Nachdem den ganzen Tag über Hektik und Lärm im Fuchsbau geherrscht hatten, war es nun gänzlich ruhig geworden. Und trotz dessen, dass all der Vorbereitungsstress für das Weihnachtsfest etwas abgeklungen war, fand Molly keinen Schlaf. Sie drehte sich von links nach rechts und wieder auf den Rücken zurück, während Arthur neben ihr seelenruhig dahinschlummerte. Molly verstand nicht, wie ihr Mann sorglos schlafen konnte, während sie hingegen keine Ruhe fand, weil sie spürte, dass mit einem ihrer acht Kinder etwas nicht stimmte. Es war ihr mütterlicher Instinkt, der sie letzten Endes das Bett verlassen ließ.
Leise stand sie auf und verließ das gemeinsame Schlafzimmer, bevor sie im Flur von der nächtlichen Dunkelheit empfangen wurde. Sie erleuchtete ihren Zauberstab, sah sich kurz um und ging dann die Stufen hinab in die Küche. Molly wusste, ohne, dass sie vorher nachsehen musste, in welches Zimmer sie gleich zu gehen hatte.
Sie seufzte leise, als sie eine Tasse aus dem Schrank nahm, und begann einen Tee zu kochen. Sicherlich würde es mit Magie schneller gehen, aber sie wusste, dass manche Dinge besser schmeckten, wenn man sich wirklich Zeit nahm. Und ihr Sorgenkind hatte es wirklich nötig.
Harry hatte von allen am meisten mit dem Frieden zu kämpfen, der nach dem Krieg gekommen war – auch wenn er sich bemühte, es nicht zu zeigen. Denn der eigentliche Kampf im Kopf und im Herzen hatte erst begonnen, als die Schlacht zu Ende und die Verhandlungen vorbei gewesen waren. Ron hatte ihr gesagt, dass Harry noch immer jede Nacht Albträume hatte und auch das vermeintlich hilfreiche achte Schuljahr daran nichts hatte ändern können.
Molly hatte angenommen, dass es ihren Jungs helfen würde, wenn sie wieder nach Hogwarts gingen und etwas Normalität durch den Unterricht in ihr Leben bekamen. Aber letzten Endes war es wohl nicht Hogwarts, sondern ausgerechnet Draco Malfoy gewesen, der Harry mehr geholfen hatte, als Hogwarts selbst.
Die Malfoys und Weasleys waren Familien, die noch nie gut miteinander ausgekommen waren, und vor einem Jahr noch war es für Molly schier undenkbar gewesen, dass eines ihrer Kinder mit einem Malfoy ging. Aber da waren sie nun. Und auch wenn Molly sich nicht erklären konnte, wie Draco Malfoy es geschafft hatte Harrys Herz zu stehlen, so verstand sie noch viel weniger, dass er mit ihrem Ron einen halbwegs respektvollen Umgang pflegte und es schaffte mit Luna stundenlange Gespräche zu führen, wenn man die beiden denn auch in Ruhe ließ.
Aber trotz der Hilfsbereitschaft, der Höflichkeit und dem gepflegten Umgang hatte Draco Malfoy es noch nicht geschafft, Molly für sich zu gewinnen. Sie würde nicht so leichtsinnig sein wie Ron, Luna und ihre Tochter es waren, mit der Draco ebenfalls so etwas wie eine anbahnende Freundschaft pflegte. Zudem waren Harry und der junge Malfoy erst ein halbes Jahr zusammen – ein weiterer Grund für Molly zu hoffen, dass es vielleicht doch noch in die Brüche ging.
Als Molly aus einer der oberen Etagen ein Poltern vernahm, sah sie auf. Das Wasser war längst gekocht und sie beeilte sich den Tee und etwas Honig und Milch in die Tasse zu geben, bevor sie nach oben ging. Während sie sich Charlies altem Schlafzimmer näherte, welches zurzeit von Malfoy und Harry bewohnt wurde, atmete Molly tief durch. Sie nahm an, dass Malfoy nicht wissen würde, wie er mit Harrys Albträumen und den oft daraus entstehenden Panikattacken umzugehen hatte. Schließlich hatten die beiden jungen Männer in Hogwarts keinen Schlafsaal miteinander geteilt und waren auch noch keine Ewigkeit zusammen.
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zwölf bittersüße Augenblicke
FanfictionDrarry Adventskalender - zwölf Oneshots bis Heiligabend. - „Das große Fest nahte und Draco stellte fest, dass alle von Freude, Liebe, Glück und Geborgenheit sprachen. Als hätte sich bei allen Leuten in dieser Zeit ein Schalter in ihrem Kopf umgelegt...