Alle für Bella

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Nur zur Info: Mehr als knutschen und kuscheln lief nicht bei mir am Abend. Ich wollte nichts überstürzen, auch wenn ich ihn liebte. Bella würde den Tag noch mit Edward und Jacob verbringen. Sie würden auf dem Berg zelten und dann würde Jacob am Morgen von Seth abgelöst werden und in die Schlacht auf der Lichtung ziehen. Ich verbrachte den Tag mit Alec und wir machten tatsächlich ganz normale Menschenpärchensachen. Außer das gemeinsame Eisessen. Aber wir machten auch vampirische Sachen. Zum Beispiel zeigte ich ihm, wie die Cullens jagten. Tierblut war natürlich bei weitem nicht so gut, wie Menschenblut, aber es war okay. Und wir schoben für mich eine Trainingseinheit ein. Eine sehr spezielle Trainingseinheit. Alec legte meine Sinne lahm und ich versuchte ohne Sinne ihn auf den Boden zu bekommen. Ich hörte nichts, ich sah nichts, ich roch nichts, ich fühlte nichts. Das war beängstigend. Aber irgendwann spürte ich, wie meine Sehkraft und auch alle anderen Sinne wieder zurück kehrten. Es fühlte sich an, als würde eine große Last von mir genommen werden. Ich sah runter und erkannte, dass ich einfach auf Alec drauf lag, der vergnügt lachte. ,,Das war seltsam", sagte ich nur und zog ihn wieder auf die Füße, ,,Ich will nie wieder meine Sinne verlieren, dass ist verstörend!" Alec lachte nur und küsste mich. Huiuiui, da wurden meine Knie doch glatt zu Wackelpudding. Es war berauschend. Und ich würde es nie vergessen. Aber mehr als knutschen und kuscheln kam da trotzdem nicht! Okay, es war sehr sehr sehr sehr nah dran, aber mehr war da trotzdem nicht. Es war der wahrscheinlich schönste Tag meines Lebens. Bis dahin. Am Abend ging er wieder zurück zu seiner Schwester und zu Felix und Demetri, sie wollten eine Besprechung oder so abhalten. Ich legte mich am Abend also allein auf die Couch und wünschte mir, er wäre noch bei mir. Es fühlte sich so leer an ohne ihn. Ohne seine Küsse, ohne seine starken Arme, die mich hielten. Ich vermisste ihn, während draußen der Sturm tobte und während im Fernseher der Abspann von Titanic lief. Wieso musste Jack sterben? Ich meine, er hätte neben Rose locker noch auf dieses Holzding gepasst! Ich hasste Liebesgeschichten, die nicht gut ausgingen. Das ist doch furchtbar, wenn einer ohne den anderen weiter leben muss! Überhaupt plötzlich die große Liebe nicht mehr um sich zu haben, dass musste doch ein riesiges Loch ins Leben reißen. Aber ich hoffte einfach, dass meine Liebe wie im Märchen enden würde: Glücklich. Kinder waren vielleicht nicht mehr möglich, aber glücklich zusammen sein war möglich. Und ich wollte mit Alec für immer zusammen sein. 

Am nächsten Morgen lief ich zur Lichtung. Dort waren schon die Cullens. Sie waren genauso bereit, wie ich. Und Bella war in Sicherheit, dass war für mich alles, was zählte. Dann kamen sie auch schon: Die Neugeborenen. Es waren viele. Sie waren weit in der Überzahl. Irgendwie taten sie mir leid, denn sie wurden für einen Kampf missbraucht und würden diesen Kampf verlieren. Sie hatten also in jeder Hinsicht verloren. Ich tötete einen nach dem anderen. Es war viel zu einfach, erst recht als die Wölfe dazu stießen. Der Moment, als die großen Wölfe aus dem Wald kamen, lenkte die Neugeborenen für einen winzigen Moment ab und das war schon eine unglaublich große Hilfe. Der Kampf war überraschend schnell vorbei. Alice hatte eine Vision, dass sah ich in ihren Augen. Edward kam mit Bella aus dem Wald. Ich roch ihr Blut. Sie musste sich geschnitten haben. Aber ich stürmte erstmal auf meinen Zwilling zu und zog sie fest in meine Arme. ,,Ich bin so froh, dass es dir gut geht", murmelte ich in ihr Haar. ,,Gleichfalls", erwiderte Bella und drückte mich zurück. ,,Wie lange noch?", fragte Edward seine Schwester. ,,Ein paar Minuten", erwiderte Alice, ,,Zehn vielleicht." ,,Das Rudel muss gehen", sagte Carlisle, ,,Die Volturi werden den Vertrag mit den Wölfen nicht akzeptieren." Da hatte er recht. Aber er hatte gesagt, die Volturi, also würden Alec und Jane kommen. Wahrscheinlich mit Felix und Demetri im Schlepptau. Vom Rang her standen Alec, Jane und ich über den beiden, also würden sie immer nur hinter ihnen gehen dürfen. Ein weiterer Neugeborener kam aus dem Wald. Leah stürzte sich auf ihn. ,,Leah, nicht!", rief Edward zu, aber zu spät. Der Vampir hatte bereits seine Hände um Leahs Hals gelegt, als Jake sich einmischte und ihn von ihr riss. Doch der Vampir legte seine Arme um Jacobs Körper, drückte zu und Jake sank mit einem Winseln zu Boden. Mit der Kraft meiner Gedanken zog ich den Neugeborenen von Jake weg, auf mich zu und ließ ihn geradewegs auf den Scheiterhaufen zu den anderen Leichen fliegen. ,,Die sind ja schlimmer als Ameisen", beschwerte ich mich, während Bella mit einem entsetzten Schrei zu Jacob rannte, ,,Kommen aus allen Löchern und wenn man denkt, man hat alle erwischt, dann kommen wieder neue nach." Carlisle, Bella, Edward und die Wölfe in ihren menschlichen Gestalten waren alle um Jacob herum, bis die Wölfe Jacob vorsichtig auf ihre Schultern luden und ihn weg trugen. ,,Sie kommen!", rief Alice aus und Wir versammelten uns alle wieder am Scheiterhaufen. Tatsächlich traten Jane, Alec, Felix und Demetri schon im nächsten Moment aus dem Wald, mit dramatisch wehenden Umhängen. Und ebenso dramatisch zogen sie alle gleichzeitig die Kapuzen ab. ,,Beeindruckend", meinte Jane und das meinte sie ehrlich (!), ,,Ich habe noch nie erlebt, dass ein Zirkel einen solchen Angriff unbeschadet überstanden hat." ,,Wir hatten einfach Glück", erwiderte ich darauf. Sie dürften nicht von den Wölfen erfahren, auch wenn es keine Kinder des Mondes waren. ,,Das bezweifle ich", sagte Jane natürlich. ,,Es war bestimmt ein unterhaltsames Schauspiel", meinte Alec mit einem diabolischen Grinsen. Ich mochte dieses Grinsen nicht. Es war irgendwie gruselig. ,,Ja", stimmte Jane ihrem Bruder zu, ,,Wir sind es nicht gewohnt, dass wir überflüssig sind. ,,Wärt ihr eine halbe Stunde früher gekommen, hättet ihr eure Aufgabe erfüllt", erwiderte ich darauf. ,,Wie schade", meinte Jane nur und ihr Blick fiel auf Bree, ,,Ihr habt eine vergessen." Bree hatte sich ergeben, Esme und Carlisle hatten ihr Zuflucht angeboten. Streng genommen verstieß das gegen das Gesetz. ,,Wir haben ihr Zuflucht angeboten, denn sie hat sich ergeben", erklärte Carlisle die Situation. ,,So etwas steht euch nicht zu", kommentierte Jane das und beäugte uns misstrauisch. ,,Wieso bist du gekommen?", fragte sie das arme Mädchen dann unter ihrem folternden Blick, ,,Wer hat dich erschaffen?" ,,Jane, hör auf", fuhr ich sie an, ,,Sie erzählt dir auch so alles, was du wissen willst." ,,Sicher", meinte Jane nur mit frostiger Stimme und zog ihren schmerzhaften Blick von Bree ab. ,,Ich weiß es nicht", antwortete Bree dann, ,,Riley wollte es uns nicht erzählen. Er hat gesagt, unsere Gedanken wären nicht sicher." ,,Ihr Name war Victoria", klärte ich sie auf, ,,Wäre sie euch bekannt gewesen, hättet ihr sie bestimmt schon längst aus dem Verkehr gezogen. Hab ich nicht recht?" ,,Aber natürlich", erwiderte Jane darauf und schickte Felix mit nur einem Blick rüber zu Bree, um sie zu töten. ,,Sie hat nicht gewusst, was sie tat", versuchte Esme Bree zu beschützen, ,,Wir übernehmen die Verantwortung für sie." ,,Gebt ihr eine Chance", fügte Carlisle hinzu. ,,Die Volturi geben keine zweiten Chancen", verkündete Jane ihr Urteil. Kurz bevor er bei ihr war, hielt ich Felix mit meinem Arm von Bree fern und sagte zu Jane: ,,Du schuldest mir immer noch eine Begnadigung." Es war eine Kurzschlussreaktion. ,,Und du bist sicher, du willst sie für dieses Mädchen einsetzen?", hakte Jane nach, winkte Felix aber zurück, woraufhin sich Bree sichtlich entspannte. ,,Ja", antwortete ich mit fester Stimme. ,,Unter einer Bedingung", gab Jane dann nach, ,,Du trägst persönlich die Verantwortung für sie. Macht sie einen Fehler und ich muss euch bestrafen, dann werde ich nicht zögern, auch wenn du meine Freundin bist." ,,Akzeptiert", erwiderte ich darauf und auch ich konnte mich entspannen, jetzt da sie in Sicherheit war. 

Bella fuhr zu Jake, um nach ihm zu sehen, während ich Bree zu mir nach Hause brachte. Dad war gerade gekommen, dass erkannte ich daran, dass er ein paar Fische ins Gefrierfach stopfte. Die armen Fische! ,,Dad?", sagte ich laut und trat hinter ihn, während er erschrocken herum fuhr. Ich hielt Brees Hand und sie drückte meine ganz fest. Sie hatte wohl Angst davor, was er sagen würde zu meinem Vorschlag und ihr musste der Duft seines Blutes ebenso quälend in der Nase liegen, wie mir manchmal, wenn ich Hunger hatte. ,,Gott Eli, erschreck mich doch nicht so!", beschwerte dad sich dann, ,,Wer ist das?" ,,Das ist Bree", erklärte ich ihm die Situation, ,,Ich hab sie über die Cullens kennen gelernt. Sozusagen. Ihre Eltern sind beide tot, sie hat niemanden mehr außer mir. Wäre es für dich okay, wenn sie vorübergehend hier einzieht?" ,,Ja, klar, für mich ist das okay", erwiderte dad nur, ,,Tut mir leid für dich Bree." Sie lächelte ihn zögernd an. Dann nahm ich sie in meinen Arm und führte sie nach oben in Bellas und mein Zimmer. ,,Ich hoffe, es stört dich nicht, dass du dir mit uns beiden ein Zimmer teilen musst", sagte ich zu ihr, als ich die Tür geschlossen hatte und suchte ihr ein paar von meinen Klamotten raus, die mir schon etwas zu klein waren. ,,Nein", erwiderte sie, ,,Wieso hast du das gemacht? Die Begnadigung für mich eingesetzt? Und traust du mir das wirklich zu, hier mit deiner menschlichen Familie in einem Haus zu leben?" ,,Du hast das ganze Leben noch vor dir", antwortete ich darauf und reichte ihr eine frische Jeans und dazu ein T-Shirt, ,,Es hat sich richtig angefühlt. Und ich vertraue dir, sonst hätte ich nicht die Verantwortung für dich übernommen." ,,Danke Elisa", sagte Bree zu mir und fiel mir überraschend um den Hals. Es stimmte, was ich gesagt hatte. Es fühlte sich richtig an, sie zu retten. Ich hatte ihr damit die Chance auf ein langes, unsterbliches Leben geliefert und ich war mir sicher, sie würde jede Minute davon ausleben. Aber erstmal müsste sie ihren Durst kontrollieren können. Dabei würde ich ihr helfen.

Bis(s) zum Abendrot What if...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt