Kapitel 3 - Neue Schule

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Es war nun an der Zeit für deinen Vater seine neue Schule zu besuchen. Dein Vater hatte das Glück, nicht alleine in diese neue Welt aufbrechen zu müssen. Er war Gott froh, dass er seine Schwester noch in der 4. Klasse hatte und die ihn im Notfall beschützen konnte. Dieser Notfall ist allerdings nie eingetroffen.

Die Schwester deines Vaters, war schon immer eine Person, die recht schnell Anschluss gefunden hat. Ein Mensch mit dem Herzen auf der Zunge und die Gefühle auf dem Präsentierteller. Leider auch immer etwas zu naiv für unsere doch so kalte Welt. Sie sah schon immer erst nur gutes in den Menschen und war offen dafür, neue Menschen kennenzulernen. Für deinen Vater war dies schon immer unbegreiflich. Er war immer ein Mensch, der sich erst die Situation, die Menschen und die Umgebung vertraut machen musste, bevor er seine Deckung fallen ließ. Seine Schwester war für ihn sozusagen, das Tor in die soziale Welt in diesem neuen 600 Einwohner Dorf. Deine Tante war für ihn schon immer wie der Abendstern einer über ihn hereinbrechenden Nacht. Sie war seine Orientierung, wenn er selbst nicht mehr wusste, in welche Richtung ihn sein Leben bringen soll. Es gab Zeiten, in denen wich er ihr nicht von der Seite. Ständig darauf bedacht, von ihr zu lernen. Zu sehen, welche Erfahrungen sie macht und welche Enttäuschungen sie erlebt. Vermutlich war es deiner Tante nie wirklich bewusst, welche Vorbildfunktion sie auf ihren kleinen Bruder hatte. Nicht im entferntesten konnte sie sich ausmalen, welch prägende Funktion sie auf seine Persönlichkeit nehmen würde. Im Laufe der Zeit lernte er immer wieder von ihr, wie man mit Mädchen und Frauen umzugehen hatte. Viele Jahre, bis über die Grundschule hinaus, spielte er auch mit ihr mit ihren Barbies. Man hätte fast denken können, er entwickelt sich zu einem Homosexuellen. Ihm war dies später auch absolut bewusst, weswegen es bis er fast 30 Jahre alt war, immer ein gut behütetes Geheimnis daraus machte. Es war allerdings weniger der Reiz mit diesen für Kinder viel zu sehr sexualisierten Figuren zu spielen, auch wenn der Reiz der Kurven einer nackten Barbie schon ein gewisses Interesse weckte, als zu sehen wie seine Schwester und ihre Freundinnen, wenn sie zusammen spielten soziale Interaktionen simulierten. Deiner Tante ist vermutlich nie aufgefallen, wie ihr Bruder sie beim Spielen beobachtete.

So war es auch an seinem ersten Tag in der neuen Schule. Er wurde vorgestellt, als der Neue in der Klasse und wurde auch herzlich willkommen geheißen. Viele der Kinder kamen sehr offen auf ihn zu, fragten, wer er sei und was er gerne mochte und versuchten mit ihm ins Gespräch zu kommen. Dein Vater war aber eher etwas zurückhaltend und blieb erst einmal auf Abstand zu allen Kindern. Während deine Tante in der großen Pause sich schon mitten ins Getümmel stürzte, stand dein Vater direkt neben dem Eingang der Schule in einer Ecke alleine und verweigerte allen Kindern, mit ihm in Kontakt zu treten. Es war vermutlich ein sehr bemitleidenswertes Bild, wie ein 7-jähriges Kind allein über Wochen hinweg in einer Ecke stand und die anderen Kinder beim Spielen beobachtete. Es war so traurig, dass seine Klassenlehrerin mit den anderen Kindern schimpfte, sie sollen deinen Vater nicht so sehr ausgrenzen, auch wenn sie ihr möglichstes taten ihm einen einfachen Einstieg in die Gruppe zu bieten. Deinem Vater war das aber alles etwas zu viel. Er fühlte sich einfach noch nicht wirklich wohl in dieser neuen ungewohnten Umgebung. Er traute sich nicht einmal seine Lehrerin zu fragen, ob er auf Toilette gehen durfte. So kam es zu dem Vorfall, dass dein Vater einfach nicht mehr konnte und sich kurz vor der großen Pause, mitten im Unterricht in die Hose machte. Er harrte aber aus, bis die große Pause an diesem Tag begann und die Kinder alle aus dem Klassenzimmer auf den Schulhof stürzten. Dein Vater schlich sich aber heimlich auf die Toilette, um den entstandenen Schaden zu begutachten. Die Hose war komplett durchnässt. Es wäre für ihn unmöglich gewesen, den Tag so durchzustehen, wo die Jeans schon beim Gehen weniger Schritte die Haut wund rieb. Seine Lehrerin war allerdings das Schauspiel nicht entgangen und folgte ihm. Sie fuhr mit ihm Nachhause und er konnte, ohne das ein anderes Kind je Wind davon bekommen hat, sich die Hosen wechseln. Zurück im Klassenzimmer, während die anderen Kinder noch draußen auf dem Pausenhof spielten, stand er allerdings noch vor einem kleinen Problem. Auf seinem Stuhl war noch eine Lache von seinem Urin. Auf diesem konnte er unmöglich wieder sitzen und dem Unterricht weiter folgen. So beschloss der kleine Mann, den Stuhl mit dem eines anderen Jungen, den er über die Wochen auf dem Pausenhof als enorm unsympathisch und Mädchenschläger ausmachte auszutauschen. Es war ein willkommenes Erfolgsgefühl, als sich dieser nach der Pause auf diesen Stuhl setzte und mit einem entsetzten: "Mein Stuhl ist ja ganz nass!", reagierte. Die Lehrerin hat davon aber nichts mitbekommen, so musste dieses Arschloch, das auch einige Jahre später immer wieder Mädchen und Frauen schlug, dem restlichen Unterricht, mit nasser Hose getränkt vom Urin deines Vaters folgen. Missetat begangen.

Nach einiger Zeit, als der Winter schon dem Frühling gewichen ist, ist dein Vater dann doch auf ein etwas sozialeres Verhalten umgestiegen. Zwei Mädchen aus seiner Klasse wohnten in der gleichen Straße wie er. So holte er sie, wie es sich für einen Gentleman gehört, jeden Morgen von Zuhause ab und begleitete sie zur Schule. Die eine davon nervte ihn zwar nur, da sie in seinen Augen ziemlich zurückgeblieben war, die andere mochte er aber sehr. Vielleicht war er auch ein Stück weit in die kleine verknallt. Aber um ehrlich zu sein, dein Vater war schon in den jungen Jahren so gut wie in jedes zweite Mädchen verknallt. Lange verstand er auch diese Aufspaltung auf dem Pausenhof zwischen Mädchen und Jungen nicht. Für ihn gab es nie ein: "iihh, ein Mädchen!" Für ihn gab es nur die Nähe zu den Mädchen. Er war nicht wirklich daran interessiert, mit den Jungs zu rangeln oder sonstige Spiele zu spielen. Er war immer wieder versucht das zu leben, was seine Schwester mit den Barbies zu Hause spielte. Seine Pausen verbrachte er also das komplette restliche 2. Schuljahr wie auch einen großen Teil des 3. Schuljahrs damit, die Mädchen von ihm zu überzeugen. Er beschützte sie vor dem Mädchenschläger und versuchte weiter von den Mädchen zu lernen. Einmal hat er einem der Mädchen, als das Thema verliebt sein aufkam zu erklären versucht, dass er fast alle Mädchen liebte. Sie entgegnete aber nur entsetzt: "Du bist ja total der Frauenheld!" und sie hatte recht, der Frauenheld ohne Frauen. Ein Ruf, den dein Vater sehr lange an sich haften hatte.  

Das LebenWhere stories live. Discover now