3. Kapitel

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Gegen 21Uhr kamen sie am Club an.
Mittlerweile hatte Samantha auch etwas mehr über die anderen erfahren.
Der Blonde hieß Nick (17), der andere Junge, er hatte genauso schwarze Haare, wie Kadir, hieß Junis, war Halbmarokkaner und 21 Jahre alt.
Das Mädchen, das auf Junis' Schoß gesessen hatte war Anna. Sie war nur etwa ein halbes Jahr älter als Samantha. Sie hatte nicht ein Wort mit ihr gewechselt. Samantha hatte sie angesprochen, aber keine Antwort bekommen. Kadir war es gewesen, der ihr ein wenig von ihr erzählt hatte.

"Eine Runde Tequila", wies Kadir die blonde Prostituierte an der Bar an.
Sie setzten sich an einen kleinen quadratischen Tisch, an dem 2 Sofas und 3 Hocker standen. Das ganze war mit weichem, rotem Stoff überzogen.

Keine 4min später brachte eine leicht bekleidete Frau - vielleicht war sie auch noch ein Mädchen - ein rundes Tablett mit Tequilashots.
Samantha betrachtete sie von oben bis unten.
Sie trug eine Netzstrumpfhose, knallrote Heels, einen trägerlosen, badeanzugähnlichen Einteiler und schneeweiße Häschenohren.
Junis bedankte sich bei ihr, begrapschte sie am Po und säuselte:
"Magst du noch etwas hier bleiben, Hase?"
Alle lachten, außer Anna.
Junis steckte der Kellnerin einen 20er in den Ausschnitt und bekam einen Lap-Dance, während er einen Tequila kippte.

So nahm der Abend und die Nacht ihren Lauf. Alkohol, Stripperinen und noch mehr Alkohol.        

Willkommen in der Absturzjugend

dachte Samantha bei jedem Schluck. Und als sie halb 4Uhr morgens so leise sie konnte die Wohnungstür hinter sich zuzog dröhnte ihr der Schädel.                                                                             Sie war den Alkohol gewohnt seit sie 13 war, hatte mit 12 Jahren das erste mal Gras und Zigaretten geraucht und trotzdem war ihr schwindelig. Vermutlich, weil sie den gesamten gestrigen Tag nichts gegessen hatte. Das war ihr Kreislauf, der sich da meldete.                             
Sie schlich in die Küche und suchte nach irgendetwas essbarem.                   Sie fand eine Banane und wollte gerade abbeißen, da griff jemand über ihre Schulter nach ihrer Hand und drückte die Banane so weit in ihren Mund und Hals, dass sie das Gefühl hatte, sie würde ersticken.                                                                                                                                                                   Der Griff lockerte sich und Samantha erbrach sich in's Waschbecken.           Alkohol, Magensäure und eine halbe Banane schwammen darin umher.       Sie wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und hustete. Dann flüsterte sie mit brüchiger Stimme:
"Was willst du?"                                           Er antwortete ihr nur mit einem Lachen, das klang, als wäre es der letzten Ecke der Hölle entsprungen.

Oder eben dieser Wohnung

dachte sie zeitgleich.                                 Er griff nach ihrem rechten Handgelenk und drehte sie zu sich, um auch das andere mit der selben Hand festzuhalten. So konnte Samantha sehen, dass ihr Stiefvater splitterfasernackt hinter ihr gestanden hatte und wenn da noch etwas in ihrem Magen gewesen wäre; sie hätte sich ein weiteres Mal übergeben.                                                   Sie sagte nichts und ließ sich stumm von ihm mitziehen. Egal, was sie gesagt hätte, es hätte die folgende halbe Stunde nur um ein vielfaches schlimmer gemacht.  

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