7 | „Hör zu. ."

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„Doktor Lyons, Ihr Patient wartet in Zimmer 14.", teilte mir die blonde Krankenschwester mit und ich nickte.

Ich arbeitete in einem privaten Krankenhaus und war erst neu mit meinem Studium, sowie meiner Ausbildung als Arzt fertig.

Ob es mir Spaß machte?
Eigentlich schon.

Die meisten Patienten waren sehr freundlich bis jetzt und brauchten wirklich Hilfe bei ihrer Gesundheit. Normalerweise bin ich damals zum Arzt nur gegangen, wenn ich einen Attest gebraucht habe um nicht zur Schule zu gehen.

Ich öffnete die Tür und lächelte das freundliche Mädchen an, welches ich im Alter von 17 schätzte.

„Guten Tag. Wie geht es dir?", begrüßte ich sie und gab ihr meine Hand, als ich mich dann auch schon wieder auf meinem Stuhl saß.

„Ich habe Bauchschmerzen, aber das sind keine gewohnten Bauchschmerzen. Ich übergebe mich sehr oft und mir geht es total schlecht.", erklärte sie und ich nickte.

„Irgendeinen Verdacht?", fragte ich weiter und sie schüttelte ihren Kopf.

„Meine Mutter hatte mal Nierensteine. Es war zwar dumm von mir und man sollte es auch nicht machen, doch ich habe gegoogelt."

„Der Fehler, den die Meisten machen. Vollkommen berechtigt.", entgegnete ich freundlich.

„Ich wollte mir dennoch sicher gehen, was das genau ist. Da standen zu komplizierte Ursachen und ich hatte Panik."

„Keinen Grund zur Sorge. Wenn du schon den Verdacht schöpfst auf Nierensteine, dann mache ich jetzt ein Ultraschallbild.", teilte ich ihr mit, stand auf und zeigte auf die Liege.

Sie fing vorsichtig an ihre Jacke auszuziehen und schaute paar Mal, ob ich sie beobachtete beim Ausziehen ihres Oberteils.

„Du musst nicht dein Pullover komplett ausziehen, falls es dir unangenehm ist. Ich muss nur deinen Bauch untersuchen.", sprach ich und sie nickte erleichtert.

Langsam lag sie sich auf die Liege und zog ihr Oberteil ein wenig nach oben, während ich das Ultraschallgerät anschaltete. Ich bestrich den Schallkopf mit Ultraschallgel und wartete bis die Patientin bereit war.
Sie nickte nur kurz.

„Es wird kurz kalt, doch du gewöhnst dich gleich dran.", versicherte ich ihr und platzierte den Schallkopf auf ihren Oberbauch.

„Wie heißt du nochmal?", fragte ich sie um sie abzulenken, als ich mir das auf dem Fernsehen anschaute.

„Alissa.", antwortete sie und ich spürte wie sie kurz Gänsehaut bekam, wegen der Kälte.

„Alissa. .", sprach ich ihr nach und kniff meine Augen kurz zusammen um das Ultraschallbild genauer betrachten zu können.

Das Mädchen hatte gar keine Nierensteine oder ähnliche Schäden in den Organen.

Sie war schwanger.

Um wirklich sicher zu sein, dass ich ihr nichts falsches mitteile, machte ich einige Aufnahmen und druckte sie dann aus. Ich gab ihr einen Tuch, damit sie ihren Bauch von dem Gel abschmieren konnte und sie begab sich dann auch wieder in die Sitzposition.

Schnell tippte ich alles in ihrer Diagnose ab und stellte ihr eine Überweisung beim Frauenarzt.

„Darf ich wissen, was ist?", fragte sie vorsichtig und ich lehnte mich an meinen Sitz.

„Es ist so, Alissa. Ich konnte keine Schäden in deinen Organen entdecken. Ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht, ob du dich freuen wirst oder nicht, aber du bist schwanger."

Sie weitete ihre Augen und verstummte für einen langen Moment.
Ich merkte, dass sie damit nie gerechnet hatte und sie jetzt auch nicht wusste, was zu tun war.
Immerhin hatte sich meine Vermutung bestätigt, denn sie war wirklich siebzehn.
Mit siebzehn Mutter zu werden, musste wohl sehr anstregend sein.

„Hör zu. .", fing ich an und rollte mit meinem Stuhl auf sie zu,
„An deinem Gesichtsausdruck kann ich erkennen, dass das sehr ungeplant war. Ich habe dir jetzt eine Überweisung zum Gynäkologen gedruckt."

Ich überreichte ihr den Zettel und die Ultraschallbilder.

„Es gibt immer noch eine Lösung, in Ordnung? Du kannst dich mit dem Frauenarzt beraten lassen, wie es weitergehen soll. Ob du eine Abtreibung erforderst oder nicht: Es ist komplett dir überlassen."

Ihr Blick war immer noch auf den Boden gerichtet und sie hielt sich mit einer Hand den Mund zu.

Vorsichtig platzierte ich meine Hand auf ihr Knie und sah ihr fest in die Augen.

„Es ist noch nicht zu spät. Du hast noch einige Wochen vor dir um richtig nachdenken zu können, welche Entscheidung du triffst.", versicherte ich ihr und auf einmal blickte sie mich an.

„Scheiße. .", flüsterte sie verzweifelt.

„Höre einfach nur auf dein Herz, abgemacht?"

Ich lächelte sie nur freundlich an und hoffte so sehr, dass sie nicht anfängt irgendwie zu weinen.

Sie nickte gezwungen und nahm ihre Jacke, als sie sich dann auch zur Tür bewegte.

Ich sah ihr hinterher, doch nicht im sexuellen Sinne, sondern einfach, weil ich wusste, dass sie gerade jemanden brauchte.

Hoffen wir doch, dass sie irgendwelche richtigen Leute bei sich hatte.

„Der nächste, bitte!"

Angel Ine IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt