Es klopfte und Zacharias brachte die Tür mit einem kurzen, mentalen Befehl und einem Kopfnicken dazu, sich zu öffnen.
Gelangweilt sah er seinem Bruder entgegen, der mit einem nonchalanten Lächeln auf den Lippen den Raum betrat. Eine seiner aktuellen Bluthuren folgte ihm.
»Bruder«, sagte Cirrus und setzte sich in den Sessel, der Zacharias gleich gegenüberstand. Seine Blutsklavin – ein mageres Ding, das die Zwanzig noch nicht erreicht haben konnte – setzte sich zu seinen Füßen auf den Boden.
»Was willst du, Ci?«, fragte Zacharias und fixierte sein Gegenüber mit ruhigem Blick.
»Unser Besuch wird bald eintreffen. Ich bin lediglich hier um dich darüber zu informieren«, erklärte Cirrus und strich in einer gedankenverlorenen Geste über das flachsfarbene Haar seiner Blutsklavin. »Falls du noch etwas zu dir nehmen willst ehe du dich in menschliche Gesellschaft begibst, wäre nun der geeignete Zeitpunkt.« Er griff an das schwarze Samtband, welches die junge Frau trug. Es diente dazu, die Bissspuren am Hals der Blutsklavinnen zu verdecken. »Wenn dir keine der Bluthuren aus dem Harem zusagt, bin ich auch gerne bereit dir Angela für eine Weile zu überlassen. Es stört mich nicht, sie mit dir zu teilen.«
Gegen seinen Willen wanderte Zacharias Blick über den schlanken, weißen Hals, der nur das Samtband als Zierde trug. Sofort fanden seine Augen die perfekte Stelle um sich zu näheren und sein Verlangen nach Blut machte sich bemerkbar. Es verflüchtigte sich jedoch, als er die vielen Bissspuren seines Bruders darauf entdeckte. Langsam schüttelte er den Kopf.
»Danke, Ci. Ich weiß dein Angebot zu schätzen, aber ich habe mich bereits am frühen Abend genährt«, erklärte Zacharias abwinkend.
»Wie es dein Wunsch ist, Bruder«, erwiderte Cirrus nickend und gab der jungen Frau einen kleinen Stoß. »Du kannst zurück zu den anderen gehen. Ich werde dich rufen lassen.«
»Danke, Sir«, wisperte sie leise. Den Blick hielt sie dabei gesenkt. Während er dabei zusah, wie sie mit schwingenden Hüften den Raum verließ, bemerkte Zacharias, wie umfassend ihre Ausbildung gewesen sein musste. Zu viele der Menschen vergaßen die oberste Regel im Umgang mit einem Vampir.
Sieh ihnen niemals in die Augen.
Es fiel ihnen leicht die Menschen zu manipulieren und sie dazu zu bringen, sich zu unterwerfen. Oftmals genügte dafür schon kurzer Augenkontakt. Ein Blick und der Mensch, der ihn kreuzte, war den Wünschen des Vampires unterworfen. Es gab natürlich auch Menschen, die einen außergewöhnlich starken Willen besaßen. Ihnen gelang es, dem Vampir länger zu widerstehen. Doch am Ende unterlagen sie alle.
»Wer ist unser Gast noch gleich?«, fragte Zacharias, und hob eine Augenbraue. Er musterte seinen Bruder eingehend. Wenn Zeit für jemanden keine Rolle spielte, gingen die Nächte ineinander über. Für gewöhnlich kümmerte er sich nur selten um die Geschäfte, die seine Familie mit den Menschen abwickelte.
»Aber Bruder. Es war schließlich deine Stimme die dazu geführt hat, diesem Handel zuzustimmen«, Cirrus' Stimme beinhaltete leichten Tadel und scharfe Belustigung. »Es geht um die Crackhure die uns ihre Tochter verkaufen will.«
Etwas regte sich in Zacharias' Gedächtnis. Ja, er erinnerte sich. Der Kontakt zu dieser Hure war ihnen vor wenigen Wochen von einem ihrer menschlichen Mitarbeiter vermittelt worden. Eine der Tagesbotinnen hatte ihnen in demütiger Haltung mitgeteilt, ihre Nachbarin suche Kontakt zu einem Vampir, der bereit wäre ihr ihre Tochter als Bluthure abzukaufen.
Zacharias schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf. Den Preis, den die Hure verlangte, war lächerlich gering. Vor allem, wenn man bedachte wie jung ihre Tochter noch war.
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Colors of Moonlight 1 - Blutmond XXL-Leseprobe
VampirgeschichtenEine Welt aus Blut, Macht, und Intrigen. In diese wird Joleen hineingeworfen, als sie von ihrer Mutter an einen Vampirclan verkauft wird. Und als ob das noch nicht genug ist, wird sie mit dem Hass ihrer Mutter auf sich konfrontiert. Fremd in diese...