Dieses Mal beobachtete er sie genauer, nahm kleine Feinheiten in ihrem Gesicht wahr, sah dass ihre Haare leichte Wellen warfen und im Licht schimmerten, etwas heller wirkten.
Sie schaute auf. Er wollte weg gucken, doch ihr Blick fing ihn ein.
Diese kleinen Augenkontakte hatten ihn schon die Woche zuvor fasziniert und er hatte sich vorgenommen sie endlich anzusprechen.
Die nächste Station musste er eigentlich aussteigen, es war seine Bushaltestelle und sie saß noch immer ganz ruhig auf ihrem Platz.
Der Bus hielt, die Tür öffnete sich und ein paar Sekunden später schloss sie sich wieder. Er stand still und der Bus fuhr weiter.
Er war sich sehr unsicher warum er dies tat, aber er wollte wenigstens herausfinden, wo sie ausstieg, wenn er sich schon nicht traute sie anzusprechen. Zurück würde er schon irgendwie kommen.
Felder zogen vorbei, vereinzelt Bäume, hier und da ein kleiner Hügel. Und schließlich - kurz vor Ende der Linie stand sie auf, lächelte ihn ein letztes mal an, stockte kurz, drehte sich noch einmal um.
Der Bus bremste. Die Tür öffnete sich zischend und sie schaute ihn weiter an, als erwartete sie etwas. Der Junge nahm seine Kopfhörer heraus und lächelte entschuldigend, er war zu schüchtern.
Schließlich stieg sie aus und ihr Körper wurde in der Ferne kleiner und verblasste.
Am nächsten Tag erinnerte der Junge sich an ihr Lächeln, ihr Gesicht. Am übernächsten fragte er sich, wie ihre Stimme wohl klang. Und noch Jahre danach bereute er sie nicht angesprochen zu haben. Nicht einmal kurz „Hallo" gesagt zu haben.
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𝚖𝚘𝚘𝚗𝚕𝚒𝚐𝚑𝚝 𝚝𝚑𝚘𝚞𝚐𝚑𝚝𝚜 𝚒𝚗 𝚕𝚘𝚗𝚎𝚕𝚢 𝚗𝚒𝚐𝚑𝚝𝚜
Short Storylate thoughts // skizzen (kurzgeschichtenartig)