Kapitel 18

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,,Ok. Wer ist Wonder, was ist mit ihm passiert und hast du wirklich probierte dich umzubringen?"

Ängstlich zuckte Manu zurück, kniff die Augen zusammen und drehte sich von Patrick so weit wie möglich weg.
,,Wenn du das nicht beantworten willst ist das auch ok!" Er sah auf Patricks erhobene Hand und riss die Arme vor sein Gesicht.
,,Dachtest du wirklich, ich würde dich schlagen?" Patrick hatte die Hand wieder sinken lassen. Er klang entsetzt.
,,Ich weiß nicht. Ich glaube schon." Patrick hob die Hand und lies sie kraftlos wieder fallen. Dabei spielten seine Brustmuskeln, wie Manu feststellte. Er war nicht Schwul, aber Patrick war schon verdammt heiß. Patrick hob die Hand wieder und fuhr sich durch die Haare.
,,Ich glaube, du hast ein völlig falsches Bild von mir." Niedergeschlagen sah er den Abgrund hinab. Vorsichtig rückte Manu wieder näher an ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter. Dabei probierte er den Abgrund zu ignorieren.
,,Alles gut, Palle." Er lächelte ihn leicht an.
,,Palle?" Patrick sah ihn an und lächelte traurig.
,,Wonder war mein aller erstes Pony. Ich habe ihn bekommen als ich sechs geworden bin. Ich habe ihn Wonder genannt, weil ich es nicht fassen konnte, endlich ein Pony zu haben. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schön es für mich war. Ich durfte Reiten lernen. Ich habe jegliche Freie Zeit die ich hatte mit Wonder verbracht. Zunächst habe ich reiten gelernt, später hat Hank mich manchmal mit raus genommen. Und mit neun durfte ich dann auch alleine raus. Ich habe ihn geliebt. Er war mein bester Freund. Er war immer für mich da, und ich habe mich von ihm verstanden gefühlt. Dann, als ich schon zwölf war, wollte ich den Cowboys entgegen reiten, als sie die Jährlinge her getrieben haben. Also habe ich an der Stelle gewartet, die auf dem Weg der Cowboys für mich erreichbar lag. Ich durfte damals nur in einem bestimmten Bezirk reiten. Ich wartete also Stunde um Stunde, doch die Cowboys kamen nicht. Und irgendwann wollte ich ihnen entgegen reiten. Ich hielt das Verbot für dumm, Pumas oder Schakale hatte ich noch nie gesehen, ich glaubte, dass die Cowboys sie nur erfunden hatten, damit meine Mutter nen Grund hatte,mich nahe bei der Ranch zu halten. Ich ritt also los, den Weg den die Cowboys nehmen wollten kannte ich auswendig.
Einige Stunden später hatte ich sie immer noch nicht gefunden und beschloss zurück zu reiten, Ich wusste, das Wonder den Weg zurück alleine finden würde und lies ihn als den Weg bestimmen. Dann trafen wir auf eine Klspperschlange, und das war auch das erste mal, dass mein kleines, zuverlässiges Pony etwas tat, womit ich nicht gerechnet hatte. Er scheute, stieg und wich zur Seite aus. Ich wusste nicht, wie ich mich zu verhalten hatte und stürzte. Ich hatte nie geübt, wie man fällt oder so. Es schien so undenkbar, dass er so etwas tun würde. Er lief weg und auch die Schlange verschwand zum Glück wieder. Irgendwann kurz darauf kam Wonder auch zurück und legte sich neben mich. Damals hatte mich es gefreut, dass ich mit ihm Kuscheln konnte, aber das war der Fehler. Ich wusste nicht wo ich war und konnte nicht aufsteigen und so blieben wir liegen. Irgendwann kam dann ein Puma. Da durch, dass Wonder lag kam sein Kreislauf nicht schnell genug in Schwung. Er stand auf, ich war so geistesgegenwärtig mich am Sattelknauf festzuhalten, aber dadurch brachte ich ihn aus dem Gleichgewicht und er konnte nicht loslaufen. Der Puma griff uns an, gab aber sofort wieder auf. Er muss noch sehr jung und unerfahren gewesen sein. Ich merkte, dass es ernst war und wollte aufsteigen. Ich konnte aber nicht aufstehen und Wonder wollte sich nicht mehr hinlegen. Und jetzt denkst du dir bestimmt, dummer Patrick, aber ich wusste es nicht besser. Und weil mein Schicksal mich so sehr liebt,kam dann auch noch ein Rudel Schakale. Und diese Mistviecher haben nicht einfach so auf gegeben. Wonder hat mich nicht alleine gelassen, kein Wunder, so war er ja trainiert worden, und ich hasse meine Mutter dafür. Sie haben ihm alle Instinkte genommen, damit er mich möglichst gut beschützt. Das es für uns beide besser gewesen wäre, wenn er immer auf seine Instinkte vertraut hätte, war ihnen irgendwie nicht klar. Er stieg, keilte aus und buckelte. Doch immer wieder haben die Schakale ihn er wischt. Irgendwann sind sie dann wieder in die Dunkelheit verschwunden. Mit so einem zähen Gegner hatten sie wohl nicht gerechnet.
Doch eines dieser Biester hat ihn wohl am Hals erwischt. In der Dunkelheit habe ich das nicht gesehen, ich konnte nur vor Schock heulen.
So fanden mich dann auch die Cowboys am nächsten Morgen. Ein unter Schock stehender 12 jähriger, heulend neben seinem Pony, welches mit bissen übersät war.
Von da an war alles Scheiße. Hank brachte mich, heulend und um mich tretend und schlagend auf die Ranch. Ich wollte nur bei Wonder bleiben, konnte nicht verstehen, dass er tot war.
Ich wollte nicht mehr essen, nicht mehr reden, gar nichts mehr. Ich lag nur noch im Bett, ging nicht mehr zur Schule. Auf Toilette ging ich nur, wenn meine Mutter mich zwang. Meine Vorhänge blieben immer zu, ich wollte es nicht mehr hell haben. Nach einigen Tagen schleppte meine Mutter mich zu gefühlt 1000 Psychologen. Doch nichts half. Ich wollte nicht mehr sprechen.
Irgendeines dieser Arschlöcher meinte, es wären die Erinnerung an meinen besten Freund. Ich hatte mein Zimmer praktisch mit Fotos von uns tapeziert.
Meine Mutter riss also all diese Fotos ab und verlangte von Hank das er sie verbrennt. Dieser bewahrte sie aber zum Glück auf.
Als ich mit bekam das sie weg waren zeigte ich allerdings nicht die gewünschte Reaktion. Ich ging auf meine Mutter los. Ich fühlte mich unverstanden, tue es immer noch. Alec sperrte mich in mein Zimmer und aus Verzweiflung ging ich ins Bad u d probierte mich umzubringen. Mein mittlerweile 13jähriges ich hatte in Bio leider nicht so gut auf gepasst, und so erwischte ich die Pulsader nur zufällig und auch nur leicht. Es war Russ, der meine Mutter drängte die Tür auf zu schließen und Frank und Sascha fanden mich. Guss konnte meine Mutter dann davon überzeugen mich ins Krankenhaus zu bringen. Als ich dann wieder kam wollte ich mich wieder ins Bett legen und nicht mehr existieren, doch Hank fing mich ab, packte mich und tauchte meinen Kopf in den Wassertrog, bis ich fast ohnmächtig wurde. Dann riss er mich hoch und tunkte mich wieder ein. Und irgendwann merkte ich, dass ich nicht sterben wollte. Ich wollte leben. Ich währte mich effizienter als vorher und irgendwann warf Hank mich gegen das Gatter, pinnte mich fest und verpasste mir einige Ohrfeigen, bis er mich anschrie,was mit mir falsch gelaufen wäre, und dass Wonder sich für mich geopfert hatte, und ob ich mein Leben jetzt so einfach wegwerfen wollte, nachdem er gestorben war um mein Leben zu retten. Wenn er abgehauen wäre, wäre er unbeschadet zur Ranch gekommen, ich wäre allerdings gefressen worden. Dann stieß er mich weg und sagte,ich solle jetzt machen was ich wolle. Und ich begann zu begreifen. Ich wollte Wonder ehren. Und deshalb kehrte ich ins Leben zurück. Ich würde älter und älter, wollte aber kein eigenes Pferd mehr. Ich hatte Angst, Wonder zu betrügen, ihn zu vergessen. Während dessen hurte meine Mutter sich durch die Weltgeschichte. Es wissen alle, auch dein Vater, aber er will es nicht wahr haben. Es war Alec, der mich dazu brachte, mir ein neues Pferd zu zähmen. Er lies mich Wonders "Grab" anfertigen, dort verabschiedete ich mich noch mal von ihm und erklärte ihm, warum ich ein neues Pferd brachte. Ich hatte keinerlei Schulabschluss oder Ausbildung. Ich wollte zunächst einfach irgendein Pferd, aber das wollte Johnny nicht. Er sagte, ich könne ohne Bindung zu meinem Pferd kein Cowboy sein. Und so beschloss ich, mir mal die Mustangs anzusehen."
,,Das tut mir wahnsinnig leid für-"
,,Lass mich jetzt in Ruhe!" Patricks Züge verhärteten sich wieder.
,,Ich komme auch alleine zurück!" Manu beschloss, dass es besser war, Palle jetzt alleine zu lassen. Also holte er Misty Mountain, saß auf und verschwand. Ihm war zum heulen zu mute. Er konnte Patrick verstehen, mehr als nur das. Er wollte für den kleinen Jungen da sein, für Patricks verletzliche Seite, die dich erst jetzt gezeigt hatte, doch er konnte es nicht.

Auf der Ranch angekommen versorgter er die Stute und rannte dann in sein Zimmer. Kurz darauf verlies er es wieder und befestigte ein Zettel an Patricks verschlossener Tür.
Meine Tür steht immer offen

Das Leben ist kein Ponyhof ~ KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt