Kapitel 6

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„Master!" Voldemort hatte Harry in den Verbotenen Wald bestellt, um ihn zu töten. Und nun war Harry wie vom Erdboden verschwunden. Draco wusste genau, wo er war. „Master!" Harry stand genau vor Voldemort. „Nein! Tu es nicht!" Alle Augen richteten sich auf Draco. „Draco. Ich sehe, du verstehst, wer dein wirklicher Master ist", ließ Voldemort zufrieden vermerken. „Besser spät als nie. Also werde ich dir einen kleinen Gefallen tun." Er richtete seinen Zauberstab auf Harry. „Crucio!" Gerade, bevor der Spruch ihn treffen konnte, schmiss Draco sich dazwischen und nahm die gesamte Wucht des Crucio auf sich. Voldemorts Augen verhärteten sich. „So ist es also." Er bedeutete zwei seiner Todesser, Draco festzuhalten, während er seine Aufmerksamkeit wieder auf Harry richtete. „Es ist leicht", fing er an, als Draco zu zucken begann, weil ein weiterer Todesser ihn erneut folterte. „Ich werde dich jetzt ganz einfach töten." „Nein!", schrie Draco. „Du kannst ihn nicht töten!" Voldemort drehte sich zu ihm um. „Und wieso sollte ich es nicht können?" Draco schluckte gegen den Zauberstab an seinem Hals. „Weil es so sein wird, wie vor siebzehn Jahren." Alle starrten ihn sprachlos an. „Ich habe ihn mit einem Schutzzauber belegt. Schon vor Ewigkeiten, und er wird mit der Zeit immer stärker. Avada Kedavra kommt da auch nicht mehr durch. Es geht nur, wenn..." „Wenn du oder Potter ihn aufhebst", unterbrach Voldemort ungeduldig. „Oder du stirbst." Er grinste. „Wir wissen alle, dass keiner von euch ihn aufheben wird. Also töte ich dich halt zuerst." Schwach lächelnd schüttelte Draco den Kopf. „Das kannst du gerne machen, aber du wirst ihn trotzdem nicht umbringen können. Ich würde ihn beschützend sterben. Selbst, wenn ich tot bin, meine..." Er schluckte. „Mein Liebe wird ihn beschützen. Wie die seiner Mutter." Harry fiel die Kinnlade herunter. „Du... du liebst mich? Aber, ich war so gemein zu dir." Draco lächelte. „Aber du warst immer da und hast mir einen Sinn zum Leben gegeben. Wie dem auch sei, du wirst ihn nicht töten können, ob du mich nun umbringst, oder nicht", fuhr er, an Voldemort gewandt, fort. Auf ein Zeichen dessen, begann die Folter erneut und Draco ließ einen ohrenbetäubenden Schrei hören. „Nein!", mischte Harry sich ein. „Hör auf, ihm wehzutun!" Voldemort lachte. „Ich höre sofort auf, wenn du den Schutz aufgibst." „Tu es nicht! Sonst tötet er dich!", schrie Draco unter Schmerzen. „Toller Diener bist du. Gibst deinem Master Anweisungen", spotteten einige Todesser. Harry blickte von Draco zu Voldemort hin und her. Flehend schüttelte Draco mit letzter Kraft den Kopf, die Stimme schon verloren. Mit einem Schwung seines Zauberstabes deaktivierte Harry den Schutzzauber, Draco fiel halb ohnmächtig zu Boden und ein grüner Blitz verließ Voldemorts Zauberstab. Harry war tot.


Zitternd führte Draco seinen Zauberstab an seinen Hals. Die Kampfgeräusche, die zuvor bis zu ihm durchgedrungen waren, waren verstummt. Er war ganz alleine im Verbotenen Wald zurückgeblieben. Wahrscheinlich wäre er sogar freiwillig dort sitzen geblieben, aber die Todesser hatten ihn mit magiegeschützter Kette an seinem Fuß an einem Baum festgebunden. Harry war tot – die gesamte Hoffnung für die Zauberwelt und auch für Draco persönlich war mit ihm gestorben. Deprimiert blickte Draco ein letztes Mal an sich hinab. Er sah die Narben der Wörter, die er sich eingeritzt hatte, seinen nun schwächliche Gestalt und die, durch die Folter blutverschmierte, Kleidung. Sein einziger Grund zu leben war Harry gewesen. Eine Konstante. Ohne die er nur eine hilflose, unwichtige, kleine Person gewesen wäre. Draco war es nicht gewöhnt, eigenständig zu agieren. Ohne Befehle oder Regeln war er aufgeschmissen. Der plötzliche Jubel ließ ihn innehalten. Nachdem er etwa eine Stunde gewartet hatte und nichts weiter passiert war, beschloss er, dass es wohl die Todesser gewesen waren und ihn im Wald zum verhungern gelassen hatten. Aber gerade, als er erneut bereit war, seinem Leben ein Ende zu setzten, hörte er Schritte auf sich zukommen. „M-...-master?!" „Überraschung!" Harry grinste. „Aber... du bist gestorben..." „Lange Geschichte. Jetzt befreie ich dich erst mal." Nach einem kleinen Schlenker seines Zauberstabes fiel die Kette von Dracos Knöchel. „Aber die war dagegen gesichert", stammelte Draco mit weit aufgerissenen Augen. Harry hob ihn in seine Arme hoch. „Das ist ein besonderer Zauberstab, Draco." Es blieb eine Weile still. „Es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe. Ich habe mich von dem leiten lassen, was Andere mir über dich gesagt haben, obwohl wir zusammen aufgewachsen sind. Und danke, dass du mich die ganze Zeit beschützt hast." Draco blickte nach unten. „Es ist in Ordnung, Master. Es macht mir nichts. Schließlich steht es dir frei, wie du mich behandelst." Harry seufzte. „Du musst damit aufhören, dich immer so runter zu machen. Du bist auch ein Mensch, verdammt! Du bist wichtig, du bist liebenswürdig, du bist mutig, du bist perfekt! Auch, wenn es keiner sieht, musst du es trotzdem wissen. Die Wörter auf deinem Arm..." Draco errötete. Er hatte nicht gewusst, dass Harry sie gesehen hatte. „Menschen sind Idioten", fuhr Harry fort, während er Draco zum Schloss trug. „Ich war auch gemein zu dir. Habe dich nur herumkommandiert. Es tut mir wirklich leid!" Draco lächelte und kuschelte sich gegen Harry. „Dir ist vergeben", antwortete er. „In Wirklichkeit", räusperte Harry sich verlegen. „Habe ich mich mit der Zeit immer mehr zu dir hingezogen gefühlt. Aber ich habe geglaubt, dass du böse wärst und wollte dich nicht lieben. Darum bin ich immer abweisender und gemeiner geworden. Ich weiß, es ist eine dumme Reaktion." „M- Harry, mach dir keinen so großen Kopf darüber. Es macht mir nichts, deinen Befehlen zu folgen. Ich vertraue dir", versuchte Draco ihn zu beruhigen. „So viel, dass du dein Leben in meine Hände legst?", wies Harry ihn auf das Ausmaß seines Vertrauens hin. Draco nickte. „Ja." „Wieso?" „Weil ich dich liebe." Draco grinste. „Und soweit ich mich richtig besinne, hast du eben zugegeben, dass du ähnlich für mich empfindest." Harry lief rot an.


A Servant's Duty (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt