Es war ein angenehmer Samstagmorgen mitten in London. Die Sonne ging gerade auf, der leichte Nebel, der durch die Straßen und Gassen zog, lichtete sich nach und nach, bis die Straßen und Gebäude komplett von der Sonne erleuchtet wurden. Die Straßen waren befahren und für die relativ frühe Zeit belebt, was wohl daran liegen mag, dass die meisten der Menschen auf dem Weg zu ihrer Arbeit waren oder einen kleinen Stadtbummel unternahmen.
Unter all denen war auch Hermine. Sie saß in einem kleinen Café in unmittelbarer Nähe des Kings Cross, mit einer Tasse schwarzem Tee und dem Tagespropheten. Sie kam gerade von einem kleinen Schaufensterbummel - noch waren nicht die Geschäfte offen, die sie durchstöbern wollte - und genoss die warmen Sonnenstrahlen und verschiedenen Gerüche die durch das Café zogen. Hermine blätterte in dem Tagespropheten, las sich diverse Artikel und Schlagzeilen durch, bis sie an einem hängen blieb. Es ging in diesem Artikel um die letzten Verhandlungen der in Askaban untergebrachten Todessern. Bis jetzt waren alle Anhänger des dunklen Lords zu lebenslangen Haften verurteilt wurden. „So wie es auch sein sollte", dachte sich Hermine und Biss ihre Zähne zusammen.
All das, was sie das letzte Jahr erlebt hatte, hatte sie gezeichnet. Nicht nur die Schlacht von Hogwarts oder die „kleinen" Abenteuer mit ihren Freunden, sondern auch die Monatelange Suche nach den Horkruxen, die ständige Flucht und Angst vor dem nächsten Tag und vor allem der Verlust von Freunden und ihrer Familie verfolgten sie selbst in ihren Träumen. Hermine schlief deswegen kaum, wenn dann nur ein paar Stunden, bis sie Schweißgebadet aufwachte und dann nicht mehr einschlafen konnte. Und wenn dies der Fall war ging sie duschen, zog sich an und appariert zu den verschiedensten Orten. Orte aus ihrer Kindheit, Orte mit dem sie, durch Geschichten, die ihre Eltern ihr erzählten, viel verband, aber auch Orte, die sie schon immer einmal sehen wollte. Das war Hermines Art, um mit allem zurecht zu kommen und nicht an diesen Ereignissen kaputt zu gehen. Sie hätte wohl auch einfach mit Harry, Ron oder Ginny reden können, aber sie wusste, dass all das auch nicht spurlos an ihnen vorbei gegangen war und wollte nicht immer wieder alte Wunden aufreißen. Besonders Harry nahm sich viel Zeit für sich und wer konnten ihn das verübeln? Er half der Familie Weasley bei dem Wiederaufbau des Fuchsbaus, der durch das Feuer vor einigen Monaten abbrannte. Auch wenn Arthur und Molly die finanzielle Unterstützung vehement ablehnten, bestand Harry weiterhin darauf, dass diese seine Hilfe annahmen - vor allem nach allem was die Familie für ihn getan hatte. Nach langen und ausführlichen Gesprächen schaffte er es aber doch sie zu überreden und machte sich sofort an die Planung der neuen Behausung. Es sollte, so meinte Harry, nichts dem alten zerbrechlichem Gebäude zu tun haben, er wollte etwas Neues schaffen. Auch wenn er den Fuchsbau vorher liebte und sich wohl fühlte fand er es den jetzigen Standard einfach nicht gerecht für eine so große Familie. Nur Harry, Hermine und die Weasley Geschwister wussten von dieser Planung, denn dies sollte eine Überraschung für Arthur und Molly werden. Diese nahmen sich ebenfalls eine Auszeit, vor allem nach dem Verlust von ihrem Sohn und engsten Freunden. Sie unternahmen viel zu zweit, gingen aus, reisten und an den Wochenenden trafen sich alle zusammen als Familie, aßen und spielten verschiedene Gesellschaftsspiele, redeten, lachten und auch weinten sie. Hermine schmunzelte etwas bedrückt, denn ihr würde immer mehr bewusst, wie sehr sie durch alles zusammengeschweißt wurden. Für niemanden war das leicht und umso beruhigter war sie, dass man immer auf jemanden zählen konnte, wenn es darauf ankam.
Mit einem Seufzen faltet sie den Tagespropheten zusammen, packte ihn zur Seite und zog einen Brief zu sich. Angespannt spielte sie mit den Ecken des Briefes, drehte ihn mehrmals, bis sie sich dazu ringen konnte das Siegel langsam zu öffnen. Noch einmal hielt Hermine inne. Sie konnte ahnen was darin stand, wollte es aber nicht so ganz wahrhaben. Sie wusste, dass niemand etwas dafürkonnte und es weiter gehen musste, aber für sie war das alles noch zu früh. Nach weiterem hin und her mit sich selbst öffnete sie den Brief und fing an zu lesen:
Sehr geehrte Miss Granger,
auch wenn die Ereignisse der letzten Monate noch auf allen Schultern lastet, möchte ich Sie darüber informieren, dass sich das Ministerium, die Schulleitung und die Lehrer von Hogwarts dazu entschieden haben Ihnen mitzuteilen, Ihnen die Chance zu geben Ihr letztes Schuljahr auf Hogwarts zu wiederholen. Es ist für die Siebtklässler und besonders für Sie und Ihre Freunde keine Pflicht wieder zurückzukehren, jedoch würden wir uns über Ihre erneute Anwesenheit freuen.Bitte schicken Sie mir eine Eule, sobald Sie sich entschieden haben, damit alles weitere geklärt und besprochen werden kann. Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute, erholen sie sich!
Minerva McGonagall
Schulleiterin von Hogwarts
Der Brief war förmlich, aber wiederum hatte er etwas persönliches. Es wühlte Hermine auf, dass sie sich nicht sofort entscheiden konnte ob sie dieses Angebot annehmen oder ablehnen sollte. Einerseits wollte sie die Chance nutzen und das Beste daraus machen, andererseits wusste sie nicht, ob es ihr doch zu viel werden würde, da sie dann immer mit der Vergangenheit konfrontiert wird. Wieder seufzte sie. „Noch habe ich etwas Zeit. Ich muss mich nicht sofort entscheiden" sprach sie leise zu sich selbst, während sie ihre Sachen zusammenpackt und das Geld für die Bedienung heraussucht. Als sie dies dann auch erledigt hatte, stand sie auf und verließ das Café.
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"Ich bin nicht's ohne dich"
FanfictionDie Schlacht lag Wochen zurück und trotzdem erinnerte noch vieles daran. Es war jedem bewusst, dass es viele Veränderungen geben würde, aber welches Ausmaß diese annahmen erahnte wohl niemand.