Kapitel 5

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„Vergeht kein Jahr, in dem du nicht zu Ende des Jahres im Krankenflügel landest?" Harry grinste leicht und blickte zu Ron. „Dieses mal ist es nicht wegen mir", verteidigte er sich. Draco seufzte. „Immer landest du in so gefährlichen Situationen. Wie soll ich vernünftig für dich sorgen, wenn du immer alleine so was machst, Master? Ich weiß, ich bin lediglich dein Diener, aber es würde mir meine Arbeit wirklich erleichtern, wenn du mir erzählen würdest, was vor sich geht." „Hey!", mischte Ron sich ein. „Er war nie alleine. Hermione und ich waren immer mit dabei. Und außerdem hat Dumbledore selbst gesagt, dass es besser ist, wenn du nicht involviert bist. Das wir dir nicht trauen können!" Draco blickte zuerst ihn, dann Harry mit weiten Augen an. „Was?" Harry wandte seinen Blick ab. „Er sagt, dass du uns manipulierst, um uns in gefährliche Situationen zubringen, damit Voldemort mich töten kann", erklärte Harry, das Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden. „Master... Du kennst mich doch. Du weißt, ich würde nie..." „Mr Malfoy, ich glaube, es ist Zeit für Sie, zu gehen", unterbrach Madame Pomfrey das Gespräch und scheuchte Draco aus dem Krankenflügel. „Master..." Draco blickte nach unten, während er zum See ging und sich am Ufer niederließ. Das Vertrauen in ihn was erschüttert – nicht, dass es je groß gewesen war. Einzig Harry hatte ihn als gleichwertig angesehen, als einen Freund. Wahrscheinlich würde er dank Dumbledore die Regeln vom letzten Jahr wieder ins Leben rufen. Draco würde das nicht aushalten. Zumindest nicht auf Dauer. Sowieso wunderte es ihn, warum alle davon ausgingen, dass er böse war – was ihnen bei seinem Aussehen gelegentlich egal war – und Harry in eine Falle locken wollen würde.


„Draco.

Nach all den Jahren wunderst du dich bestimmt, wieso wir sich bei Harry Potter abgesetzt haben. Wir hoffen, du hast sein Vertrauen erworben und ihn gut versorgt, sodass er von dir abhängig ist. Nun wird es Zeit, deine eigentlichen Aufgaben zu erfüllen. Ende dieses Jahres wirst du mehr erfahren. Wir hoffen, du weißt, wo deine Loyalität liegt und wem du zu gehorchen hast.

Deine Eltern"

Draco las den Brief zum zehnten Mal. War er wirklich nur als Spion gedacht? Waren alle Vermutungen über ihn wahr gewesen? Die letzte Aussage aber verwunderte ihn. Natürlich wusste er, dass er Harry gegenüber loyal war. Seine Befehle standen über allen anderen für Draco. Er würde ihn niemals hintergehen. Nervös wartete er auf Harrys Rückkehr. Die Weasleys hatten ihn mit zur Quidditch-Weltmeisterschaft genommen und Draco erneut alleine gelassen. Jeder schien froh darüber zu sein, Harry weit weg von ihm zu wissen. Dabei hatte Harry, wie Draco vermutet hatte, auf Dumbledores Ratschläge hin ihm befohlen, die alten Regeln wieder einzuhalten, obwohl er durchaus widerwillig schien. Je mehr Zeit verstrich, umso älter er wurde, umso mehr wünschte Draco sich Harrys Nähe und die Aufhebung seines Status. Er wollte genauso wenig lediglich ein Bediensteter für Harry sein, wie sein Feind. Und das Schicksal schien ihm das immer und immer wieder zu verwehren.


„Master, bitte..." „Nein." „Master..." „Geh weg! Du strapazierst meine Toleranz für dein Verhalten. Erinnere dich, wo du stehst!" Draco blieb betreten stehen, während Harry den Gang hinunterstürmte. „Master..." Die Tatsache, dass Harry als vierter Champion gewählt wurde, machte ihm Druck, und das ließ er an Draco aus, was dessen Arbeit wesentlich schwerer machte. Dracos Herz schmerzte, ihn so zusehen und ignoriert zu werden. Aber er konnte nichts wirklich dagegen ausrichten. Oder würde nichts dagegen ausrichten. Er hatte noch nie Harrys Befehle ignoriert. Außerdem bekam er weiterhin diese merkwürdigen Briefe von seinen Eltern, die seine Treue in Frage stellten. Ob er wusste, wessen Anweisungen er Folge zu leisten hatte. Draco empfand es als unnötig: auch, wenn er abwertend behandelt wurde, würde er bis zum bitteren Ende an Harrys Seite – nein, hinter Harry stehen.



Das fünfte und sechste Jahr war entsetzlich gewesen. Harry war noch abweisender gewesen, als vorher und ließ Draco sich einsamer fühlen, als er es sowieso schon tat. Obwohl er nun daran gewöhnt war, von inzwischen allen ignoriert zu werden, brauchte auch er von Zeit zu Zeit soziale Kontakte. Harry reichte ihm normalerweise aus, aber nun, da der ihn auch ignorierte, war Draco ganz alleine. Seine Arbeit und Schule füllten nicht seine gesamte Zeit aus und so war er viel zu oft mit seinen Gedanken alleine. Ständig wurden all die anschuldigenden Worte und negativen Kommentare, die er Tag für Tag zu hören bekam, wiederholt und Draco konnte nicht anders, als ihnen Glauben zu schenken, vor allem, nachdem Professor Umbridge ihn im fünften Jahr mit einer blutverwendenden Feder „Verräter" in seinen Arm schreiben ließ. Seitdem hatten sich weitere unschöne Wörter auf seinem linken Arm angesammelt. Die einzigen Momente, wenn er wirklich weinte, waren die, wenn er einen neuen Ausdruck hineinritzte. Die Hauselfen versuchten verzweifelt, ihn davon abzubringen, sich wehzutun, aber in solchen Situationen war Draco unzugänglich. Es geschah im recht, wenn er so ein schlechter Diener war. Aber da er sowieso immer lange Hemden trug, merkte keiner, was vor sich ging. Schließlich hatte er schon immer den Blick nach unten gerichtet, und war demütig und ruhig gewesen. Und jetzt im siebten Jahr war es noch schlimmer geworden. Harry war wie vom Erdboden verschwunden und für die Todesser, die inzwischen Hogwarts eingenommen hatten, war er eine gute Möglichkeit, neue Arten der Folter auszuprobieren. Die Enttäuschung darüber, dass er den Befehl seiner Eltern, Dumbledore umzubringen, ignoriert hatte, war groß gewesen und hatte Zweifel über seine Treue zu deren Seite hervorgerufen. Draco bekam immer öfter die Frage, ob er sich seinem Herrn überhaupt sicher war, eine Frage, die er immer mit „Ja" beantwortete. Er würde Harry immer treu bleiben, auch, wenn er ihn verlassen hatte. Immerhin gehörte es zur Liebe, den Anderen bedingungslos zu unterstützen. Zumindest war das Dracos Auffassung. Er war gegen Ende des fünften Jahres mit sich in Einklang gekommen und hatte eingesehen, dass seine Gefühle für Harry weit über Freundschaft oder Respekt hinausgingen. Er hatte sich in seinen Master verliebt, jemanden, der ihn lediglich als Abschaum wahrnahm. Also hatte Draco beschlossen, ihn niemals mit seinen Gefühlen zu belästigen. Falls er irgendwann nochmal auftauchen sollte.


A Servant's Duty (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt