Das ganze Leben ist Veränderung. Es beginnt in dem Moment, in dem wir beginnen zu sterben – unserer Geburt. Draco war bewusst, dass man sich von der ersten Sekunde an stetig veränderte. Vom Kind zum Jugendlichen und später zum Erwachsenen. Von heute zu morgen. Von Trauer und Wut zu Glückseligkeit. Genauso wie die Menschen, veränderte sich auch das Wetter und die Welt um sie herum.
Wenn der Sommer, das laue Abendwetter und die heißen Sonnenstrahlen verschwanden, zog der bunte und raue Herbst über das Land. Eine Jahreszeit mit Kerzen, dicken Wollsocken und vielen Abenden, die durch warme deftige Kürbissuppe gekrönt wurden.
Eben diese Veränderung war eingetroffen. Der Oktober hatte die Blätter an den Bäumen bunt gefärbt und die Ersten bereits zu Boden fallen lassen, während die Tage immer kälter und regnerischer wurden. Es war eine gewohnte Veränderung, die Jahr für Jahr wieder geschah. Aber es gab eben nicht nur jene, die sich jährlich, wöchentlich oder gar täglich wiederholten, sondern auch die Veränderungen, die nur einmal geschahen.
Harry hatte im Mai die Zaubererwelt verändert. Draco wusste, dass diese Veränderung nicht die erste ihrer Art war, aber dennoch hoffte er, dass es die Letzte war. So wie es jetzt war, sollte und konnte es bleiben. Nichts war perfekt, einiges würde nie wieder gut werden, aber sie waren auf dem Weg der Besserung, auf der Suche nach Normalität und Sinn in ihrem Alltag und Leben, während sie ihr achtes Schuljahr vor über einem Monat angetreten waren.
Viele von ihnen waren wiedergekehrt und andere wiederum blieben Hogwarts fern, weil sie schlichtweg nicht mehr lebten oder es nicht ertrugen an einem Ort zu sein, der einst Heimat und Sicherheit vermittelt hatte, aber nun an jeder Ecke und Treppe Erinnerungen hochkommen ließ, über die man sich nicht sicher war, ob man sie in seinem Kopf erneut durchleben wollte oder nicht.
Der Jahrgang der Achtklässler war überschaubar und dennoch waren Draco einige Gesichter unbekannt gewesen, als man sie im September häuserunabhängig auf die Schlafsäle verteilt hatte. Es hatte ihn wenig verwundert, als McGonagall verkündet hatte, dass er sich einen Saal mit Weasley, Finch-Fletchley und Potter teilen würde. Keiner der wenigen Slytherins, die zurück nach Hogwarts gekommen waren, wurden im selben Schlafsaal untergebracht.
Und ganz gleich wie anstrengend die ersten Tage gewesen waren, wie nervenaufreibend die Unordnung von Weasley und wie anstrengend die laute Stimme von Finch-Fletchley war, mit Potter – Harry – verstand Draco sich unnatürlich gut.
Es war ein stummes und stillschweigendes Etwas, das sich innerhalb eines Monats zwischen ihnen entwickelt hatte. Draco wollte dem Ganzen keinen Namen geben, weil er es in manchen Momenten nicht wagte darüber nachzudenken, wie schrecklich verstanden, wohl und sicher er sich in Harrys Nähe fühlte.
Schon in der ersten Woche hatten sie begonnen zusammen in der Bibliothek zu lernen, weil Draco Mitleid bekommen hatte, als er gesehen hatte, dass Harry noch immer jegliches Talent für Zaubertränke fehlte. Und Harry hatte sich zähneknirschend helfen lassen, bis nach nicht einmal drei Tagen sogar er derjenige gewesen war, der von sich aus nach dem nächsten gemeinsamen Lernen gefragt hatte.
McGonagall hatte Draco nach zwei Wochen zu sich gerufen. Zwei Wochen, in denen er mit Harry beinahe jeden Tag gelernt hatte. Zwei Wochen, in denen er angefangen hatte, nachts Harrys ruhigem Atem zu lauschen, um selber einschlafen zu können. Zwei Wochen, in denen Draco es genossen hatte, dass ihn niemand schräg oder abfällig ansah, weil er sich nun mit Potter herumtrieb. Den ganzen Sommer über war er bereits von der Öffentlichkeit belagert worden – die Verhandlungen, seine Freisprechung, die Inhaftierung seines Vaters und Potters Aussage. Es war ein Spießroutenlauf gewesen, der erst geendet hatte, als Draco begonnen hatte, sich besser mit Harry zu verstehen.
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zwölf bittersüße Augenblicke
FanfictionDrarry Adventskalender - zwölf Oneshots bis Heiligabend. - „Das große Fest nahte und Draco stellte fest, dass alle von Freude, Liebe, Glück und Geborgenheit sprachen. Als hätte sich bei allen Leuten in dieser Zeit ein Schalter in ihrem Kopf umgelegt...