Nikolas

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Nachdem die Besprechung mit seiner Familie beendet war, veranlasste Nikolas, man möge die Mutter des Kindes in einen anderen Raum bringen. Er entschied sich für eines der Gemächer, die für seine Blutsklavinnen vorgesehen waren. Sie fanden ohnehin keinen Nutzen, da es ihm nicht danach verlangte, sich an einen Menschen zu binden. Zudem erschien es ihm besonnener die Mutter des Kindes in seiner Nähe zu behalten.

Was ihn schlussendlich dazu gebracht hatte, dem Flehen des Mädchens nachzugeben, wusste Nikolas immer noch nicht zu sagen. Nun fragte er sich, ob seine Schwester nicht doch richtig lag. Womöglich war es ihnen allen vorherbestimmt.

Es klopfte leise. Ehe er seine Zustimmung ausdrücken konnte, öffnete sich die Tür. Fayn trat ein.

»Sie schläft immer noch?«, fragte seine Schwester und trat zu ihm.

Nikolas nickte. Die Verwandlung dauerte von Mensch zu Mensch unterschiedlich lang. Dies war ihnen allen bekannt. Zu viele Faktoren spielten in die Verwandlung mit hinein und deshalb konnte man keinen genauen Zeitpunkt nennen. Es blieb einem lediglich die Möglichkeit, auf die kleinen Zeichen zu achten, die das Ende der Transformation ankündigten. Fayn lächelte ihn an, und erinnerte ihn einen Augenblick an ihre Mutter. »Brauchst du etwas?«

»In der Tat«, murmelte Nikolas und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich brauche zwei Bluthuren. Eine männlich, die andere weiblich. Am besten jemanden auf den wir verzichten können, da ich nicht weiß, wie gut sie sich nach der Verwandlung beherrschen kann.«

Fayn warf einen Blick auf die blonde Frau, die schlafend auf dem Bett lag. »Ja, sie scheint nicht zu den Menschen zu gehören, die sich gut beherrschen können.«, stimmte sie Nikolas zu. »Ich werde es veranlassen und dir die Bluthuren auf das Zimmer schicken. Wie schaut es mit der Weiblichen aus, hast du da besondere Wünsche?«

Nikolas schüttelte den Kopf. Er hegte kein Interesse an einem bestimmten Typ von Bluthure. Solange er seine Bedürfnisse stillen konnte, war ihm jede von ihnen recht. Seine Schwester verließ den Raum.

Er betrachtete die schlafende Frau. Im Tod besaß sie eine Schönheit, die ihr als lebende niemals vergönnt gewesen war. Sicher, für menschliche Verhältnisse mag es eine Zeit gegeben haben – vor Drogen und Alkohol – wo sie hübsch gewesen sein mochte. Nun, da sein Blut sie verwandelte, erreichte sie einen neuen Grad von Eleganz und Anmut, dies war jetzt schon zu erkennen.

Es klopfte leise. Mit Hilfe eines mentalen Befehls brachte er die Tür dazu, sich zu öffnen. Zwei Bluthuren, traten mit gesenkten Blicken ein und gingen dann sogleich vor ihm auf die Knie.

Die Wahl seiner Schwester sagte ihm zu, doch das wunderte ihn nicht. Sie besaß ein untrügliches Gespür, wenn es um die Auswahl der Bluthuren ging.

»Du«, er deutete auf den Jungen, der blass und schlapp vor ihm auf dem Boden kauerte. »Geh dort rüber und warte, bis sie wach wird. Sie wird durstig sein, wenn sie erwacht.« Die männliche Bluthure nickte und folgte der Anweisung.

Als er die schlafende Neuvampirin betrachtete, durchlief ein Zittern den Körper der Bluthure und Nikolas konnte seine Erregung spüren. Er unterdrückte ein angewidertes Lächeln. Bluthuren waren dermaßen berechenbar. Ihnen ging es nur darum, möglichst oft mit einem Vampir vögeln zu können, sich der Blutlust hinzugeben. Die Aussicht, womöglich dabei zu sterben, blendeten sie gekonnt aus.

Er ließ den Blick zu der weiblichen Bluthure wandern, die für ihn ausgewählt worden war. Sie war noch jung für eine Bluthure. Die meisten Blutgefährtinnen entschieden sich zwischen Ende zwanzig und Anfang vierzig für ein Leben als Bluthure. Also in jenem Zeitraum, in dem sich die meisten Menschen begannen, sich mit ihrer Sterblichkeit auseinanderzusetzen. Der Sex mit einem Vampir ließ sie sich lebendig fühlen. Welche Ironie, denn er brachte sie dem Tod näher als alles andere. Nur ein unbedachter Augenblick ...

Colors of Moonlight 1 - Blutmond XXL-LeseprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt