2. Der Schatten vom Gang

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Jacob

Nachdem Jacob seine Sachen in den Schrank sortiert hatte, sah er sich auf dem Gelände um. Die weitläufige Rasenfläche, die er durch das Fenster im Flur gesehen hatte, war der Start- und Landeplatz für Übungsflüge.
Der Rasen war durch viele Krallen uneben und zerfurcht, doch das hielt die grünen Halme nicht auf.
Hinter der Grünfläche erstreckte sich ein kleines Wäldchen. Im Schatten der Bäume trainierte eine Gruppe von Schülern. Es waren fünf Drachen und ein Mensch- oder ein Drache in Menschengestalt. Das konnte Jacob auf diese Entfernung dann doch nicht sagen. Neugierig beobachtete er die Gruppe und die zwei miteinander kämpfenden Drachen.

Ein Übungskampf, dachte Jacob und es juckte ihn den Fingern, rüber zu gehen und mit zu machen, zu lernen, was es heißt richtig zu kämpfen.
Aber er hielt sich zurück. Der junge Drache wusste, dass er noch früh genug kämpfen lernen würde.
Jacob wandte sich ab und ging zurück Richtung Schulgebäude.
Er würde sich in der Mittagspause mit seinem Kumpel Daniel treffen.
Prüfend warf Jacob einen Blick auf seine Uhr.
Noch genau 10 Minuten, dann ist der Unterricht vorbei, dachte er.

Der Blonde schlenderte gemütlich bis zur Cafeteria. Da schönes Wetter war, setzte sich Jacob an einen der Tische auf der Terrasse. Eine große Eiche spendete Schatten, doch Jacob zog die Sonne vor. Er mochte, es einen freien Himmel über sich zu haben.

Langsam traten die ersten Schüler aus dem Schulgebäude und kamen in seine Richtung. Manche beäugten ihn mit neugierigen Blicken.
War ja auch verständlich, denn wer taucht denn so plötzlich mitten im Schuljahr auf?
Houghs Castle war eine kleine Schule. Jeder kannte jeden, weshalb ein Neuankömmling umso mehr auffiel.
Vorsichtshalber zückte Jacob sein Handy und schrieb eine Nachricht an Daniel, dass er draußen bei der Cafeteria wäre. Und es dauerte auch nicht lange, da kam sein Kumpel mit einem breiten Grinsen auf ihn zu.

„Jaaaacob!", begrüßte ihn Daniel und zog ihn in eine Umarmung. Als er ihn wieder entließ, begutachtete Daniel seinen Freund.
„Wir haben uns echt lange nicht gesehen."
„Ich weiß, Dan. Es tut mi-"
„Stopp- lass erstmal was zu essen holen- ich hab' Hunger", unterbrach ihn Dan mit einem schiefen Grinsen im Gesicht.

Kurze Zeit später saßen die Beiden wieder am Tisch. Dan hatte sich eine Portion Nudeln bestellt, die er nun hinunter schlang.
Manche Dinge ändern sich nie, dachte Jacob.
Kennengelernt hatten sich die beiden Drachen in der ersten Klasse. Jacobs Mutter wollte, dass ihr Sohn mehr Umgang mit Gleichaltrigen hat und darauf hin kam Jacob an eine Privatschule. Und dort traf er auf Daniel- der kleine Lockenkopf, der immer hungrig war.
Jacob wusste musste willkürlich lächeln, als er sich an den jungen Daniel erinnerte.
Jacob betrachtete seinen Freund.
Jetzt war er nicht mehr klein- er war sogar größer als Jacob und das sollte schon was heißen, denn mit seinen knappen 1,85 war er nicht der Kleinste. Und dennoch hatte der Blonde beim Anstehen feststellen müssen, dass der braune Lockenkopf ihn mittlerweile überragte. Und nicht nur gewachsen war sein Freund.
Dan hatte ein breites Kreuz bekommen und ordentlich an Muskeln zu gelegt. Von dem Schlacks von vor einem Jahr sah man nichts mehr. Auch seine Gesichtszüge waren deutlich erwachsener geworden. Alles in allem sah er recht gut aus, stellte Jacob fest und als die beiden zum Tisch zurück gegangen waren, folgten Daniel auch einige Blicke junger Frauen.
Nur Dan hatte diese Blicke nicht bemerkt.

„Und Jac? Was hast du so gemacht?", fragte Dan während er kaute.
„Naja, nicht wirklich viel. Ich war halt mit meinen Eltern auf Geschäftsreisen- 'Das Business kennenlernen'", zitierte Jac seine Mutter und verdrehte die Augen.
„Und wo wart ihr so?", löcherte Dan weiter, ohne auf Jacs Geste einzugehen.
„New York, Moskau, Tokyo."
Dan machte große Augen: „Boar cool! Hast du auch so einen asiatischen Drachen gesehen?"
„Nein", antworte Jacob, dann war kurz Pause.

Rage against the dying of the Light || Boy × BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt