„Hey“ Eine sanfte Berührung wurde auf meiner Schulter ausgeübt, so angenehm, dass ich nicht gerne aus meinem Halbschlaf aufwachen wollte. Ich blinzelte einige Male, bevor ich meine verschwommene Sicht durch den vertrauten, kalten Raum gleiten ließ und schließlich die Person vorfand, die ich schon an ihrer Stimme erkannt hatte. Mom.
„Hey“, gab ich zurück und lächelte, hoffte, sie würde sich nicht immer solche Sorgen um mich machen. Sie zog nicht gerade begeistert ihre Stirn in Falten und strich mir über die Stirn, um den Schweiß wegzuwischen.
„Es ist drei Uhr nachmittags“, informierte sie mich. Meine Augenbrauen zogen sich ungläubig zusammen, bis ich einen Blick auf das Fenster warf. Tatsächlich. Es war helllichter Tag und ich konnte die kleinen Kinder vom Spielplatz aus quietschen hören. „Schatz, du hast länger als achtzehn Stunden am Stück geschlafen“
„Kann passieren“, murmelte ich. Mit meinen Füßen strampelte ich die Decke weg und rieb mir dann den Sand aus den Augen. Unter einem Kram aus Pölstern, Kuscheltieren, Büchern, Kopfhörern und Kabel versuchte ich mich zu bewegen, aufzusetzen, scheiterte jedoch kläglich daran und ließ mich deshalb wieder in die Matratze fallen.
„Ich mache mir ernsthafte Sorgen um dich“, meinte meine Mutter und fing an, die Gegenstände von meinem Bett zu nehmen und auf mein vollgeräumtes Nachtkästchen zu platzieren.
„Das musst du nicht. Mir geht es gut“
Sie half mir beim Aufsetzen, da ich kaum ein Gefühl in meinen Fingern hatte und sie auch wegknickten, als ich mein schwaches Gewicht darauf verlagerte.
Nachdem ich endlich aufrecht in meinem Bett saß und nicht mehr schnaufen musste, bekam ich ein belegtes Brötchen in die Hand gedrückt. Mama nickte mir zu und ich begann, Bissen für Bissen das schmackhafte Sandwich zu verschlingen. Solange, bis nichts mehr übrig war und mein Magen knurrte. Ich legte meine verkabelte Hand auf meinen Bauch und hoffte, es würde dieses Geräusch unterbrechen. Anscheinend hatte er in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht ausreichend feste Nahrung bekommen.
„Ich werde kurz runter gehen und dir noch etwas holen“, erklärte Mom.
„Ich brauch wirklich nicht-“
„Jaja, deine Ausreden kannst du dir ersparen“, meckerte sie grinsend.
Mein Körper ließ sich wieder zurück in die Polster fallen. Zwei Wochen lang ging das jetzt schon so und ich konnte rein gar nichts dagegen machen, da mir die Kraft dazu fehlte. Ich wurde von verdammten Schläuchen zurückgehalten, die mir ebenfalls verhinderten richtig duschen zu können, mich angenehm zu bewegen und mir haufenweise Müdigkeit einflößten.
Es war eine Qual.
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Die Widmung geht an Svea, einfach weil sie eine tolle Autorin ist.

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Naive
Teen Fiction» Um meine Geschichte erzählen zu können, müsste ich mich erst einmal daran erinnern können « -Carly Vier Wochen lang lag sie im Koma, seit zwei Wochen ist sie wieder unter den 'Lebenden' und versucht Tag für Tag ihre Memoiren zurückzuerlangen. Dies...