Ein Klingeln. Der Wecker? Nein. Das Smartphone. Ein Anruf, mitten in der Nacht.
„Ja?"
„Der Himmel ist ganz klar."
„Richtig, es sollen viele Sternschnuppen fallen heute Nacht."
„Ich konnte nicht schlafen."
„Okay."
Jeder andere hätte sich etwas anhören können, bei jedem anderen wäre das Gespräch anders abgelaufen. Bei jedem anderen hätte ich Fragen gestellt.
Nicht bei ihm.
„Hol dir eine Jacke, bitte." Er seufzt.
„Wie spät?"
Ich schaue auf den alten Radio Wecker auf meinem Nachttisch.
„Kurz nach halb drei."
„Oh."
Er ist wieder auf dem Dach. Vermutlich schaut er in den Himmel und pustet seine leichten Locken aus dem Gesicht.
Wie jedes Mal.
Er ruft an, wir reden über belanglose Dinge, unterhalten uns über Musik, Kunst, den Himmel, den Tod. Ich sage ihm, er soll sich eine Jacke holen und stehe auf.
„Denk an die letzte Sprosse, sie ist glitschig."
Ich klettere die Feuerleiter auf das Dach hoch und überspringe besagte Sprosse.
Wir halten uns gegenseitig am Leben, unsere Gespräche gleichen den trüben Alltag aus, längeres Schweigen ist normal.
„Ich habe gekündigt."
„Gut." Er hat lange für diesen Schritt gebraucht. Ich freue mich. Wirklich.
„Die Platte schon gekauft?"
„Letzten Donnerstag." Ich nicke. Ein Künstler hatte eine Woche zuvor neue Musik veröffentlicht, ich wollte mir die Schallplatte im Laufe der nächsten Woche besorgen, er ist da etwas eiliger.
„Du hast es mitbekommen?"
„Jeder hat es mitbekommen."
Schweigen.
„Kannst du deshalb nicht schlafen?" Ich frage vorsichtig, wir reden nicht über unseren Alltag, was die Presse schreibt. Er als Musiker, ich schauspielere. Unsere gemeinsamen Momente sind die Flucht vor der Öffentlichkeit.
„Nein."
„Gut."
Er sagt nicht die Wahrheit und das wissen wir beide.
„Bleib nicht mehr zu lange draußen." Ich mache mich auf den Weg zurück.
„Natürlich."
Die nächste Lüge.
„Pass auf dich auf."
„Auch das."
Ich nicke.
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𝚖𝚘𝚘𝚗𝚕𝚒𝚐𝚑𝚝 𝚝𝚑𝚘𝚞𝚐𝚑𝚝𝚜 𝚒𝚗 𝚕𝚘𝚗𝚎𝚕𝚢 𝚗𝚒𝚐𝚑𝚝𝚜
Short Storylate thoughts // skizzen (kurzgeschichtenartig)