Kapitel 3

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Gereizt stürmte Loka in den Aufzug.
Das wievielte Büro war es nun, welches sie am heutigen Tage eilig verließ?
Sie hatte aufgehört zu zählen.
Soeben hatte ihr der Minister eine Standpauke über ihren deutlichen Mangel an Respekt gegenüber Höhergestellten gehalten, weil sie sich geweigert hatte, wieder zurück nach Österreich zu reisen.

Theseus hatte ihre zu Scheitern verurteilte Situation wieder gerettet, in dem er für ihre Seite Partei ergriffen hatte.
Zugegebener Maßen, sie hatte wirklich überreagiert.

Sie hätte ihren Minister nicht unnötiger Weise anfahren müssen, als sie ihm versucht hatte, klarzumachen, dass der Schweizer Abgeordnete das wichtige Bündnis nicht Wert sei, da Grindelwald einerseits nur in Europa wütete und andererseits der Schweizer Abgeordnete ein respektloser Schuft war.

Das hatte er nicht einsehen wollen und somit die Schuld und die Fehler bei ihr gesucht.
Ein Glück, dass ihr Bruder anwesend gewesen war und sie verteidigt und unübersehbare Fakten aufgetischt hatte.

Trotzdem war die junge Hexe sich nun sehr sicher, bei ihrem Minister um einige Beliebtheits-Plätze gesunken zu sein.

Soweit so gut, wäre nicht auch noch Caspar vor weniger als ein paar Herzschlägen aufgetaucht und hätte sie nicht vor dem Büro abgefangen, um die Gunst der Stunde zu nutzen.

Er dachte wohl, kaum, da Grindelwald verschwunden und die Zaubererschaft sich dessen gerade mal einen Tag lang bewusst ist, kann er ihr aus heiterem Himmel einen Heiratsantrag machen.

Loka hatte sich dementsprechend auch Verhalten und mit einem entgeisterten Blick, der ganz genau das aussprach, was er bedeuten sollte, reagiert.

Da sie sicherlich nicht von Heute auf Morgen sein Hausweib werden und somit ihre recht angenehme Freiheit aufgeben wollte, war sie mit einer nuschelnden „Tut mir Leid, aber mir ist so unglaublich schlecht, ich muss sofort nach Hause" Entschuldigung geflüchtet.

Den finsteren Blick demonstrativ ignorierend war die junge Hexe in den Aufzug gerast.
Nun war sie auf direktem Weg nach Hause.

„Miss Scamander, wo wollen Sie denn nun hin?" Holte sie das Gemecker des Hauselfen, welcher sie mit dem Aufzug überall hinfuhr, wo sie verlangte hinzukommen, in die Gegenwart zurück.

„Zum vorderen Haupteingang, Walpey."
„Haben Sie nicht zu Arbeiten?",wollte er mürrisch wissen.
„Nein", entgegnete sie empört. „Normalerweise hätte ich jetzt Dienstschluss!"
„Wir haben erst frühen Abend!", protestierte Walpey.
„Ja, dessen bin ich mir durchaus bewusst. Vielen. Dank. Für diesen wahnsinnig aufschlussreichen und unnötigen Kommentar.", knurrte sie ihn durch zusammengebissene Zähne an.

Walpey war ein sehr alter und verbitterter Hauself, welcher sich selbst am Meisten für seinen Job und sein derzeitiges friedliches Umfeld bemitleidete.
Er wollte wieder zurück in die Sklaverei seines verstorbenen schwarzmagischen Herrn.

Er brauchte jeden Tag auf's Neue ein Opfer, bei welchem er sich über das unfaire Leben beschweren, über den schrecklichen Lebensalltag klagen und mit der berühmten „Guten, alten Zeit" von früh bis spät schwärmen konnte.

Aus, ihr unerdenklichen und unauffindbaren, Gründen hatte er sie erwählt und nun musste sie sich alltäglich das Gemecker dieses griesgrämigen Hauselfens anhören, wobei sie zu verhindern versuchte, ihm während ihrer Arbeit über den Weg zu laufen.

Zuerst stellte sich ihr Plan als passabel und erschreckender Weise gut umsetzbar heraus, doch dann wurde der Hauself (durch die Arbeit ihres herzallerliebsten Bruders Newt) auch noch befördert und war ab sofort dazu in der Lage, nicht nur den Aufzug zu bedienen, sondern auch durch das Ministerium zu spazieren und Tee und Unterlagen zu verteilen.

Kurzgefasst bedeutete dies nun, dass der undankbare Elf sich nun um die Zustellung ihrer Unterlagen, die Sauberkeit ihres Büros und den Tee kümmerte.

Sie war eindeutig ein wahrer Glückspilz.

„Undankbare Hexe, hätten Sie früher gelebt, zu der Zeit meines Herrn, dann hätten sie sich nicht gewagt, öffentlich so aufzutreten!"

Und da begann es auch schon wieder.
Diesmal hatte Loka vergleichbarer Weise fast schon lange warten müssen.

„Mein Herr hätte es keiner magischen Seele erlaubt, zu solch früher Stunde bereits den Dienstschluss zu eröffnen!"
„Ja, ja, bei deinem Herrn hätten wir das Wort ‚Dienstschluss' erst gar nicht gekannt. Ich weiß, Walpey.", grummelte sie genervt.

Er strotzte nur so vor lauter Boshaftigkeit, als er sie anschnauzte: „Sie müssen es ja wissen! Immerhin haben sie seinen glorreichen Machenschaften ein grauenvolles Ende gesetzt!"

Nun gut, da behielt er ausnahmsweise einmal recht.
Sie war es gewesen, die seinen Meister vor nun mehr als vier Jahren erfolgreich nach Askaban befördert hatte.

„Euretwegen schmort er nun in den grässlichen Verließen Askabans, wo Ausgeburten der Hölle seinen Geist vergiften und ihn verderben!", giftete er und schenkte ihre einen vernichtenden Blick.
Loka zog verächtlich die Nase kraus.
„Was kann man bei ihm noch großartig verderben?"

Sein Blick sagte alles.
Würde es nach ihm gehen, würde sie längst tot an einem Strick irgendwo in den tiefen Weiten der entlegensten Ecken der Zaubererwelt baumeln.

„Ihnen habe ich das alles hier zu verdanken! Meinen minderwertigen Job, meinen armen, gefangenen Herrn, meine -"
„- Ja, ich habe verstanden, dass die Liste deiner Beschwerden wegen mir unendlich lang ist, Walpey.
Könntest du mich nun endlich in den vorderen Eingangsbereich bringen?", zischte sie mit geschlossenen Augen.

Er starrte sie mit offenem Mund an, ehe er sich beleidigt abwandte, leise Morddrohungen vor sich hin brummte und an einem Hebel neben seinem Kopf zog.

Augenblicklich setzte sich der Aufzug rüttelnd in Bewegung und Loka suchte rasch nach einem der vielen Haltegriffe, um zu vermeiden, quer durch den kleinen Raum zu torkeln.

Walpey machte das allerdings kein Bisschen etwas aus. Es schien eher, als würde er die holprige Fahrt insgeheim genießen.
Sie sagte es ja immer, ihm gefiel sein Job! - Wenn auch nur heimlich.

Als das Gitter zur Seite sprang, griff Loka nach ihrem Koffer, rückte ihren Hut zurecht und verabschiedete sich steif.
Walpey unternahm noch nicht einmal den Versuch, so zu tun, als hätte er ihre Abschiedsworte nicht gehört.
Er beließ es gleich beim schlichten Ignorieren.

Loka zuckte nur mit den Schultern.
Es war ihr ziemlich gleich, ob er sich nun verabschiedete oder nicht. Sollte der alte Elf doch schauen, wo er alleine blieb.

Sie zupfte an ihrer Frisur herum, um zu überprüfen, ob die, auf die rechte Seite, hochgesteckte Wasserwelle noch an Ort und Stelle saß, wobei sich einige braune Strähnen vorne gelöst hatten und ihr nun locker ins Gesicht fielen.

Mit einem frustrierten Laut klemmte sie sie sich hinter ihre Ohren, schritt auf die Apparierkamine zu und disapparierte.

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