11. März, 6:15 Uhr
Simon schläft unruhig, als ihn sein Wecker plötzlich mit lauter Musik beschallt.
Sofort ist er hellwach und geht direkt nach unten, um mit seiner Mutter zu Frühstücken, die viel Wert auf gemeinsame Mahlzeiten legt und das, obwohl sein Vater sowieso nie da ist.„Guten Morgen, Simon. Ich hab dir einen warmen Kakao gemacht" sie strahlt ihn an und reicht ihm das heiße Getränk in seiner Lieblingstasse - er trinkt seit Jahren immer nur aus der Tasse mit ‚Dobby' darauf - „kann ich mit dir über etwas reden?"
Simon nickt und beginnt abwesend seinen Kakao zu schlürfen.„Simon, ich weiß nicht wie es weiter gehen soll" gedankenverloren streicht sie ihm durch sein Haar „du hast so viele Probleme, ich mache mir sehr große Sorgen um dich und deshalb habe ich für heute Nachmittag einen Termin bei Doktor Ammann gemacht - dem Psychologen."
Simon hört nicht, was seine Mutter sagt, die Worte prallen dumpf an seinem Ohr ab, also nickt er einfach.
11. März, 7:00 Uhr
Simon bepackt seine grüne Sporttasche sorgfältig mit einer schwarzen Wollmütze und dem kostbaren Gut aus Opas Schrank, als plötzlich die Stimme seiner Mutter von unten zu ihm schallt.
„Simon?" er hält verschreckt inne „Ich gehe jetzt! Hab dich lieb mein Schatz."Er wartet einen Moment und hört dann, wie die Haustüre ins Schloss fällt.
Vielleicht, denkt er, vielleicht sollte ich ihnen eine letzte Chance geben.
Also zieht er sich an, stapft er die Treppe nach unten, geht aus der Haustür und setzt sich auf den kalten Stein.
Und dann wartet er.
11. März, 7:15 Uhr
„Oh nein, da ist der Stinkmon Scheißele" ruft einer der Siebtklässler laut, als er an Simons Haus vorbeikommt. Seine Freunde lachen und spucken vor dem Haus auf den Gehweg.Simon reagiert nicht, das tut er nie.
Als eine Gruppe Neuntklässler vorbei zieht, sehen sie ihn verächtlich an und werfen ihm Beleidigungen zu, einer traut sich in den Vorgarten und verpasst ihm eine Backpfeife - als Mutprobe, 5 Euro Gewinn.
Schüler um Schüler, Beleidigung um Beleidigung, kein Ende in Sicht.
„Alles klar Stinkmon?" ertönt es plötzlich laut „hat deine Mutter dich ausgesperrt oder wieso drückst du da deinen Arsch platt?"
Simon erkennt die Gruppe Jugendlicher vom Feld gestern Nachmittag. „Vielleicht hat er sich in die Hose geschissen, der Scheißele" kichert die Blonde und der Junge stimmt in ihr Lachen mit ein. Simon weiß, in welche Klassen die vier gehen, sie sind in der Neunten - die Jungs in der a und die Mädchen in der b.Als die Dunkelhaarige ihn herablassend anlächelt wird ihm eines bewusst:
Die Entscheidung ist gefallen.
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Amok
General Fiction„Morgen" brüllt Simon „morgen werdet ihr bereuen!" und dann rennt er querfeldein davon. Jule runzelt die Stirn „was meinte er denn damit?" „keine Ahnung" murmelt Matze „der Typ hat sie nicht mehr alle." Die Geschichte eines Amokläufers und wie er z...