Kapitel 6

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Caitlyn

Nach den letzten beiden Schulstunden, zwei Stunden Geschichtskurs, klingelt es zum Schulschluss und erleichtert seufze ich, da dies die langweiligsten Unterrichtsstunden waren, die ich je hatte und ich im Endeffekt die ganze Stunde lang nur an meinem Armkettchen herumgespielt habe.

Tony war zu Beginn des Schuljahres schlau genug, den Geschichtskurs abzuwählen und stattdessen einen Vertiefungskurs in Chemie zu besetzen, da sie in diesem Kurs nach eigenen Aussagen nicht die Beste sei.

Um ehrlich zu sein fehlte mir ihre Anwesenheit sehr, doch um so mehr freue ich mich, sie auf dem schuleigenen Parkplatz zu treffen.

Alle Schüler verlassen, wie von einem Bienenschwarm verfolgt, das Klassenzimmer und ich schlendere als Letzte aus dem Raum.

Auf dem Weg zum Ausgang der Schule, streifen mich wie gewohnt die Blicke meiner neugierigen Mitschüler, was mir ziemlich unangenehm ist.

Doch heute plagt mich eine andere Angst; das Treffen mit Nathan.

Bei dem Gedanken, mit einem potenziellen Gangmitglied, welches mich höchstwahrscheinlich nicht leiden kann, allein in einem Raum zu sitzen, fängt mein Herz zu rasen an.

Draußen, vor dem Schulgebäude, wartet Tony gespannt auf mich.

,,Hi, Süße!", begrüßt sie mich und umarmt mich herzlich.

,,Hey", gebe ich zurück und erwidere ihre Umarmung.

,,Also, denk daran, mich regelmäßig auf dem Laufenden zu halten, alles klar?", erinnert sich mich, als wir uns gerade in ihren Kleinwagen setzen und uns anschnallen.

,,Natürlich", antworte ich ihr und lächle sie an, woraufhin sie zufrieden zurücklächelt.

,,Falls es zu gruselig wird, ruf mich an, ich hole dich daraus!", meint sie, woraufhin ich lachend nicke.

Tony setzt mich wie gewohnt vor dem großen, mit Säulen verzierten Eingang des Pembrokes ab und wir verabschieden uns.

Mit meinem vollgestopften Rucksack auf dem Rücken betrete ich die Eingangshalle des Apartments und begrüße Smithers, welchen ich darum bitten möchte, mich zu Nathan's Adresse zu fahren.

,,Guten Tag, Miss Sinclair", sagt er, als er mich die Eingangshalle betreten sieht. ,,Hey, Smithers!", begrüße ich ihn und schenke ihm ein warmes Lächeln.

,,Ihre Eltern lassen mich Ihnen ausrichten, dass ihr Vater erst gegen Abend ankommen wird, da er heute seine erste Operation in der neuen Praxis durchführen darf", beginnt er.

War ja klar, denke ich mir.

,,und Ihre Mutter bekam heute ihren ersten juristischen Fall, daher wird sie erst recht spät eintreffen", führt Smithers fort.

,,Vielen Dank", sage ich zu ihm, woraufhin er lächelt.

,,Smithers, könnte ich Sie wohl bitten, mich um halb sechs zu eine Adresse zu fahren, die ich Ihnen geben werde?", frage ich ihn höflich.

,,Selbstverständlich", entgegnet er mir. ,,Um halb sechs werde ich vor dem Pembroke stehen. Doch jetzt sollten Sie erst einmal etwas essen", sagt er fürsorglich, was mich lächeln lässt.

Ich steige in den goldverzierten Fahrstuhl und fahre in den ersten Stock, wo sich das Apartment meiner Familie befindet.

Einige Minuten vor achtzehn Uhr steht Smithers wie versprochen mit dem schwarzen Wagen vor dem Pembroke. Er öffnet mir die Beifahrertür und lässt mich einsteigen, wobei er mir den Rucksack abnimmt und ihn im Kofferraum verstaut.

A modern tragedyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt