Kapitel 4: Schwankungen

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Nachdem ich einpaar Kleider in Kartons verpackt hatte, verabschiedete ich mich von Alice und Steve.
Ich zögerte kurz, ein Taxi zu rufen und beschloss anschließend zu laufen. Die kühle Abendluft tat mir ganz gut.

Nach gefühlten 100 Stunden stand ich auch schon vor meinem Haus und hätte wieder umkehren wollen, als ich sah wer da stand.
Demir stand an seinem Auto gelehnt vor meinem Haus. Ich lief langsam auf ihn zu.

"Was auch inmer du sagen willst, sag es bitte morgen. Ich habe wirklich keine Lust mit dir zu diskutieren. Ich habe es schon berstanden, ich muss sowieso hier bleiben laut Vertrag.
Also gute Nacht. Und jetzt lass mich bitte in Ruhe", erläuterte ich und lief anschließend an ihm vorbei.
"Es tut mir leid", rief er mir zu, weshalb ich in meiner Bewegung innehielt.
"Es ist schon geschehen. Du entschuldigst dich, ich nehme an und alles ist vergessen. So ist das Leben nun mal. Vielleicht habe ich heute einfach nur einen Grund gesucht, um hier zu bleiben. Und du...du bist nunmal du. Daran kann man nichts ändern", erwiderte ich und sah in an.
"Es freut mich, dass du hier bleibst", entgegnete er.
"Gute Nacht, Yilmaz", wiederholte ich und schloss meine Haustür nun auf.

Nächster Tag

"Ich will ja nichts sagen, Selin aber ein normaler Chef reagiert nicht so", behauptete Mira, hob eine Augenbraue an und nippte an ihrer Tasse, nachdem ich ihr das Geschehen erzählt hatte.
"Wie meinst du das?", fragte ich.
"Das große Wiedersehen nach 7 Jahren.
Vielleicht kommen ja gewisse Gefühle wieder hoch", erklärte sie.
"Diese Gefühle können ruhig dort bleiben, wo sie sind. Kein Grund, weshalb sie wieder hoch kommen sollten", entgegnete ich und stand auf.
"Bevor du wieder Sinnloses erzählst, mache ich mich lieber auf den Weg", fügte ich hinzu.
Wir umarmten uns und ich trat hinaus.

Von hier aus war das Office nicht mehr so weit weg, daher beschloss ich den restlichen Weg zu Fuß zu gehen.
Ein Hupen riss mich von meinen Gedanken raus. Neben mir stand ein schwarzer Range Rover und hinter dem Steuer saß Demir.
"Steig ein", sagte er als er seinen Kopf aus dem Fenster rausstreckte.
"Nein danke, ich laufe lieber", erwiderte ich und ging weiter.
Er fuhr aber langsam neben mir her. Ich blieb stehen und sah ihn an.
"Kannst du mich nicht einen Moment in Ruhe lassen?", fragte ich.
"Ich denke 7 Jahre waren genug
ein Moment in Ruhe lassen. Meinst du nicht?", fragte er und zwinkerte mir zu.
Ich schüttele fassungslos mit dem Kopf und ging weiter.
"Du bist wirklich ein hoffnungsloser Fall, Yilmaz", rief ich zu ohne mich umzudrehen.
"Schade. Dabei dachte ich, ich bin ein hoffnungsvoller Fall", erwiderte er und fuhr endlich fort.
Ein Grinsen konnte ich nicht unterdrücken.
Seine Stimmung konnte sich wirklich sofort ändern.
__________
"Selin, Liebes. Könnten Sie diesen Demir weitergeben?", fragte Alice mich.
Eigentlich würde ich die Bitte ablehnen, allerdings brachte ich es bei Alice nicht ums Herz.
"Klar, kann ich machen", antwortete ich und machte mich auf den Weg nach oben.

Sobald ich ein Fuß in das Gebäude setzte, begrüßten mich alle, obwohl ich keinen einzigen hier im Raum kannte.
Trotzdem grüßte ich zurück und schenkte jedem ein Lächeln.

Vor Demirs Büro klopfe ich gegen die Tür und trat in den Raum ein nachdem ein herein ertönte.
"Was für eine Ehre, Sie wieder hier zu sehen Frau Erdem. Welcher Wind führt Sie hierher?", fragte er und grinste wieder.
"Ich bringe eine Mappe vorbei. Von Alice", antwortete ich reichte ihm die weiße Mappe.
Er sah kurz rein und schloss sie wieder.
"Sagen Sie ihr, dass das nicht geht", sagte er.
Er griff unter den Tisch und holte eine andere Malle hervor.
"Aber die hier sind in Ordnung. Davon jeweils ein Exemplar", sagte er und reichte mir nun beide Mappen.
"Aber vielen Dank, Selin Erdem",fuhr er fort.
"Schönen Tag noch", fügte ich hinzu und verließ den Raum..

Ich berichtete Alice genau das, was Demir gesagt hatte.
"W-Was ist das denn, wenn ich fragen darf", fragte ich nach, so neugierig ich nunmal auch bin.
"Zeichnungen, die eigentlich ganz schön sind. Aber hier, er hat selbst Einige gegeben", antwortete sie und schaute in die Mappe.

"Selin Liebes, Sie sollen wieder nach oben", erklärte Alice.
Schon wieder? Wie oft wollte er mich denn noch rufen?
Wieder stand ich vor der Tür, doch diesmal stand Chris auch dort.
"Hat er dich auch gerufen?", fragte er.
Ich nickte nur, denn im nächsten Moment traten wir beide ein.
"Setzt euch", forderte er uns auf und deutete auf beide Stühle beziehungsweise Sesseln vor seinem Tisch..
"Ohne Schnick Schnack sage ich jetzt, wieso ihr hier seid. Ihr zwei bleibt morgen für die Sitzung", erklärte er.
"Und nun zu dir Selin. Ich bräuchte eine Assistentin. Ich möchte, dass du meine Assistentin wirst", fuhr er fort.
"Natürlich, wenn du möchtest", fügte er hinzu.
"Nein, danke. Ich verzichte lieber. Ich denke, ich sehe dich oft genug", antwortete ich.
"Dann wenigstens als Begleiterin?", fragte er.
"Sag zu Selin. Hier oben wirst du vermisst", entgegnete nun auch Chris.
"I-Ich werde es mir überlegen", erwiderte ich und stand auf.
"Ich würde mich sehr freuen, wenn du zusagen würdest", fügte Dem hinzu bevor ich den Raum verließ.

Ich gesellte mich zu Michelle und Steve und wir unterhielten uns ein wenig. Nagut, zugegeben, wir unterhielten uns schon ziemlich lange.
"Ich verstehe es nicht! Demir ist manchmal echt ein Arsch. Aber so, wie ihr ihn beschreibt ist er genau das Gegenteil", erklärte ich.
"Du hast recht. Was finden alle an ihm? Er sieht ja nicht mal gut aus. Nicht so wie ich", antwortete Steve zustimmend.
Michelle und ich lachten kurz auf.
"Wie dem auch sei. Er ist wie ein Kleinkind. Ständig möchte er etwas. Selin tu dies, Selin tu das. Selin komm, Selin geh. Was will er denn bitte? So ein Idiot. Er denkt, er kann sich alles erlauben, nur weil er der Chef ist. Und seine Wünsche sind für ihn auch sofort Gesetze.
Er ist ein Volldiot", schilderte ich.
Michelle und Steve schauten schockiert und besorgt hinter mich. Oh nein!
Ich kniff langsam die Augen zu.
"Er steht hinter mir, habe ich Recht?", fragte ich vorsichtig und zeigte nach hinten.

Hinter mir hüstelte nun jemand..
"Vollidiot hattest du schon 2 Mal", sagte die tiefe Stimme hinter mir.
Ich drehte mich um und vor mir stand Demir, mit der Schulter an der Wand gelehnt und die Arme vor die Brust verschränkt.
"Ich denke, du hast hier genug Freizeit, so wie es aussieht. Da scheint es kein Problem zu geben, meine Begleiterin zu werden", erklärte er, wobei seine Mundwinkel leicht nach oben zuckten.
"Das ganze kann ich dir auch ins Gesicht sagen. Aber schön, ich werde deine Begleiterin", sagte ich ihm nun zu.
"Das freut mich. Ich kann dich nach Hause fahren, wenn du hier fertig bist", bot er mir an und sah auf seine Uhr.
"Gehen Sie, Liebes. Wir sind hier fertig", sagte Alice, die neben ihm erschien. Ich nickte als Dank und wir stiegen anschließend in sein Auto ein.

"Das wird ja langsam zur Gewohnheit", sagte er und brach somit die kurze Stille im Auto.
"Keine Sorge. Sobald mein Auto da ist, kann ich auch selbst fahren", antwortete ich.
"Ist das keine Gefahr für andere Fahrer?", fragte er und lachte.
"Worauf möchtestdu jetzt hinaus?", fragte ich.
"Irgendwie muss es doch eine Reglung speziell nur für dich geben. Sondergefahren oder so", erläuterte er und lachte weiter.

"Halt an", forderte ich ihn auf, was er dann auch verwirrt machte.
Ich stieg aus und stand jetzt vor seiner Tür.
"Steig jetzt aus", befahl ich ihm.
Er hob unschuldig die Hände in die Luft und stieg aus dem Auto aus.
Bevor er die Tür schloss stieg ich ein und schloss die Tür auf der Fahrerseite.
"Ich werde es dir beweisen", erklärte ich.
Er lachte auf und schüttelte mit dem Kopf.
Anschließend setzte er sich doch auf den Beifahrersitz.
Bevor ich losfuhf hält er sich am Griff über dem Fenster fest.
"Übertreib bitte nicht", erwiderte ich und fuhr nun los.
Nach einer Weile ließ er den Griff auch los.

"Gib mir mal deine Nummer", entgegnete er plötzlich. Mitten im Nichts.
"Wieso sollte ich?", fragte ich und warf ihm einen Seitenblick zu.
"Du bist doch ab jetzt meine Assistentin", antwortete er.
"Ich denke, dass ist kein gutes Argument", erläuterte ich und hielt an, weil wir angekommen waren.
Ich stieg aus, was er mir gleichtat.
"Du bist sehr stur Selin Erdem", sagte er.
"Und du ein ziemlich großer Idiot. Aber leider kann man nichts dran ändern. Du solltest dir beim nächsten Mal ein besseres Argument ausdenken", erklärte ich.
"Bis Morgen, Yilmaz", fügte ich hinzu und schloss meine Haustür auf.
"Das waren jetzt 3 Mal, Erdem", sagte Demir bevor ich die Tür schloss.

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