Kapitel 11

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Nathan

Ich starte den Motor meines Babys und fahre aus der Spießerstraße in Richtung South Side.

Schon nach wenigen Sekunden spüre ich, wie das kleine Kätzchen hinter mir ihren zierlichen Körper an mich presst und sich krampfhaft an mir festhält.

,,Entspann dich, Kleines. Oder willst du mir die Rippen brechen?", rufe ich lachend zu ihr, doch sie macht keinerlei Anstalten, ihren Griff zu lockern.

Anscheinend ist es tatsächlich das erste Mal, dass sie auf einem Bike sitzt. Und es scheint ihr nicht gerade zu gefallen.

,,Du hast es bald geschafft", versichere ich ihr, als wir uns der Kreuzung nähern, welche eine Art Grenze zwischen North und South Side darstellt.

Der Wind prescht mir entgegen und zerzaust mein ohnehin ungekämmtes Haar nur noch mehr.

Ich genieße die frische Frühlingsluft und den Fahrtwind, der meine Haut streichelt, sehr.

Mit jedem Atemzug fühle ich mich freier, so als würde ich nicht auf einem Motorrad durch Houghton City fahren, sondern so, als würde ich mit weit ausgebreiteten Armen über die Berge der Alpen fliegen.

Als wir an der Grenze an einer Ampel halten müssen, fällt mir ein blonder Junge auf. Er steht mit seinem giftgrünen Motorrad, von der Marke Suzuki, direkt gegenüber von uns, auf der anderen Straßenseite. Es scheint, als würde er uns beobachten.

Nach genauerem Hinsehen realisiere ich, dass der Typ, mit der schrecklichen Suzuki, Calvi n ist.

Calvin James Sullivan, der Sohn von James Martin Sullivan, welcher der aktuelle Anführer der Seals ist.

Und auch ist Calvin der Kerl, dem ich heute in der Schule beinahe das Genick gebrochen hätte, wenn sich Direktorin Young nicht eingemischt hätte.

Ich spüre Calvin's Blick auf mir ruhen und hoffe, dass er nicht nachtragend ist und mir keine Szene machen will.

Die Ampel, an der Caitlyn und ich stehen, schaltet sich von rot auf grün und ohne Calvin weiterhin Beobachtung zu schenken, fahre ich los und überquere die Grenze von der North Side zur South Side, in der ich geboren und aufgewachsen bin.

Calvin scheint nicht auf Rache aus zu sein, denn weder folgt er uns, noch schaut er uns hinterher.

Doch ich bin mir sicher, dass unsere kleine Prügelei von heute noch ein Nachspiel haben wird.

Wenige Minuten später erreichen wir das türkische Restaurant, zu dem ich Caitlyn fahren wollte, und endlich darf das arme, kleine Kätzchen von meinem wilden Bike absteigen.

Caitlyn scheint es kaum zu erwarten, wieder festen Grund unter den Füßen zu haben, denn in dem Moment, in dem ich mein Motorrad zum stehen bringe und den Motor ausschalte, springt sie von meinem Bike und seufzt erleichtert.

Auch ich steige von meiner Yamaha ab und stelle den Motorradständer mit einer Fußbewegung wieder auf.

,,War es tatsächlich so schlimm?", frage ich Caitlyn, die gerade versucht, den Helm abzusetzen. Leider scheint der Verschluss zu klemmen, weshalb sie verzweifelt an dem Motorradhelm herumreißt.

Einen kurzen Augenblick beobachte ich dieses recht amüsierende Szenario, aber dann entschließe ich mich dazu, freundlich zu sein und ihr beim Ausziehen des Helmes zu helfen.

Langsam gehe ich auf sie zu. ,,Warte, ich hab's gleich", sage ich zu ihr, woraufhin sie die Hände entmutigt fallen lässt. 

,,Nie wieder", bringt sie gequält hervor, was mich zum Lachen bringt.

A modern tragedyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt