - das konnte er dafür allerdings umso besser.

"Ich finde dieses Gefährt äußerst unangebracht", äußerte sie sich nun also und betrachtete argwöhnisch die Ledersitze und den Gurt, den Lily ihr hatte umschnallen müssen, unter lautem Geschrei wohlbemerkt.

"Was war an dieser Frage falsch, Caraela?", fragte Sebastian genervt und Lily seufzte. Obwohl Caraela sie nicht sehen konnte, wusste sie, dass das Mädchen gerade ihren Kopf schüttelte.

"Ich hasse dieses Auto. Es ist ätzend", verbesserte Caraela sich und verdrehte die Augen. "Du lernst recht schnell, mein Schüler", kicherte Lily und Caraela konnte Sebastians Grinsen in dem Spiegel vorne am Auto sehen.

"Schneller als das Ding hier fährt", brummte Caraela und Sebastian schickte ihr einen Todesblick. "Ich hab doch recht", rechtfertigte Caraela sich und bemühte sich so zu klingen wie Sebastian und Lily.

"Hat sie wirklich, Seb", stimmte Lily zu. Seb schnaubte und fuhr auf einen markierten Platz, den Lily am vorigen Tag als Parkplatz bezeichnet hatte.

"Ich nehme an-", begann Caraela, doch unterbrach sich sofort, "Wir sind da, korrekt?" Lily grinste, als sie bemerkte wie bemüht Caraela sprach.

"Richtig", sagte Sebastian und stieg aus dem Auto. Er knallte die Tür so laut zu, dass Caraela vor Schreck fauchte und sich beinahe verschluckt hätte, obwohl sie nicht einmal etwas im Mund hatte.

"Beruhig dich, Rae", brummte Sebastian, der nun die Tür neben Caraela geöffnet hatte und beugte sich über sie um sie von dem furchtbaren Gurt zu befreien, der sie an dem Rücksitz festhielt.

"Rae?", fragte Caraela und hob eine Augenbraue. Sie war zu empört darüber, dass dieser Junge ihr einen Spitznamen gab, um sich darüber zu beschweren, dass sie sich selber los machen konnte und ihn dazu ganz sicher nicht brauchte.

"Ja, Rae", erwiderte Sebastian und ging wieder zurück, als er sie von dem lästigen Gurt befreit hatte, der ihr zudem noch in den Hals geschnitten hatte.

"Caraela ist ziemlich sperrig", behauptete er und sie musterte ihn aus zusammen gekniffenen Augen. "Ich denke nicht, dass mein Name sperrig ist", sagte sie langsam, "Ich denke eher, dass du inkompetent bist. Und jetzt geh mir aus dem Weg."

Siren's SongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt