Kapitel 1

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„Der dunkle Lord ist gefallen." Erschrocken zuckte ein Mann mit langen blonden Haaren zusammen. „Wann?" „Gerade eben. Der junge Potter ist der Grund." „Ein Baby?!" Eine Frau mit einem Säugling auf dem Arm blickte ihn warnend an. „Er kann nicht tot sein. Selbst der Tod ist nicht stärker als er. Der dunkle Lord wird wiederkommen", fuhr der erste Mann fort. Der blonde Mann nickte. „Wir brauchen einen Spitzel bei ihm." Der Erste lächelte und blickte auf das Baby. „Schicken wir ihm einen Freund."


„Hallo Hagrid", begrüßte Dumbledore den ankommenden Halbriesen. „Hast du ihn?" Hagrid nickte, während er das Motorrad abstellte, und drückte ihm ein kleines Baby mit blitzförmiger Narbe auf der Stirn in den Arm. „Und das war auch da." Hagrid zog ein weiteres, noch kleineres Baby hervor, zusammen mit drei Briefen. Dumbledore betrachtete die Briefe. Diese waren adressiert an Harry Potter, Draco Malfoy und an den Finder. Er öffnete den Letzten.

„An den Finder.

Der Name dieses Jungen ist Draco Malfoy. Es ist für ihn nicht möglich, zu Hause zu leben. Wir möchten Sie darum bitten, ihn nicht zurück zu bringen. Er soll der Leibdiener von Harry Potter sein. Beigelegt sind Briefe für beide Kinder, in denen alles erklärt wird. Sie sollen sie erhalten, wenn sie lesen und schreiben können. Aber trotzdem soll Draco im Bewusstsein seiner Stellung von Anfang an aufwachsen. Ebenfalls werden wir für ihn ein Konto eröffnen und ein monatliches Taschengeld überweisen. Er wird keine Last sein."

„Nun, das ist ein interessantes Anliegen." „Was sollen wir mit ihm machen?", fragte Hagrid. Dumbledore seufzte. „Das muss eine List sein. Aber im Moment ist er nur ein Baby." Er nahm die beiden Jungen auf den Arm, steckte die Briefe ein und klingelte an der Hausnummer vier. „Hallo Petunia."


Sanft schüttelte der zehnjährige Draco den schlafenden Harry. „Master. Dein Frühstück ist fertig. Bitte steh auf." Maulend schlug der die Augen auf. „Draco..." Er hielt Draco, der gerade gehen wollte, am Hemdärmel fest. „Es ist mein Geburtstag. Kannst du es herbringen?" „Sehr wohl, Master." Harry ließ ihn los und Draco verschwand in der Küche. Er und Harry lebten neben dessen Tanke und Onkel. Sie waren in das leere Haus gezogen, nachdem er fähig gewesen war, für sie beide zu sorgen. Die einzige Interaktion, die er mit der Tante hatte, war, wenn sie ihm das wöchentliche Haushaltsgeld übergab. Das Frühstück auf einem Tablett ging er zurück in Harrys Schlafzimmer. Vorsichtig setzte er es auf Harrys Schoß ab, der sich sofort den traditionellen Geburtstagsmuffin in den Mund schob. Draco trat respektvoll zurück. „Schmeckt es dir Master?" Mit vollem Mund murmelte dieser einige Worte und nickte. „Du bist echt der beste Koch, Draco. Du solltest so was auch zu deinem Geburtstag essen." Draco lächelte leicht. „Ja, Master." Harry glaubte, dass er seinen Geburtstag im Geheimen feierte. Aber in Wirklichkeit wusste er nur, dass er irgendwann im Winter lag. Zumindest war es das, was seine Eltern ihm geschrieben hatten. Seit er zum ersten Mal ihren Brief gelesen hatte, war er dazu angehalten, ihnen jeden Monat über ihn und seine Situation Bericht zu erstatten. So wusste er ebenfalls, dass er ein Zauberer war und dieses Jahr nach Hogwarts kommen würde. Ihm war sehr bange davor, Harry so lange alleine zulassen. „Hast du heute was vor oder hast du Zeit für mich?", fragte der. „Master, du weißt, dass ich jederzeit für dich zu Verfügung stehe. Ich werde die alltäglichen Notwendigkeiten wie immer darum herum bauen." Niemand kam auf die Idee, dass Draco erst zehn war. „Ich will mit dir spazieren gehen." „Natürlich Master." Das würde eine gute Gelegenheit sein, Harry seine schulische Änderung beizubringen. „Ich würde dann jetzt schon mal ein wenig saubermachen, während du aufisst. Ist das in Ordnung, Master?" Als Harry nickte, verneigte Draco sich und verließ den Raum. In der Muggelschule wurde er oft für sein Verhalten gehänselt, was er Tag für Tag stillschweigend durchstand. Es war normal für ihn, Harry gegenüber unterwürfig zu sein. Solange er sich erinnern konnte war er ein Diener, und er wollte seinen Master und auch seine Eltern, die ihn regelmäßig zur Gehorsamkeit anhielten, stolz machen. Draco begann, auf den Regalen Staub zu wischen, als ein Klingeln an der Tür ihn aufhorchen ließ. Sie hatten so gut wie nie Besuch. Auch Harry hatte es gehört und kam im Schlafanzug ins Wohnzimmer getapst. „Wer ist das?" Draco öffnete die Tür und sah einen riesigen Mann vor sich stehen. „Guten Tag?" Ohne ihn zubeachten, stampfte der Mann an ihm vorbei und geradewegs auf Harry zu. Draco schloss die Tür wieder und folgte ihm. „Harry Potter." Die Stimme des Riesen war sanft. „Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du noch ein Baby. Bekommt man hier vielleicht einen Tee?", wandte er sich etwas ruppig an Draco, der verwirrt dastand. Harry nickte ihm aufmunternd zu. Draco verneigte sich und verschwand in der Küche. Der Mann verängstigte ihn ein wenig. Er kannte weder ihn noch Harry, aber sein verschiedenes Verhalten gegenüber ihnen beiden sprach dagegen. Mit zwei dampfenden Tassen betrat Draco wieder das Wohnzimmer, wo Harry den Riesen halb begeistert, halb entgeistert anstarrte. „Ich bin ein Zauberer, Draco! Ich gehe nach dem Sommer auf eine Schule dafür!" Erleichtert überreichte Draco ihm eine Tasse. „Wie wunderbar, Master. Ich war schon besorgt, dich hier alleine zu lassen, während ich auf Hogwarts wäre." Harry starrte ihn an. „Du ... auch? Wieso hast du nichts gesagt?" Betrübt senkte Draco den Kopf. Er fühlte sich, als ob er ihn hintergangen hätte. „Entschuldige bitte, Master", murmelte er und hielt dem Mann seinen verlangten Tee hin. „Hast deinen Brief wohl schon bekommen, was Malfoy?" Draco erstarrte. Woher kannte der Mann seinen Namen? „Sir?" „Kennst du Draco, Hagrid?", fragte Harry neugierig. Hagrid schnaufte, als er einen großen Schluck vom Tee nahm. „Mehr Zucker!" Harry lachte. „Draco süßt den Tee nie. Überall ist schon genug Zucker drin, sagt er." Der nahm die halb leere Tasse wieder entgegen. „Ich habe ihn auch als Baby hierher gebracht. Ich war dagegen, aber Dumbledore hat darauf bestanden." Dracos Augen weiteten sich, doch er hielt seine Fragen zurück. „Wieso warst du dagegen? Draco ist mein bester Freund und er macht alles, was ich will." „Ist ja auch seine Aufgabe als dein Diener", merkte Hagrid an und starrte ungeduldig auf Draco. „Was ist jetzt mit dem Zucker?" Schnell eilte er zurück in die Küche, füllte Hagrids Tasse auf und lief mit der und dem Zuckerbecher zurück. „Bitte sehr, Sir." Hagrid kippte sich den gesamten Inhalt mitsamt von fünf vollen Löffeln Zucker, was Draco einen Schauer über den Rücken jagte, hinunter, bevor er aufstand. „Komm Harry. Wir gehen jetzt dein Zeug für Hogwarts kaufen." Harry erhob sich ebenfalls. „Aber ich habe gar kein Geld." Hagrid lachte. „Glaubst du, deine Eltern hätten dir nichts hinterlassen? Keine Sorge." Harry nickte. „Kommst du, Draco?" „Du willst ihn mitnehmen?", fragte Hagrid zweifelnd. „Ja. Er braucht auch Schulsachen. Hast du Geld?" Draco nickte und band die Schürze ab. Hagrid lachte, als er ihn sah. „Lässt du ihn sich so anziehen?" Nervös strich Draco sein weißes Hemd glatt und richtete seine Fliege. „Master, du solltest vielleicht deinen Schlafanzug gegen alltagsfähige Kleidung austauschen." Harry grinste und verschwand im Badezimmer, während Draco aus dem Schlafzimmer Anziehsachen holte und sie nach kurzem Anklopfen ins Badezimmer schob. „Was willst du eigentlich, Malfoy?" Draco fuhr herum. „Sir?" „Wieso bist du hier? Das hat doch irgendeinen Haken." Er schrumpfte ein wenig unter dem kritischen Blick Hagrids zusammen. „Sir, ich verstehe nicht. Welche Ziele sollte ich verfolgen als die, die mit meiner Stellung kommen?" Hagrid rümpfte angewidert die Nase. „Ein Malfoy würde doch niemals dem-Jungen-der-überlebte dienen." Harrys Ankunft unterbrach das merkwürdige Gespräch und zu dritt machten sie sich auf den Weg zur Winkelgasse.

A Servant's Duty (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt