Mein Liebesgeständis und seine Folgen

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Am nächsten Morgen weckte mich mein Wecker um Sieben. Aber anders als sonst grummelte ich nicht und drehte mich schlicht auf die andere Seite, sondern sprang förmlich aus dem Bett. Ich hatte ein Lächeln auf den Lippen und summte vor mich hin, während ich mich fertig machte. Dafür kassierte ich ein paar schiefe Blicke von Shirin, die wie jeden Morgen aussah, als wäre sie gerade durch einen Tornado gelaufen. Auch wenn ich wusste, sie wollte wissen, was los war hatte ich keine Lust, mich zu erklären. Es würde ja doch zu lange dauern. Bevor ich aus der Tür war trällerte ich ihr noch ein "Bis später!" zu.
Dann machte ich mich auf den Weg zu Miriam und holte unterwegs noch Brötchen. Ja, das war der Grund, warum ich heute so gute Laune hatte. Ich würde Miriam mit einem schönem Frühstück überraschen...ich konnte meine Sexualität endlich frei ausleben.
Bei Miriam angekommen klingelte ich und eine verwunderte Miri öffnete mir die Tür. Ich hielt die Bäckertüte hoch und erklärte: "Ich bringe uns Frühstück mit! Ich dachte, du hättest vielleicht mal Lust auf frische Brötchen und nicht immer diese Aufbackdinger." Sie lachte und ließ mich rein. Wir verbrachten einen entspannten Morgen bei Brötchen und Kaffee. Ich zeigte ihr die Speicherkarte auf der mein Video gespeichert war und äußerte meine Sorgen bezüglich meiner Community. Ich hatte wirklich Angst, sie zu enttäuschen oder zu verlieren. Diese Menschen waren mir sehr ans Herz gewachsen. Doch Miriam baute mich schnell auf und erinnerte mich daran, dass ich eine sehr offene und anständige Community hatte. Mein Herz schwoll vor Stolz an. Ich konnte mich glücklich schätzen so tolle junge Menschen auf ihrem Weg begleiten zu können!
Nach dem Frühstück begaben wir uns zusammen zum Studio und arbeiteten beide an unseren Projekten. Während ich mein Video schnitt wurde mir immer klarer, wie tief ich für Miriam empfand. Auch wenn sie am Ende nicht das Selbe für mich empfand, was ich mir lieber nicht vorstellen wollte, musste ich es ihr sagen. Und so war der Entschluss gefasst. Heute Abend war der Moment gekommen. Ich würde Miriam meine Liebe gestehen.

Ich öffnete auf What's App eine Gruppe und holte die Apes, Dagi, Timo, Shirin, Ju und Kelly rein. Dann erklärte ich ihnen die Situation und fragte, ob sie ins Studio kommen könnten. Alle stimmten zu und innerhalb der nächsten 30 Minuten trudelten alle ein. Als alle geschrieben hatten, dass sie da waren speicherte ich meine Arbeit und ging aus dem Arbeitszimmer. Ich begrüßte alle und führte sie auf den Balkon. Dort würden wir hoffentlich ungestört bleiben.
"Okay Leute.", begann ich. "In den letzten Tagen habe ich mich nach und nach vor euch allen geoutet und -" "Moment mal!", unterbrach Kelly mich geschockt. "Geoutet? Wie, was, hä? Was hab ich verpasst?" Oh shit. Stimmt, vor Kelly hatte ich mich nicht geoutet. Wie konnte ich das vergessen? "Ääh...", ich suchte nach Worten. Da antwortete Shirin ganz lässig: "Melina ist lesbisch. Sie ist noch immer die selbe, du akzeptierst sie, blah blah blah. Können wir jetzt weiter machen im Plan?" Alle schwiegen geschockt. Ich wusste nicht, ob ich wütend auf Shirin sein sollte oder dankbar, dass sie mich vor einem weiteren nervenaufreibenden Coming Out bewahrt hatte. Doch da antwortete Kelly: "OK. Wofür brauchst du uns?" Jetzt blickten alle bis auf Shirin geschockt zu Kelly. Wie konnte es sein, dass alle so super gechillt mit diesen Neuigkeiten waren?! "Wie... Du willst gar nichts dazu wissen?", fragte ich vorsichtshalber. Kelly zuckte mit den Schultern. "Shirin hat recht und wenn ich später noch Fragen habe kann ich sie dir später stellen, wenn wir Zeit haben." Schon wieder kamen mir die Tränen. Ich war aber auch emotional die letzten Tage, verdammt! Ich schüttelte mich kurz und fuhr dann in meinem Vortrag fort: "Ihr alle wolltet wissen, ob ich verliebt bin und die Jungs wissen es schon. Ja, ich bin verliebt und die Person sitzt in diesem Studio." Wieder wurde ich von allen unterbrochen, als sie einstimmig fragten: "Miriam?" Also langsam machte ich mir echt Sorgen, wie transparent ich war. Sprachlos blieb mir nichts anderes übrig als zu nicken. Die Mädels triumphieren und Shirin rief: "Ich wusste es!" "Okay, genug jetzt!", protestierte ich und wurde rot. Alle lachten, wurden aber ruhig. "Ich möchte Miriam sagen, was ich für sie empfinde und dafür brauche ich eure Hilfe." Alle nickten eifrig. "Ich möchte es ihr gerne heute Abend sagen. In einem Park am Rheinufer. Dort, wo ich ihr auch gesagt habe, dass ich lesbisch bin." "Okay und wie stellst du dir das vor? Sollen wir den Park sperren lassen?", fragte Dagi. Alle sahen sie ungläubig an. "Den Park sperren zu lassen wäre dann doch etwas zu krass.", meinte Andre. Doch plötzlich riss er die Augen auf und fuchtelte wild mit den Händen rum. Kelly lachte: "Soll Melina es ihr in Gebärdensprache sagen oder was?" Andre schüttelte den Kopf und zischte: "Sie steht hinter euch!" Mein Herz blieb kurz stehen und ich fuhr herum. Und tatsächlich. Vor mir stand Miriam, welche mich mit wütend blitzenden Augen ansah. Ich stotterte: "Miri! Was machst du denn hier?" "Ich such dich schon die ganze Zeit!" antwortete Miriam und wurde laut. Ich zuckte zusammen. Scheiße, sie war echt sauer. Super Voraussetzungen für heute Abend! Ich sah auf mein Handy und sah, dass echt schon viel Zeit vergangen war. Ich entschuldigte mich und meinte, dass ich nicht erwartet hatte, dass sie sich solche Sorgen machen würde. Miriam faltete mich noch viel mehr zusammen und verließ wütend den Balkon. Ich überlegte ihr hinterher zu gehen, entschied mich dann aber fürs Bleiben. Wir hatten noch viel zu planen. "Ich frag mich, wie du dir Sorgen machen kannst, sie könnte nichts für dich empfinden.", schnaubte Cengniz ungläubig. Alle nickten und ich schaute ihn fragend an. "Na ist doch klar.", griff Ju Cengniz' Worte auf. "Würde sie nicht mehr für dich als empfinden als Freundschaft würde sie wohl kaum so reagieren." Ich spielte das eben Geschehene nochmal in meinem Kopf ab und konnte ihm nicht widersprechen. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen und mein Herz begann schneller zu schlagen. Dagi stöhnte:" Schaut, was ihr gemacht habt. Jetzt ist sie in ihrer eigenen Welt." Das riss mich aus meinen Gedanken und ich sagte: "Okay, lasst uns weiter machen. Ich möchte etwas ähnliches machen, wie Dagi vorgeschlagen hat. Ich möchte einen Weg mit Absperrband absperren und rechts und links mit Fackeln flankieren. Dann würde ich mir wünschen, dass jeder von euch in bestimmten Abständen am Weg steht und ihr eine Rose gibt, wenn sie bei euch ankommt. Dann schickt ihr sie weiter zu mir. Ich werde am Ende des Weges bei einem Pavillon stehen mit einem Picknick und Kerzenleuchtern überall. Würdet ihr das machen?" Alle lächelten breit. "Ich hab alles mitgeschrieben. Die anderen und ich werden jetzt planen, wer was beschafft und wer aufbaut. Du kümmerst dich um Miri und darum, dass ihr beide pünktlich um sieben am Park seit.", sagte Shirin. Ich lächelte. "Ihr seid die Besten!" Ich zog alle in eine Gruppenumarmung und tippelte dann vom Balkon um mich bei Miri nochmal zu entschuldigen und sie zum Date einzuladen. Hinter mir hörte ich Kelly noch murmeln: "Warum können Jungs nicht auch so romantisch sein?" "Hey!", protestierte Andre und ich musste kichern.

Das Mädchen meiner TräumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt